Julia Floß' LieblingsortLegendäre Kiewer Torte: Das „Odessa“ ist einen Besuch wert

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odessa außen

Das Restaurant Odessa in der Südstadt.

Köln – Wer aktuell einen Platz im Restaurant Odessa ergattert, sollte Hunger und Zeit mitbringen. Yuriy Krapivny schmeißt den Laden alleine, also den Service. Der Ukrainer eröffnete vor knapp zwölf Jahren sein Restaurant in der Kölner Südstadt. Die Pandemie nötigte auch ihn dazu, Öffnungszeiten anzupassen und Personal zu reduzieren. Die Gäste wurden weniger, die Kosten blieben. Der Umschwung kam plötzlich. Aus traurigem Anlass.

Seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine ist das wachsende Interesse an der ukrainischen Kultur im Odessa deutlich zu spüren. Das Reservierungsbuch von Yuriy ist ebenso voll wie sein Restaurant. Das Stimmengewirr der Gäste übertönt die Hintergrundmusik. Man hört verschiedene Sprachen.

odessa betreiber

Yuriy Krapivny in seinem ukrainischen Restaurant Odessa in der Kölner Südstadt. 

Ukrainisch, russisch, deutsch, englisch – das Publikum ist bunt gemischt. Yuriy eilt von Tisch zu Tisch, entschuldigt sich für die Wartezeit, nimmt Bestellungen auf, füllt Gläser, serviert Teller, entschuldigt sich erneut, räumt Tische ab und eilt weiter. Dabei bleibt er stets unglaublich herzlich.

Im Odessa gibt es Klassiker aus der ukrainisch-russischen Küche

Wenn Yuriy sich nicht um sein Restaurant kümmert, helfen er und seine Familie als Übersetzer Geflüchteten bei Behördengängen. „Da gibt es sehr viel zu tun. Deshalb mussten wir erneut die Öffnungszeiten anpassen“, erklärt er. Die aktuellen Öffnungszeiten werden stets online kommuniziert. Ansonsten hilft das Telefon. Das sollte man so oder so benutzen und unbedingt reservieren.

Die Karte im Odessa ist der ukrainisch-russischen Küche gewidmet. Es gibt Klassiker wie Hering im Pelzmantel, Bliny mit Kaviar, eingelegtes Gemüse, Soljanka und Schaschlik. Den Auftakt macht die Borschtsch, die berühmte Suppe mit den vielen Konsonanten.

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Wareniki mit Lachsfüllung

Ein kräftiger Eintopf aus Roter Beete, Kohl, Zwiebeln und Kartoffeln. Das Gemüse hat Biss, die Brühe schmeckt herrlich würzig. Dazu wird Smetana serviert. Der säuerliche, sehr cremige Schmand darf in sämtlichen Ländern Osteuropas nicht fehlen und entfaltet auch hier seine magische Wirkung.

Die Torte ist ein fantastisch wildes Bauwerk

Ich entscheide mich für die hausgemachten Wareniki, halbmondförmige Teigtaschen. Die wohl bekannteste Version ist die mit Kartoffelfüllung. Im Odessa gibt es gebratene Zwiebeln, Pilze und – natürlich – Smetana dazu. Ein wunderbarer Teller. Die Wareniki mit Lachsfüllung werden mit Fischveloté serviert, also einer hellen Fischsauce und können locker mithalten.

Das große Finale passt kaum noch rein, hätte allerdings einen eigenen Artikel verdient: die legendäre Kiewer Torte. Dieses fantastisch wilde Bauwerk aus Haselnusscreme, Meringue, Haselnuss-Biskuit und Buttercreme. Ich bin noch unsicher, ob es sich um Biskuit oder sogar zerbröselte Haselnussmakronen handelt – in jedem Fall, ist dieses, nicht unbedingt leichte Dessert, eine Sensation. Ich werde meine Kiewer Torten-Recherche noch vertiefen und hoffe inständig, dass sich Yuriy bald wieder ausschließlich auf sein wunderbares Restaurant konzentrieren kann und dieser unfassbare Wahnsinn ein Ende hat.

Julias Auswahl im Restaurant Odessa

Knusprige Auberginen mit Quark und Walnüssen // 6,50 Euro

Borschtsch // 6,50 Euro

Wareniki // hausgemachte Teigtaschen mit Kartoffelfüllung, gebratenen Zwiebeln, Pilzen und Smetana // 10,50 Euro

Wareniki // hausgemachte Teigtaschen mit Lachsfüllung und Fischsauce // 11,50 Euro

Kiewer Torte mit Haselnusscreme und Meringue // 7,50 Euro

www.restaurantodessa.deRestaurant Odessa, Im Ferkulum 32, 50678 Köln, Öffnungszeiten: Do-Sa 18-23 Uhr, Tel: 0221/4295101

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