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Gastronomie in KölnSpitzenköchin Julia Komp verlässt Mülheimer Lokschuppen

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Spitzenköchin Julia Komp sucht ein neues Restaurant in Köln.

Köln – Gerade einmal zwei Wochen war das Restaurant Lokschuppen von Spitzenköchin Julia Komp in Mülheim nach dem Lockdown wieder geöffnet, die Tische lange im Voraus ausgebucht. Doch ab Mitte Juni bekamen alle, die reserviert hatten, eine Stornierung ins E-Mail-Postfach. Die Begründung: Die Küchen-Chefin sei erkrankt. Auch Spaziergänger am Mülheimer Rheinufer wunderten sich, dass das zum Lokschuppen gehörende Bistro Anker 7 verwaist war. „Derzeit arbeiten wir an der Wiedereröffnung und bitten Sie um ein wenig Geduld“, ist auf der Lokschuppen-Homepage zu lesen. Das angegebene Datum: 20. Juli. Doch nun steht fest, dass Restaurant und Bistro ohne Julia Komp wiedereröffnen werden. Lokschuppen-Geschäftsführer Fritz Hamacher hat der 32-Jährigen gekündigt.

Julia Komp erklärt, Grund für die Trennung seien unterschiedliche strategische Auffassungen zwischen ihr und Hamacher. „Wir hatten zuletzt verschiedene Wünsche, Träume und Interessen, was die kulinarische Ausrichtung angeht. Ich wünsche dem neuen Konzept viel Glück und danke dem Team. Vor allem aber danke ich den Gästen, die uns auch in der Corona-Krise enorm unterstützt haben.“ Sie habe den Lokschuppen zum 30. Juni verlassen.

Komps kulinarische Ambition ist klar: Sie will den Stern zurückerobern, den sie 2016 als 27-Jährige im Kerpener Schloss Loersfeld erobert hat. Die damals jüngste Sterneköchin Deutschlands verließ das Schloss im Jahr 2018 für eine 14-monatige Weltreise, um ihren kulinarischen Horizont zu erweitern. Zurück im Rheinland wollte sie ursprünglich ihr eigenes Restaurant Sahila eröffnen, übernahm aber zunächst den Lokschuppen im Mülheimer Hafen, der bis dahin eine Event-Location war. Die für März 2020 geplante Eröffnung musste wegen der Corona-Krise in den Herbst verschoben werden. Nur wenige Wochen nach der Eröffnung kam der zweite, monatelange Lockdown. Komp bot ambitionierte Take-Away-Gerichte an. Wie bei vielen Restaurants ging es darum, für die Gäste weiterhin präsent zu bleiben. Als der Guide Michelin im März 2021 die neuen Sterne verkündete, zeigten sich viele Gastrokritiker überrascht, dass Komp, die vom Schlemmer-Atlas 2020 zur Köchin des Jahres gekürt worden war, keinen erhielt.

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Aus dem Umfeld des Lokschuppen ist zu hören, dass der Geschäftsführer eine weniger ambitionierte Küche anstrebt. Hamacher bestätigt auf Anfrage, er arbeite mit dem Küchenteam an einem neuen Konzept: So soll nach den Sommerferien ein „gut bürgerlicher" Mittagstisch an Wochentagen und an Sonntagen ein regelmäßiger Brunch angeboten werden. Sein Ziel, so Hamacher, sei stets gewesen, mit dem „Lokschuppen auch ein Angebot für alle Kölner und insbesondere für die Mülheimer Bevölkerung an diesem besonderen Ort am Rheinufer zu schaffen“.

Komp will noch in diesem Jahr den Traum eines eigenen Restaurants mit 25 Plätzen verwirklichen und sucht derzeit Räume dafür. Sahila soll es immer noch heißen, Arabisch für Anführerin der Sterne. „Ich möchte unbedingt in Köln bleiben, würde gerne meinen Stern zurück erkochen und die Gäste mit auf meine kulinarische Reise nehmen“, erklärt sie. Gehobene Küche mit orientalischem Touch, so die Kurzformel. Darüber hinaus verfolgt sie weitere kulinarische Projekte: Im September kommt ihr erstes Kochbuch mit Rezepten heraus, zu denen sie auf ihrer Weltreise inspiriert wurde. Ab September bringt sie zusätzlich zu ihrem Olivenöl Kenzolie auch einen eigenen Kaffee im Rewe-Sortiment heraus.

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