Spazierengehen wo einst die Römerinnen und Römer badeten: Am Welterbetag am Sonntag, 1. Juni, kann man die römische Geschichte des Rheinlands besonders gut erkunden.
Unesco-WelterbetagEin Besuch bei den Römerinnen und Römern am Rhein

Der Grundriss der heutigen Hofanlage von Haus Bürgel entspricht noch zum Großteil dem Umfang des römischen Kastells aus der Spätantike.
Copyright: Baoquan Song
Wo heute im Kölner Stadtteil Marienburg große Villen stehen, lag vor mehr als 2000 Jahren das Lager der römischen Rheinflotte – eine der wichtigsten Militärbasen des römischen Reichs. Wo Gläubige in der Kirche St. Cäcilien nahe dem Neumarkt beten, badeten früher die Römer in prunkvollen Thermen. Colonia Claudia Ara Agrippinensium, heute Köln, bildete damals die äußerste Grenze des römischen Imperiums. Über eine Distanz von 400 Kilometern zwischen Katwijk aan Zee in den Niederlanden bis Bad Hönningen-Rheinbrohl in Rheinland-Pfalz trennte der Rhein die römische Kolonie von den germanischen Siedlungen am anderen Ufer.
Heute erzählen die Fundstellen entlang dieser antiken Flussgrenze – genannt Niedergermanischer Limes – viel über das römische Leben. Nicht umsonst ist er seit 2021 Unesco-Welterbe. Am 1. Juni, dem Welterbetag, versucht man an mehreren Fundstätten in der Kölner Umgebung, Besuchern das römische Erbe näher zu bringen.
Funde wie in Pompeji
Fuhr man auf einem römischen Schiff den Rhein entlang, sah man am Ufer Wachttürme, Militärlager und bürgerliche Städte mit ihren Badehäusern, Tempeln und Amphitheatern. All das ist in Welterbestätten wie Haus Bürgel bei Monheim, dem Kölner Praetorium und in Xanten am Niederrhein noch sichtbar.

Haus Bürgel bei Monheim: Die heutige Biologische Station mit Museum ist das besterhaltene römische Kastell am niedergermanischen Limes, gebaut wurde es 315.
Copyright: dpa
„In der Nähe des Rheins sind die Böden feucht“, erklärt Alfred Schäfer vom Römisch-Germanischen Museum in Köln. „Dadurch liegen die Funde besonders tief und sind erstaunlich gut erhalten.“ Archäologen haben sogar organische Stoffe, wie beispielsweise Holz von alten Wachttürmen, finden können – Eine archäologische Besonderheit.
Als die Kölner U-Bahn ausgebaut wurde, fanden Kölner Archäologen um das Jahr 2007 herum riesige Mengen an römischem Müll, darunter Teile von Amphoren, also Gefäße, in denen die Römer Wein oder Öl aufbewahrten. Das Besondere: Die Tintenaufschriften auf den Amphoren sind erhalten geblieben. „Pinselaufschriften halten sich eigentlich nur unter ganz bestimmten Bedingungen“, sagt Schäfer. „Derartig gut erhaltene Schriften findet man sonst nur in Pompeji.“ Die Fundstelle im Bereich Altermarkt und Heumarkt war zur Zeit der Römer ein Seitenarm des Rheins. „Flüsse waren die Autobahnen der Antike“, sagt Schäfer. Warentransport und Handel liefen vor allem über den Rhein.
Kölner Dom und Praetorium
Den Welterbetag am 1. Juni gestalten die Kölner Domgrabung und das MiQua – das römisch-jüdische Museum, das bald in Köln entstehen soll. Besucher können an diesem Tag den Kölner Dom und das römische Praetorium, also den Statthalterpalast, als Teil des Niedergermanischen Limes kennenlernen. Der Kölner Statthalterpalast war der wichtigste römische Palast am Rhein.

Baptisterium bei Nacht
Copyright: Hohe Domkirche Köln, Dombauhütte; Foto: Jennifer Rumbach
Rekonstruktionen und Filme ermöglichen den Besuchern, sich ins römische Köln zurückzuversetzen. Um 12 Uhr, 14 Uhr und 16 Uhr finden kostenlose, geführte Touren statt. Zwischen 13 Uhr und 15 Uhr können Besuchende zudem Teile der Kölner Domgrabung besichtigen. Die Besteigung des Dom-Turms ist vom Roncalliplatz aus möglich.
Haus Bürgel und Reiterkastell Dormagen
Nur wenige Kilometer vom damaligen Statthalterpalast in Köln entfernt, findet man heute das Haus Bürgel. Vor vielen Jahren befand sich hier ein Hilfstruppenkastell der Römer. Anlässlich des Welterbetags finden zwei geführte Radtouren statt, die das Welterbe Haus Bürgel mit einem zweiten Welterbe, dem Reiterkastell Durnomagus in Dormagen verbinden. In beiden waren Soldaten stationiert, die die Rheingrenze bewachten.
Im Haus Bürgel erfahren Besucher mehr über das Leben der römischen Soldaten. In Dormagen wartet das historische Rathaus mit seiner Welterbe-Ausstellung und dem römische Garten. Eine geführte Fahrradtour startet auf der Monheimer Seite, die andere in Dormagen. Zwischen 10 Uhr und 15 Uhr legen die Teilnehmer 14 Kilometer auf dem Fahrrad zurück. Zwischendurch gibt es eine gemeinsame Mittagspause auf halber Strecke.
Interessierte sollten sich vorab per E-Mail oder telefonisch bei den Veranstaltern anmelden. Die geführte Radtour kostet etwa 10,50 Euro inklusive der Museumseintritte, Führungen und Fährfahrt. Genauere Informationen, etwa zu Treffpunkt und Mittagspause, sind auf der Website von Haus Bürgel zu finden oder durch einen Anruf bei 02173 / 951 89 30.
Römisches Xanten
Rund zwei Autostunden von Köln entfernt liegt der archäologische Park Xanten. Früher befand sich hier die römische Stadt Colonia Ulpia Traiana. Wie in Köln gab es auch hier eine Bürgerkolonie der Römer. Colonia Ulpia Traiana ist die einzige römische Stadt im Unesco-Welterbe. Das römische Xanten wurde in den folgenden Jahrhunderten kaum mit neueren Gebäuden überbaut. Die Fundstellen sind deshalb gut erhalten und besonders anschaulich.

Die militärischen Elemente der einstigen römischen Stadt Colonia Ulpia Traiana - heute Xanten - sind Teil des Unesco-Weltkulturerbes. Dieses alte Theater stammt noch aus römischer Zeit.
Copyright: dpa
Ein rekonstruierter Tempel, Handwerkshäuser, die große Therme, römische Gartenanlagen und Weinkeller – alles ist detailgetreu nachgebaut. Wer durch den Park schlendert, fühlt die alte römische Stadt förmlich wieder erwachen. In einem großen Amphitheater finden einmal im Jahr römische Festspiele statt. Kinder können selbst die Spiele ausprobieren, die ihre römischen Altersgenossen damals auf den Straßen gespielt haben.
Am 1. Juni wird es mehrere offene Führungen durch den archäologischen Park sowie Römermuseum geben. Der Park bietet zudem um 14.30 Uhr eine Führung in Gebärdensprache durch den Limespavillon an. Dieser bringt Besuchern - auch abseits des Welterbetags - die geschichtsträchtigen Orte am Niederrhein näher. Die Führungen kosten bis zu zwei Euro pro Person. Ein Tageseintritt in den Park beträgt 11 Euro.
Stadtführung durchs römische Remagen
Das Kastell Rigomagus, heute Remagen, war der südlichste Stützpunkt am Niedergermanischen Limes. Dort wo sich heute kleine Läden und Wohnhäuser befinden, stand früher eine römische Festung.

Im Museum kann der Besucher Stadtmauerreste, die römische Heizung und andere Funde besichtigen.
Copyright: Römisches Museum Remagen
Jeden Sonntag um 14 Uhr bietet die Touristeninformation eine geführte Tour durchs römische Remagen an. Die Besucher besichtigen die römische Heizung, Stadtmauer und verschiedene Funde, die im Museum ausgestellt sind. Anlässlich des Welterbetags endet die Führung mit einer Verkostung von römischem Gewürzwein im Museum.