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„Alte Liebe rostet nicht“Mit dem Ford Taunus in den Taunus

Lesezeit 4 Minuten
„Ich halte die Nase rein und bin im Jahr 1965. Das ist wie eine Zeitkapsel“, sagt Yilmaz Dogan über seinen Ford Taunus 12M P4. Das Modell bot Platz wie in der Mittelklasse, war aber damals nicht viel teurer als ein Käfer.

„Ich halte die Nase rein und bin im Jahr 1965. Das ist wie eine Zeitkapsel“, sagt Yilmaz Dogan über seinen Ford Taunus 12M P4. Das Modell bot Platz wie in der Mittelklasse, war aber damals nicht viel teurer als ein Käfer.

Für Yilmaz Dogan ist sein Ford Taunus 12M P4 wie eine Zeitkapsel. Er fährt ihn auch, um bei Menschen ein wenig Nostalgie auszulösen.

Wo früher die Firma Klöckner-Humboldt-Deutz Landmaschinen auf Züge verlud, stehen heute – unter anderem – die Schätze von Yilmaz Dogan. Elf Oldtimer parkt der 55-Jährige in einer Industriehalle in Kalk. Beruflich arbeitet Yilmaz Dogan als Bildungsträger mit der Kreishandwerkerschaft Rhein-Erft zusammen. Als Coach hilft er Handwerkslehrlingen mit fachlichen Problemen, ihre theoretischen und praktischen Ausbildungsziele zu erreichen. Yilmaz Dogan selbst ist gelernter Kfz-Meister mit Faible für alte Autos. Zu den Highlights seines Fuhrparks gehört ein Ford Taunus 12M P4 aus dem Jahr 1965 – ein in den USA entwickeltes Kompaktmodell aus Kölner Produktion, das Dogan eigentlich gar nicht wollte.

  1. Typ: Ford Taunus 12M P4
  2. Baujahr: 1965
  3. Leistung: 50 PS
  4. Zylinder: 4
  5. Hubraum: 1500 ccm
  6. Max. km/h: 130
  7. Verbrauch: 8 Liter
  8. Gebaute Exemplare: 680.206
  9. Neupreis: Ca. 5600 D-Mark
Der Motor des 12M P 4 ist zuverlässig, neigt aber zum Überkochen.

Der Motor des 12M P 4 ist zuverlässig, neigt aber zum Überkochen.

Deshalb habe ich ihn:

Vor zwölf Jahren hatte ich bei einem Autohändler ein Auge auf einen Ford 17M von 1966 geworfen, weil meine Eltern früher so einen hatten. Da hat mir der Händler den kleineren 12M, der neben dem 17M stand, gleich mit angeboten. Erst wollte ich nicht, habe ihn nach langen Diskussionen aber doch gekauft. Ich kannte dieses Modell gar nicht. Meine Eltern, die 1977 aus der Türkei nach Deutschland kamen, hatten eher die großen Fords wie den Granada. Wenn wir in die Türkei fuhren, brauchten wir schließlich einen großen Kofferraum. Den 12M habe ich ein Jahr lang restauriert und dann meiner Freundin geschenkt, weil sie den Wagen so gut fand. Als wir uns getrennt haben, wollte sie ihn mir zurückschenken, weil sie nicht alleine damit fahren wollte. Aus Angst, damit liegenzubleiben. Ich habe ihn schließlich zurückgekauft, einfach, um klare Verhältnisse zu schaffen.

Den Ford hat Yilmaz Dogan im originalen Zweifarben-Look der 1960-er Jahre lackieren lassen. Markant ist auch die „Bügelfalte“ in den Seitenblechen.

Den Ford hat Yilmaz Dogan im originalen Zweifarben-Look der 1960-er Jahre lackieren lassen. Markant ist auch die "Bügelfalte" in den Seitenblechen.

Das kann er:

Du kannst die Leute ohne großen Aufwand glücklich machen. Wenn ich in Köln oder auf der Autobahn unterwegs bin, heben viele den Daumen. Auch auf Oldtimertreffen schwelgen Besucher oft in Erinnerungen, weil sie früher so ein Auto hatten. So etwas fährst du für dich selbst, aber auch für die anderen Leute. Liegen geblieben bin ich übrigens noch nie. Der Motor ist dankbar, der läuft immer. Der springt auch immer an. Und dann der Geruch. Die alten Autos verströmen alle ihren eigenen Duft. Ich halte die Nase rein und bin im Jahr 1965. Das ist wie eine Zeitkapsel.

Das kann er nicht:

Im Stau ist die Gefahr, dass das Kühlwasser überkocht. Ich habe deshalb nachträglich einen Lüfter aus einem Motorrad eingebaut. In der Stadt lasse ich außerdem die Motorhaube einen Spalt offenstehen, um Fahrtwind hineinzulassen. Er hat auch keinen Bremskraftverstärker, das Bremsen benötigt also etwas mehr Kraft. Aber das gehört für mich einfach zum Fahrgefühl dazu.

Blinkereinsätze in Orange hatte der Ford 12M P4 nicht zu bieten, hier zeigt sich die amerikanische Herkunft des Modells.

Blinkereinsätze in Orange hatte der Ford 12M P4 nicht zu bieten, hier zeigt sich die amerikanische Herkunft des Modells.

Das habe ich für ihn getan:

Den Motor habe ich komplett zerlegt und viel an der Karosserie geschweißt. Die Schweller, Bodenbleche und Seiten waren durchgerostet. Alleine die Schweißarbeiten haben mich acht bis zehn Wochen lang täglich in Anspruch genommen. In Videos sieht das Schweißen oft so einfach aus. Deshalb haben viele Auszubildende auch falsche Vorstellungen davon. Aber so einfach ist das nicht, das ist viel Arbeit. Die Lackierarbeiten in den originalen Farben von damals habe ich aber nicht selbst übernommen. Man muss auch wissen, was man nicht kann. Insgesamt war dieses Auto jede Mühe und jeden Cent wert. Dass die Leute zufrieden sind, wenn sie den Ford sehen und dabei allen Stress vergessen, ist unbezahlbar.

Das schüsselförmige Dreispeichenlenkrad und das quer verlaufende Tachoband prägen den Innenraum.

Das schüsselförmige Dreispeichenlenkrad und das quer verlaufende Tachoband prägen den Innenraum.

Das haben wir erlebt:

Meine Freundin und ich haben damit viele Bekannte besucht oder sind zum Segeln gefahren. Wir waren mit dem Taunus auch im Taunus. Wir wollten immer mal eine Oldtimerrallye mitmachen, dazu ist es aber nie gekommen. Am Wochenende unterrichte ich eben immer. Das ist der einzige Nachteil in meinem Job. Ab und zu lasse ich auch die Azubis eine Runde mit dem Ford drehen. Da merken sie, wie es ist, ohne Bremskraftverstärker zu fahren. Die jungen Leute mögen aber die alten Autos. In welchem modernen Fahrzeug gibt es heute denn noch eine Lenkradschaltung?

Das haben wir vor:

Pflegen und fahren. Ich suche außerdem eine neue Halle, für meine Autos, aber vor allem für die Arbeit mit den Azubis. Denn in Kalk gibt es keine Heizung und zu wenig Platz. Optimalerweise handelt es sich um eine alte Werkstatt im Rhein-Erft-Kreis mit zwei Hebebühnen und Raum für den Unterricht.

Aufgezeichnet von Tobias Christ