Angst vor Ende der MaskenpflichtImmer mehr Corona-Fälle an Kölner Schulen

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Viele positive Schultests in den ersten Tagen nach den Ferien.

Köln – Drei Tage nach dem Ende der Herbstferien zeigt sich an den Kölner Schulen ein deutlicher Anstieg der Corona-Fallzahlen. Allein am Montag und Dienstag wurden dem Gesundheitsamt 99 Indexfälle gemeldet. Aktuell sind nach Angaben der Stadt 252 Schulkinder infiziert. Einzelne Schulen wie das Dreikönigsgymnasium in Bilderstöckchen melden allein sechs Positivfälle bereits nach zwei Tagen Schule. Auch das Deutzer Gymnasium Thusneldastraße meldete bereits vier Fälle. Obwohl es – wie an sehr vielen anderen Schulen – vor den Herbstferien wochenlang gar keine neuen Fälle mehr gegeben hatte. „Die jetzt ansteigende Zahl der positiven Fälle zeigt eben wieder ganz deutlich, dass diese Pandemie noch nicht vorbei ist“, konstatiert Schulleiter André Szymkowiak.

Angst vor erneutem Distanzunterricht in Köln

Und es schürt in den meisten Schulen die Sorge, was in den kommenden Wochen passiert, sollte Bildungsministerin Yvonne Gebauer an diesem Donnerstag verkünden, dass die Maskenpflicht an den Schulen in NRW wie geplant ab der kommenden Woche fällt. „Bei uns herrscht Angst im Kollegium“, sagt der stellvertretende Schulleiter des Dreikönigsgymnasiums Tim Höttermann. Ein Weglassen der Maske werde sehr kritisch gesehen. „Wenn wir jetzt lockern, gehen wir auf das Risiko zu, im Dezember wieder in den Distanzunterricht gehen zu müssen.“

Eine Sorge, die er mit vielen Schulleitungen teilt. Bei den jetzt in seiner Schule aufgetretenen Fälle hätten die betroffenen Schüler alle keine Symptome gehabt. „Sie sind nur per Test erkannt worden“, erläutert Schulleiter Szymkowiak. Das zeige die absolute Notwendigkeit weiterhin Schutzmasken zu tragen, um einer ungehemmten Verbreitung und potenziell riesigen Clustern etwas entgegenzusetzen. „Unser Hygienekonzept an der Schule hat bis jetzt sehr gut funktioniert. Das soll so bleiben und daher möchten wir vorerst keine Veränderungen bezüglich der Schutzmasken“, fordert er.

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Bislang haben in Nordrhein-Westfalen erst 40,1 Prozent der Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren einen vollständigen Impfschutz. 45,2 Prozent sind mindestens ein Mal geimpft. Köln steht mit einer Quote von 46,2 Prozent vollständig Geimpfter zwischen zwölf und 17 vergleichsweise gut da. Die mahnenden Blicke vieler, die in Schule Verantwortung tragen, richten sich derzeit nach Bayern. Dort wurde die Maskenpflicht am 4. Oktober abgeschafft. Inzwischen liegt in Bayern die Inzidenz bei den sechs- bis Elfjährigen bei 415, bei den Zwölf- bis 15-Jährigen bei 391. Eine Wiedereinführung der Maskenpflicht nach dem dortigen Ende der Herbstferien wird diskutiert, um einen neuen Lockdown zu vermeiden.

Man befinde sich dort bereits jetzt auf einem Niveau, auf dem im vergangenen Jahr im Dezember die Schulen geschlossen worden seien, sagte der Präsident der Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, der vor allem in den Grundschulen Handlungsbedarf sieht. Der Verband fordert bundesweit die Wiedereinführung der Maskenpflicht an Schulen.

Das sehen längst nicht alle so. Vor allem in Grundschulen setzen sich viele Eltern dafür ein, die Kinder, die auf Mimik angewiesen sind, vom Masketragen zu befreien. Neben einer Elterninitiative der Rosenmaar-Grundschule hat die von der Kölnerin Nina Hoppe mit initiierte Petition „Abschaffung der Maskenpflicht am Platz in NRW“ innerhalb weniger Wochen inzwischen 33.393 Unterzeichner gefunden.

Kinderärzte warnen dagegen vor einer vorschnellen Abschaffung der Maskenpflicht. „Wenn dann im Winter doch wieder ganze Klassen in Quarantäne müssen oder gar Schulen schließen“, haben wir etwas Gravierendes falsch gemacht“, so Dötsch, der auch Präsident der deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin ist. Dann müssten die Kinder wieder die Zeche zahlen. Aktuelle Publikationen würden die Wirkung der Masken in den Schulen inzwischen klar belegen und hätten eine Reduktion der Ansteckungen um 40 Prozent eruiert.

Kaum Luftfilter an Kölner Schulen

Die Beschaffung der Luftfilteranlagen für Klassenräume läuft trotz sich verschärfender Pandemielage und des bevorstehenden Winters weiter stockend. Im Rahmen der so genannten „ad hoc Beschaffung“ von 276 Geräten konnten bislang 95 Luftfilter an Kölner Schulen ausgeliefert und in Betrieb genommen werden. Die Stadt hatte den Kölner Schulen eine Ausstattung auf eigene Kosten zugesagt, woraufhin diese 5965 Geräte beantragt hatten. Wann diese Geräte angesichts eines leer gefegten Marktes und einer noch nicht beendeten Ausschreibung über 10.000 Geräte wirklich in den Klassen stehen werden, ist völlig unklar. In NRW sind laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung bislang in lediglich 15 Prozent der Schulen Luftfilter im Einsatz. In Bayern ist das in 40 Prozent der Schulen der Fall.  

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