Arm in der Pandemie„Hartz IV ist kein Almosen, die Menschen haben ein Recht darauf"

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Flaschensammler sind in einigen Deutschen Großstädten ein häufiges Phänomen. (Symbolbild)

Köln – Frau Würker, offensichtlich gibt es arbeitslose Menschen, die davon ausgehen, bei einer neuen Antellung die Probezeit gerade in der Pandemie nicht zu überstehen. Sie befürchten bei einer Kündigung nicht schnell genug Hilfe von Ihnen zu bekommen und keine Mittel zu haben, diese Zeit zu überstehen. Was raten Sie diesen Menschen? Ich kann das sehr gut verstehen. Zunächst möchte ich aber sagen, dass viele Arbeitgeber viel mehr Verständnis für bestimmte Nöte haben als noch vor der Pandemie, gerade was zum Beispiel die Schwierigkeit der Kinderbetreuung anbelangt. Deswegen würde ich immer versuchen, das Gespräch mit dem Arbeitgeber zu suchen und die Probleme zu thematisieren. Sich vor lauter Angst gar nicht zu bewerben, ist keine Lösung. Angst ist der schlechteste Begleiter.

Und doch kann es passieren, dass Menschen wieder auf der Straße stehen und erneut auf Hilfeleistungen angewiesen sind. Wie lange müssen diese Menschen darauf warten?

Da muss man tatsächlich unterscheiden. Wir brauchen für die Bearbeitung nur zwischen 5 und 10 Tagen, das messen wir auch regelmäßig. Danach dauert es drei bis vier Tage bis die Bank das Geld überweist. Manchmal ist es allerdings schwierig und langwierig, die erforderlichen Unterlagen zusammenzusuchen. Wir brauchen ja Sozialversicherungsausweis, die letzten Nebenkostenabrechnung und so einiges mehr. Wir kommen nicht drum herum, dies alles zu prüfen.

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Was, wenn bereits eine Woche einem arbeitslosen Menschen zum Verhängnis werden kann -  egal ob er schon wieder oder zum ersten Mal arbeitslos wird?

Auch darauf können wir reagieren: Wenn jemand komplett mittellos ist, also nicht weiß, wie er etwas zu essen kaufen soll, dann ist das Jobcenter die richtige Adresse. Wir nehmen das sehr ernst. Bei uns kann man den Notfall geltend machen und wir können einen Vorschuss bar ausbezahlen. Unsere Pflicht ist es natürlich, das zu prüfen. Und man muss unsere Fragen aushalten. Aber ich möchte betonen: Hartz IV ist kein Almosen, die Menschen haben ein Recht darauf. Und dafür muss man sich nicht schämen. Denn es kann tatsächlich jeden einmal treffen.

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