Baustopp auf KHD-GeländeSpekulationen um Kölner Consus-Baustellen

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Baustopp auf dem ehemaligen KHD-Gelände. Im Hintergrund sieht man den denkmalgeschützten "Eckigen Rundbau".

Köln – Die Baugruben sind seit langem ausgehoben. Aber sonst deutet nichts darauf hin, dass hier bald irgendetwas gebaut wird. Der Teil der Großbaustelle auf dem ehemaligen KHD-Gelände an der Deutz-Mülheimer Straße, für den die Firma Consus zuständig ist, ruht. Nach Berichten über einen mutmaßlichen Stillstand bei einem weiteren prominenten Consus-Projekt - dem Umbau des alten Postverteilzentrums an der Stolkgasse in der Innenstadt – wird in der Baubranche viel spekuliert.

Ein Auftragnehmer aus Kerpen hatte sich beim „Kölner Stadt-Anzeiger“ gemeldet und von unbezahlten Rechnungen in Millionenhöhe berichtet. Nach der Berichterstattung über die Klage des Geschäftsführers der KB Bau, Ferid Kulin, haben weitere Firmen aus verschiedenen Bereichen offene Forderungen gegenüber Consus bestätigt. Seit Monaten werde nicht gezahlt, klagen drei Firmen im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Auf Erinnerungen, Bitten und Mahnungen werde nicht reagiert. „Unsere Existenz ist akut gefährdet“, so ein Unternehmen aus Berlin.

Streit mit dem Generalunternehmer

In Mülheim arbeitet Consus mit dem Unternehmen Kondor Wessels als Generalunternehmer zusammen. Anfragen zum Baustopp beim Millionen-Projekt „Cologneo“ und zum Verhältnis mit Consus wolle man nicht beantworten, teilt eine Sprecherin mit. Auch Consus tut sich schwer mit Transparenz. Fast drei Wochen ließ man sich in der Berliner Unternehmenszentrale mit der Beantwortung einer Presseanfrage Zeit. Die Baustelle ruhe „aufgrund erforderlicher Klärungen mit dem Generalunternehmer“. Anlass sei aber „keinesfalls allein ein Streit über offene Rechnungen, sondern Gespräche hinsichtlich der wechselseitig vertragsgerecht zu erbringenden Leistungen“. Mehr möchte man aus Rücksicht auf die Vertragsbeziehungen nicht sagen.

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Verwaiste Baugruben für das Großprojekt Cologneo: Consus bestätigt einen vorläufigen Baustopp an der Deutz-Mülheimer Straße (links im Bild).

Als es um den mutmaßlichen Baustopp an der Stolkgasse ging, hatte Consus behauptet, dass es sich bei dem klagenden Unternehmer um einen Einzelfall handele. In der neuen Stellungnahme ist nun von „diversen fälligen Forderungen gegenüber der Consus RE GmbH“ die Rede. Man unterziehe alle Bauprojekte, die man von der ehemaligen CG-Gruppe übernommen hat, „einer umfassenden Prüfung“. Hierbei sei es „zu zahlreichen offenen und mit den jeweiligen Gewerken zu erörternden Fragen gekommen, deren Klärung gegenwärtig noch andauert. Es handelt sich also keineswegs um durchweg fällige, offene und in vollem Umfange berechtigte Forderungen, sondern durchaus um zahlreiche Forderungen, deren Berechtigung in Frage steht“.

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Wer das Geflecht durchschauen will, mit dem es die Unternehmen zu tun haben, die einst Verträge mit der nicht mehr existierenden CG-Gruppe abgeschlossen haben, hat es nicht leicht. Die Firma mit den Initialen des streitbaren und streitfreudigen Unternehmers Christoph Gröner wurde 2020 in die Consus RE AG umfirmiert und dann in eine GmbH umgewandelt. Gröner blieb dem Rechtsnachfolger seiner Firma vorübergehend als Großaktionär und Aufsichtsratsmitglied verbunden. Kurz darauf schloss sich der Consus-Mutterkonzern, die Consus Real Estate AG, mit ADO Properties und Adler Real Estate zur neuen Adler Group zusammen.

Teil in einem riesigen Firmengeflecht

Die Kölner Consus-Baustellen gehören somit nun zum Aufgabenbereich eines europäischen Immobilienriesen mit einem Besitz von fast 71 000 Wohnungen. Im Januar dieses Jahres teilte Adler seinen Aktionären mit, dass man 24 „nicht strategische Entwicklungsprojekte“ von Consus verkauft habe, um Schulden zurückzuzahlen.

Gröner sagt, dass er mit dem operativen Geschäft von Consus nichts zu tun hat. Er hat mit seiner neuen Firma Gröner Group einen Teil der Bauprojekte behalten. So wurde das große Baufeld des Vorzeigeprojekts „Cologneo“ in Mülheim zwischen Consus und der neuen Gröner Group aufgeteilt. Im Zuständigkeitsbereich der Gröner Group, zu dem auch die Fabrikhallen der Waggonfabrik van der Zypen & Charlier sowie mit dem „eckigen Rundbau“ eines der ungewöhnlichsten Denkmäler der Stadt gehören, wird augenscheinlich weiter gearbeitet. Nebenan bei Consus geschieht derweil nichts.

Bewegung im Streit um offene Rechnungen

Wann es auf den Kölner Großbaustellen von Consus weiter geht, ist offen. „Natürlich wird die Aussetzung der Bauarbeiten zu Bauverzögerungen führen“, so der Conus-Sprecher. „Allerdings gehen wir von einer sehr kurzfristigen Wiederaufnahme der Bautätigkeit aus und sind zudem nach besten Kräften bemüht, die Bauverzögerung so gering wie möglich zu halten.“

Etwas mehr Bewegung ist in den Streit um die offenen Rechnungen des Kerpener Unternehmers gekommen. Nach seinem Schritt an die Öffentlichkeit soll es nach Informationen des Kölner Stadt-Anzeiger Gespräche zwischen den streitenden Parteien geben. Ferid Kulin will dazu vorerst nichts mehr sagen, um die Annäherung nicht zu gefährden. Auch er muss um die Existenz seiner Firma bangen.  

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