Stolkgasse und KHD-GeländeBaufirma kritisiert Verantwortliche für Kölner Großprojekte

Lesezeit 3 Minuten
Stolkgasse Consus ROLL

Die Baustelle des ehemaligen Briefverteilzentrums auf der Stolkgasse in der Kölner Innenstadt.

Köln – Das Bauunternehmen Consus hat Spekulationen über Schwierigkeiten auf seinen Baustellen in der Kölner Innenstadt und auf dem KHD-Gelände in Mülheim zurückgewiesen. Eine von Consus beauftragte Firma aus Kerpen berichtet von einem Baustopp. Außerdem zahle die Consus seit Monaten keine Rechnungen mehr, so der Chef der KB Bau GmbH, Ferid Kulin. Das Berliner Unternehmen schulde ihm rund zwei Millionen Euro. KB Bau war unter anderem am Vorzeige-Projekt „Cologne Apart“ in der Stolkgasse, Ecke Tunisstraße beteiligt und dort für Entkernung, Abrissarbeiten und Trockenbau zuständig.

Hinter „Cologne Apart“ verbirgt sich der aufwendige Umbau des ehemaligen Briefverteilzentrums der Post in der Innenstadt zu einem so genannten „Vertical Village“, einem vertikalen Dorf. Von 90 Millionen Euro Investition ist die Rede. Die Idee: Auf einer kleinen Grundfläche sollen möglichst viele Wohneinheiten und Gewerbeflächen entstehen. An der Stolkgasse sind bis zu 300 kleine Wohneinheiten sowie rund 13.000 Quadratmeter für Gewerbe geplant. Anwohner bestätigen den Eindruck, dass auf der Baustelle zurzeit nicht viel passiert.

Consus spricht von „Falschinformationen“

Ein Sprecher von Consus weist die Darstellung des Subunternehmers zurück: Die Bautätigkeit sei wegen der „allgemeinen Pandemielage“ und wegen der Wetterverhältnisse „reduziert“. „Unsere Baustellen ruhen keinesfalls; dort wo möglich, gehen die Arbeiten weiter.“ Der Vorwurf, dass man ausstehende Rechnungen nicht bezahle, sei „schlicht falsch“. Consus bestreite, dass die Forderungen der Kerpener Firma berechtigt sind. Man prüfe rechtliche Schritte gegen „die Lancierung solcher Falschinformationen“.

Ferid Kulin scheut die rechtliche Auseinandersetzung nicht, wie er sagt. Er hofft auf eine gerichtliche Klärung. Um auf zivilrechtlichen Weg rund 80 offene Rechnungen einzuklagen, würden ihm mittlerweile die Mittel fehlen. „Momentan ist ein Drittel der Rechnungen eingeklagt, für den Rest fehlt uns das Geld. Die haben mich ruiniert“, so Kulin. Er wisse von anderen Firmen, die ebenfalls auf Zahlungen von Consus warten.

In Mülheim ist Consus an noch einem größeren Kölner Bauprojekt beteiligt. Die Firma baut Wohnungen auf dem ehemaligen KHD-Areal an der Deutz-Mülheimer Straße. Dort wie an der Stolkgasse hat man im Laufe des vergangenen Jahres Projekte übernommen, für die zuvor die CG-Gruppe verantwortlich war. Die Buchstaben „CG“ stehen für den umtriebigen Firmengründer Christoph Gröner, der sich mit zahlreichen Bauprojekten in ganz Deutschland, aber auch mit juristischen Auseinandersetzung – unter anderem wegen mutmaßlicher Steuerdelikte – und streitbaren öffentlichen Beiträgen in Interviews für bundesweite Aufmerksamkeit sorgte.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die CG-Gruppe gibt es nicht mehr. Die meisten Projekte laufen jetzt unter der Regie von Consus, wo Gröner in den Aufsichtsrat wechselte. Conus gehört wiederum zur Adler-Group mit Sitz in Luxemburg. Einen kleineren Teil der ehemaligen Projekte der CG-Gruppe führt nun die neue Firma „Gröner Group“ weiter, wo Gröner Geschäftsführer ist. In Mülheim haben sich die beiden Unternehmen das ehemalige CG-Group-Großprojekt „Cologneo“ auf dem KHD-Gelände geteilt. Consus kümmert sich um den Wohnungsbau entlang der Deutz-Mülheimer Straße. Die Gröner Group ist zuständig für die denkmalgeschützten Industriehallen auf dem Gelände und den Gewerbehof nördlich der Messe, zu dem auch Deutschlands größtes selbstverwaltetes Atelierhaus „Kunstwerk“ und der Musikclub „Gebäude 9“ gehören.

Ferid Kulin sieht die Auflösung der CG-Group und die Übergabe alter Projekte in neue Strukturen höchst kritisch. Für ihn stelle sich die Frage, ob hier eine Insolvenz verschleppt werden sollte. Möglicherweise stecke hinter den Übernahmen der systematische Versuch, Forderungen nicht mehr nachkommen zu müssen.

KStA abonnieren