„Komplett improvisiert“Bei Satire-Show in Ehrenfeld werden Filme live neu vertont

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Leinwand Dub-TV Ehrenfeld

Bei der Satire-Show werden Filme live neu vertont.

Köln-Ehrenfeld/Innenstadt – Eine junge Frau bedroht den Betreiber eines Nachtclubs – er in weißem Jackett mit Fliege – mit einem Revolver: „Hören sie sofort auf, zu rauchen”, sagt die Frau, „das ist nicht gut für mich.” 

„Da haben sie natürlich Recht”, entschuldigt sich der Gentleman, „wenn sie Bronchitis haben…” Augenblicke später liegen sich Humphrey Bogart und Ingrid Bergman küssend in den Armen. 

Bronchitis und „Casablanca” in Köln-Ehrenfeld 

Die Schwarz-Weiß-Szene aus dem Klassiker „Casablanca” dürften die meisten kennen, nur der Dialog scheint nicht der richtige zu sein. Ging es in dem Liebesfilm wirklich um eine Bronchitis? Nein, der Wortwechsel zwischen den beiden Schauspielern wurde neu synchronisiert.

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Denn darum geht es bei DUB-TV, einem Improvisations-Format, das regelmäßig im Atelier Colonia in der Körnerstraße zu sehen ist: Die „Dubber”, also die Synchronsprecher, vertonen Szenen aus Filmen und Serien neu – aber nicht am heimischen Computer, sondern live auf der Bühne: „Die Künstler kennen die Szenen und wissen, welche Figur sie sprechen sollen, aber ansonsten wird es komplett improvisiert”, erklärt John Hudson, der das Satire-Format produziert und die Shows gemeinsam mit Sonja Kling ausrichtet: „Was wir machen, ist natürlich etwas anarchisch, aber es macht unglaublich viel Spaß.”

DUB-TV aus Köln gibt es bereits seit zehn Jahren

Neben Improvisationstalent und Schlagfertigkeit erfordert eine solche Form der Live-Comedy auch vollste Konzentration, so erklärt Sonja Kling – schließlich müssen die Worte exakt auf die Lippenbewegungen der Figuren abgestimmt sein, das Timing muss sitzen: „Teilweise hat man aber das Gefühl, dass die Figuren machen, was man ihnen sagt und nicht umgekehrt”, erklärt die Kabarettistin und Schauspielerin lachend. Übung, sagt sie weiter, mache auch hier den Meister – und die haben Hudson, Kling und ihre Kollegen in jedem Fall: Immerhin stehen sie mit DUB-TV schon seit zehn Jahren auf der Bühne, absolvieren durchschnittlich neun Auftritte pro Jahr: „Es ist eine Kunstform für sich”, sagt John Hudson, „wir nehmen etwas von hier, etwas von da und erschaffen daraus etwas gänzlich Neues.”

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Der gebürtige Neuseeländer hat sich ganz auf das Feld der Improvisation konzentriert, konzipiert Comedy-Formate für das Fernsehen und bietet Workshops an, in denen die Teilnehmer selbst an ihrer Spontanität feilen können: „Ich bin immer auf der Suche nach neuen Ideen und habe so auch DUB-TV entwickelt”, erklärt der 62-Jährige. Der Clou dabei ist, dass das Publikum mit in die Show eingebunden wird und diese mitgestaltet. Dafür stellt Hudson den Besuchern eine Frage, die das grobe Setting der Szene nächste vorgibt: „Wofür braucht man einen Privatdetektiv?”, fragt Hudson etwa, das Publikum gibt dann die Idee für den kommenden Dialog: „Um das ‘Krankfeiern’ der Angestellten auszuspionieren.” Und so kommt es, dass Humphrey Bogart Ingrid Bergman nach ihrer angeblichen Bronchitis befragt.

Ergänzt wird die Improvisationsshow um musikalische Beiträge, Quiz-Fragen und kuriose Video-Funde, über die John Hudson und Sonja Kling stolpern. Schließlich, so sagen sie, sieht das Paar Filme und Serien inzwischen mit anderen Augen: „Vor jeder Show treffen wir uns mit den anderen Künstlern und suchen Szenen, die wir bei der nächsten Show synchronisieren können”, so Kling.

Die nächste Darbietung von DUB-TV findet am Sonntag, 24. April, im Gloria Theater, Apostelnstraße 11, statt. Unterstützt werden die Künstler bei dieser Show von dem Gürzenich Orchester, der Auftritt beginnt um 20 Uhr. Karten kosten 17,50 Euro und sind auf koelnticket.de erhältlich. Ab Mai sind Hudson, Kling und ihre Kollegen dann wieder in Ehrenfeld zu sehen. 

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