„Blankes Chaos“Warum der Verkehr in Köln schon am Donnerstag zum Erliegen kam

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Stau auf einer Straße in Köln.

Schon am Donnerstag ging auf den Straßen Kölns nichts mehr.

Der Streik der KVB startete erst Freitag, doch schon am Donnerstag ging auf den Straßen nichts mehr. Das hat auch mit dem Homeoffice-Verhalten zu tun.

„Blankes Chaos“, so fasst Horst Müller von der Kölner Künstleragentur Go die Verkehrssituation am Donnerstagabend in Köln zusammen. Zur traditionellen Karnevalssitzung im Hotel Pullman der Kölner Haie habe er aus Bonn „fast dreieinhalb Stunden“ gebraucht. Die Band Klüngelköpp musste ihren Auftritt bei der Sitzung der „Kölsche Grielächer“ im Maritim-Hotel am Heumarkt am frühen Nachmittag absagen. „Es gab einfach kein Durchkommen“, erzählt Müller. Auch rund um die Sartory-Säle auf der Friesenstraße soll es am Abend kaum ein Vor und Zurück gegeben haben. Zahlreiche Bands und Künstler hinkten ihrem sowieso schon knappen Zeitplan am Tag hinterher. Viele Auftritte verspäteten sich, einige wenige entfielen sogar komplett.

So wie die Karnevalisten dürften sich am Donnerstagabend viele Kölner gefühlt haben, die versucht haben, mit dem Auto durch die Stadt zu manövrieren. Fast im gesamten Stadtgebiet kam der Verkehr zum Erliegen. Auf der Rheinuferstraße standen die Autos ab 17 Uhr still. Auch auf der Zoobrücke, der Deutzer Brücke und der Severinsbrücke sowie in Mülheim ging nichts mehr. Eine Betroffene berichtete, dass sie etwa 90 Minuten auf der Boltensternstraße in Richtung Mülheimer Brücke feststeckte.

„Kollaps des Verkehrs“ am Donnerstag in Köln hat mehrere Gründe

Den einen Grund dafür, warum es ausgerechnet am Donnerstagabend, ein Tag vor dem KVB-Streik, zu einem solchen Verkehrschaos kam, gibt es laut Polizei nicht: „Es gab kein polizeiliches Großereignis, dass die Staus in diesem Umfang erklären könnte“, sagte ein Sprecher der Polizei.

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Vielmehr seien mehrere Faktoren für das Verkehrschaos verantwortlich. Neben den großen Karnevalsveranstaltungen in der Lanxess-Arena und im Maritim beispielsweise die noch bis zum 4. Februar andauernde Sperrung der A1 rund um die Leverkusener Rheinbrücke. Zudem ereigneten sich einige kleinere Unfälle im Stadtgebiet und auch eine Demonstration von „Fridays for Future“ am Nachmittag durch die Innenstadt könnte zur Verkehrssituation beigetragen haben, so der Sprecher.

Das sieht das Amt für Verkehrsmanagement ähnlich. „Zusätzlich sind viele Arbeitnehmer, die es einrichten konnten, am Donnerstag ins Büro gefahren, um dem drohenden Streik der KVB am Freitag durch Homeoffice entgehen zu können“, teilte die Kölner Behörde auf Anfrage mit. Dies hätte „zu einem Kollaps des Verkehrs am Donnerstag geführt“.

ADAC-Mobilitätsexperte Roman Suthold stimmt dem zu: „Dass das Homeoffice-Verhalten der Menschen starken Einfluss auf den Verkehr hat, sehen wir zumindest in den Staustatistiken auf unseren Autobahnen mittlerweile deutlich.“

Grundsätzlich brauche es ohnehin nicht viel, um den Verkehr in Köln lahm zu legen, so Suthold. „Die Kapazitäten in Köln sind am absoluten Limit, sowohl bei der KVB als auch auf der Straße.“ Kommen dann zwei oder drei Ereignisse wie die Sperrung der Leverkusener Brücke oder eine Demonstration hinzu, „dann kollabiert der Verkehr“.

Die angespannte Verkehrssituation spiegelt sich auch in einer Umfrage des Verkehrsclubs wider, die letzte Woche veröffentlicht wurde. Demnach sind Kölns Einwohner und Einpendler besonders unzufrieden mit ihrer persönlichen Mobilität. Im Vergleich der 15 größten Städte Nordrhein-Westfalens landet Köln auf dem vorletzten Platz. Nur Duisburg schneidet noch schlechter ab.

Verkehrschaos in Köln: „Dä Nubbel“ steigt aufs Fahrrad um

Besonders Autofahrer sind von der Verkehrslage in der größten Stadt Nordrhein-Westfalens genervt. In dieser Gruppe landet Köln mit einem Zufriedenheitswert von minus 23 auf dem letzten Platz. Die schlechtesten Noten vergeben dabei die Pendler.

Wie man das Verkehrschaos zumindest etwas umgehen kann, bewies indes Michael Hehn alias „Dä Nubbel“. Der Redner fuhr zu seinen drei Auftritten am Donnerstag mit dem Fahrrad. „Das geht natürlich nur, wenn die Auftrittsorte nah beieinander liegen“, erzählt er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Im Gegensatz zu den großen Bands habe er auch deutlich weniger Equipment im Gepäck: „Mein Zylinder und mein Stock passen in eine Tasche. Dann hab ich mir meinen Helm aufgezogen und bin ganz gemütlich zu meinen Auftritten gefahren.“

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