„Partnerschule des Leistungssports“Kölner Gesamtschule bangt wegen maroder Turnhalle um Titel

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Ein langgezogenes zweistöckiges Gebäude mit Flachdach ist von oben zu sehen, drumherum sind Bäume und Wiesen und eine Straße.

Die Heinrich-Böll-Gesamtschule in Chorweiler

Seit über einem Jahr können die Schüler der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Chorweiler ihre Sporthalle nicht nutzen. Schulleiter und Bezirkspolitiker drängen die Stadt, kurzfristig eine Lösung zu finden.

Vor kurzem erst hatte das Dilemma der Heinrich-Böll-Gesamtschule (HBG) über den Bezirk hinaus Aufmerksamkeit erregt: Als „Partnerschule des Leistungssports“ und des DFB kommt dem Sportunterricht an der einzigen Gesamtschule des Bezirks Chorweiler eigentlich eine besondere Bedeutung zu. Mit Sportprofilklassen und -leistungskursen können Talente dort besonders gefördert werden.

Eigentlich, doch seit Februar des vergangenen Jahres ist die Sechsfach-Sporthalle der Schule aufgrund der Einsturzgefahr des Hallendaches gesperrt. Starkregenfälle oder große Schneemassen könnten die korrosionsgeschädigte Konstruktion übermäßig belasten, so das Ergebnis einer Routineuntersuchung. Wie es weitergehen soll, ist auch nach einem Jahr nicht klar. Die Bezirksvertretung Chorweiler hatte den Fall nun zum Anlass für eine Aktuelle Stunde genommen und Rolf Grisard, den Leiter der HBG, sowie Vertreter der zuständigen Fachämter dazu eingeladen.

Verwaltung nahm nicht an Gespräch über Turnhalle der Heinrich-Böll-Gesamtschule teil

Während Grisard die Gelegenheit dankbar wahrnahm, hatte sich in der Verwaltung niemand gefunden, der Zeit für den Weg nach Chorweiler gefunden hätte. „Seit gut einem Jahr ist der Ausnahmezustand für uns Regelzustand“, beschrieb Grisard die Lage. Die Organisation der verfügbaren Zeiten in den Hallen zweier benachbarter Schulen sowie weiterer provisorischer Angebote etwa in der Kletterhalle Canyon Chorweiler erfordere von den Lehrenden viel Koordination und von den Schülern viele Kompromisse.

„Das nagt an der Motivation unserer Schüler, für die Sport sehr wichtig ist. Manche bringen ihr Sportzeug inzwischen schon gar nicht mehr mit“, so Grisard. Wie es weitergehen soll, sei nicht absehbar. „Unsere Bitte, kurzfristig für Abhilfe zu schaffen durch eine Ertüchtigung des Daches oder auch eine Leichtbauhalle als Ausweichquartier, wurde nicht erhört“, so Grisard. Stattdessen habe die Gebäudewirtschaft im Schulausschuss signalisiert, dass sie das Problem im Zusammenhang mit der ebenfalls drängenden Frage nach der Sanierung oder dem Neubau der maroden anderen Bauten der Schule angehen will – für diesen Fall sind Grisards Aussichten düster.

Chorweiler Schulleiter wagt düstere Prognose für marode Sporthalle

„Wenn es so läuft, werden wir die nächsten zehn Jahre ohne Sporthalle auskommen müssen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir unser Sportprofil unter diesen Umständen aufrechterhalten können“, so Grisard. Was bisher zum zeitlichen Horizont der Sanierung oder des Neubaus der HBG bekannt ist, lässt tatsächlich nichts Gutes erahnen: In der Fortschreibung des zweiten Maßnahmenpakets für Schulbauprojekte, die den Bezirksvertretungen im vergangenen Dezember vorgelegt worden war, fand der Sanierungsfall HBG keine Erwähnung – Grund genug für die Grünen-Fraktion nachzufragen, wo Kostenaufstellung und Finanzierungsvorschläge für das Projekt blieben.

Für uns ist das nicht nur eine Frage der Bildung, sondern auch des sozialen Umfelds.
Inan Gökpinar, der Vorsitzende der SPD-Fraktion

Die Bezirksvertretung hatte daraufhin in einem Beschluss darauf bestanden, dass die Planung für die Sanierung des HBG in die Fortschreibung aufgenommen werden müsse – ein Anliegen, dem die Verwaltung in einer Stellungnahme mit Verweis auf den Ratsbeschluss bereits eine Absage erteilte. In der Aktuellen Stunde zeigten sich die Bezirksvertreter ihrerseits unbeirrt und waren mit Grisard einig, dass eine in Jahren zu messende Wartezeit keine Lösung sein könne. „Für uns ist das nicht nur eine Frage der Bildung, sondern auch des sozialen Umfelds“, sagte Inan Gökpinar, der Vorsitzende der SPD-Fraktion. „Die Schüler im Bezirk sind ohnehin benachteiligt, da können die hiesigen Streetworker ein Lied von singen.“

Bezirksvertretung fordert temporäre Lösung für Sporthalle in Köln-Chorweiler

Auch Wolfgang Kleinjans, Vorsitzender der Grünen, betonte die Bedeutung, die die Halle für die Sportvereine des Bezirks und deren soziales Engagement habe. „Die Vereine ziehen die Kinder von der Straße, auch durch Veranstaltungen wie den Mitternachtssport. Das sind ganz wichtige Angebote“, sagte er. Die Bezirksvertretung müsse den Rat daher einstimmig auffordern, zeitnah mit einer temporären Lösung in Form einer Leichtbau- oder Traglufthalle für Ersatz zu sorgen.

„Spätestens bis zum Beginn des kommenden Schuljahrs muss eine Lösung auf dem Tisch liegen, die für die kommenden Jahre trägt“, sagte Kleinjans. Rainer Stuhlweißenburg, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion, kritisierte das Vorgehen der Verwaltung. Gleichzeitig habe er jedoch nach der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Schule und Weiterbildung, in dem das Thema der HBG-Sporthalle auf der Tagesordnung stand, den Eindruck, dass die zuständigen Dezernenten sich des Problems nun angenommen hätten.

„Ich lese die Zeichen so, dass man versucht, mittelfristig konkrete Lösungen für die Schule zu initialisieren“, sagte er. Das reiche jedoch nicht aus, auch kurzfristig müssten Verbesserungen her. Eine zumindest zeitweise Nutzung der Halle sei zu prüfen. Als Ergebnis der Aktuellen Stunde hatten die Bezirksvertreter einen Resolutionstext vorbereitet, in dem sie die Verwaltung beauftragten, den Einsatz von temporären Sporthallen zu prüfen. Auf Vorschlag des Bezirksbürgermeisters verzichteten sie auf die Resolution und verwiesen die Sache zur weiteren Bearbeitung an die Verwaltung.


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