Corona-PandemieSo gehen Kölner Fußballvereine mit dem Lockdown um

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Auf den Amateurplätzen ruht der Spielbetrieb seit Okober.

Köln – Trotz der einsetzenden Dämmerung kickt eine kleine Gruppe Jugendlicher auf dem Kunstrasenplatz am Schlagbaumsweg unermüdlich weiter. Gerrit Weiden ist davon wenig begeistert. Es verstößt nicht nur gegen die derzeitigen Regeln für den Umgang mit der Pandemie. Zudem verschaffen sich die Nachwuchskicker Zugang zur Platzanlage, indem sie über bis zu vier Meter hohen Zäune klettern oder sogar Tore aufbrechen.

Der Abteilungsleiter Fußball des SC Holweide ärgert sich über die Sachbeschädigungen, zeigt aber zugleich ein wenig Verständnis für das Treiben auf dem Spielfeld: „Was will ein Fußballer? Natürlich spielen.“

Zwar kontrolliert die Polizei in Absprache mit dem Verein regelmäßig das Gelände, aber ganz verhindert werden kann der Spieldrang der Jugendlichen nicht. Seit Ende Oktober ruht der Amateur-Spielbetrieb. So sind beim SC Holweide etwa 300 Aktive – verteilt auf drei Senioren- und 18 Jugendmannschaften – zur Untätigkeit verdammt, da auch gemeinsames Training derzeit nicht erlaubt ist. Der Verein ist in eine Art Winterschlaf gefallen. Abgänge verzeichnen die Holweider aber nur in für diese Jahreszeit üblichem Umfang. „Sollten es mehr werden, kann das für den Verein bedrohlich werden, da wir ja laufende Kosten haben“, befürchtet Weiden.

Spiele mit großem Aufwand

Nicht viel anders sieht es etwas weiter nordwestlich aus. Auch beim SC Weiler-Volkhoven ist das Vereinsleben nahezu vollständig zum Erliegen gekommen. Auf den Stufen neben dem Ascheplatz am Windröschenweg sind noch die Markierungen für die vom Publikum einzuhaltenden Abstände zu erkennen.

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Markierungen zur Einhaltung der Abstandsregelungen im Zuschauer-Bereich.

„Wir haben 500 Masken bestellt, weil immer wieder Leute ohne Mund-Nase-Schutz zu den Spielen kamen“, erzählt Volker Schlicht. Der zweite Vorsitzende beschreibt den großen Aufwand, den der Verein zu Beginn der Saison betrieben hat. So mussten von allen Sportlern und Besuchern die Kontaktdaten erfasst werden. Gastmannschaften duften den Kabinenbereich nicht mehr nutzen. Eine Entscheidung, die nicht immer auf Verständnis stieß.

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Kurioserweise erlebte der SC Weiler-Volkhoven zwischen dem ersten und zweiten Lockdown einen Mitgliederzuwachs. „Vermutlich, weil viele andere Aktivitäten nicht möglich waren“, so Schlicht. Ein wenig sorgt sich das Vorstandsmitglied um die Jugendlichen, die zum Teil aus sozial schwierigen Verhältnissen kommen. „Die erreichen wir derzeit einfach nicht“, sagt Schlicht. „Aber der Verein ist wie eine große Familie. Sobald es möglich sein wird, sind alle wieder da.“

Neuer Kunstrasen wartet

Besonders bitter ist die Zwangspause für die Fußballer der DJK Roland West. Kurz vor Weihnachten wurde dem Verein der neue Kunstrasenplatz im Ossendorfer Rochuspark übergeben. Auf dessen Nutzung hatten sich die Fußballer lange gefreut. Nun hoffen die Roländer, wie sich die Vereinsmitglieder nennen, auf eine feierliche Eröffnung im Sommer. Bis dahin soll das Vereinsleben so gut wie möglich über die sozialen Medien aufrechterhalten werden. Trainer Anatol Große-Schware etwa hat Preise für die Mannschaften mit den größten Trainingslaufleistungen ausgelobt. Weiterhin werden regelmäßig Videos mit Trainingsübungen ins Internet gestellt, die die Kinder und Jugendlichen zu Hause nachmachen können.

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Die Verantwortlichen des DJK Roland West auf ihrem neuen Kunstrasenplatz.

„Wir versuchen weiterhin, eine Gemeinschaft zu bleiben“, sagt Stephan Matthey. „Es ist die Philosophie des Vereins, für den Nachwuchs im Veedel da zu sein.“ Während der Pandemie beobachtete der Leiter der Fußballabteilung ein Zusammenwachsen des Vereins. So kamen zu Saisonbeginn deutlich mehr Mitglieder zu den Spielen der Mannschaften, als das vor der Pandemie der Fall war. Die Mitgliederzahl ist stabil geblieben, was im Hinblick auf die Finanzierung des neuen Platzes für die DJK nicht unwichtig ist.

Fortsetzung bleibt ungewiss

Zu einer Fortsetzung der Saison sagt die Sprecherin des Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) Ellen Bertke: „Maßgebend für alle Entscheidungen bezüglich des Spielbetriebs im FVM sind die politischen bzw. behördlichen Vorgaben. Spekulationen, wann und wie es mit dem Spielbetrieb weitergehen kann, wären unseriös. Daher warten wir die weiteren politischen Entscheidungen ab. Die spielleitenden Stellen des FVM und der Kreise beschäftigen sich intern weiterhin sehr intensiv mit allen Fragen rund um den Spielbetrieb.“

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