Mit seiner humorvollen Art zeigte sich Bertoldt Jungk viele Jahre lang als Aushängeschild des Kölnmarathons.
Köln-WorringenDer „Mann mit dem Kölschglas“ feiert 70. Geburtstag

Mit 70 Jahren lässt er es zwar ruhiger angehen, aufgegeben hat Bertoldt Jungk das Laufen jedoch noch nicht.
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70 Jahre alt zu werden, ist heutzutage zwar nicht wirklich etwas Besonderes, aber durchaus ein Grund, sein bisheriges Leben Revue passieren zu lassen. Bertoldt Jungk, der vor kurzem sein siebtes Lebensjahrzehnt vollendet hat, wird bei der Rückschau sicherlich nicht langweilig: Der gebürtige Worringer kann auf ein sehr aktives Leben zurückblicken und hat gute Aussichten auf den fiktiven Titel „fittester Karnevalist von Worringen“ – dank seines Hobbys, dem Marathonlauf.
Jungk, dessen Eltern nach dem Zweiten Weltkrieg als Flüchtlinge aus Ostpreussen und Pommern nach Worringen gekommen waren und dort eine neue Heimat gefunden hatten, ist seinem Geburtsort sein Leben lang treu geblieben. Schon während seiner Ausbildung hatte er durch seinen Meister Geschmack am Laufsport entwickelt. 1986 schließlich nahm er auf Anregung eines Freundes erstmals an einem Marathon teil, damals in Berlin. Seit dessen Premiere 1997 nahm er auch am Kölnmarathon teil und fing hier bald damit an, sein Markenzeichen zu tragen: ein überdimensioniertes Kölschglas, das er sich auf den Rücken schnallte. „Ursprünglich habe ich damit angefangen, weil meine Familie zwar am Streckenrand stand, aber mich im Pulk der Läufer nie entdecken konnte“, sagt er, „sie sollten mich erkennen können.“
Verrückteste Marathon-Kostüme im Sport- und Olympiamuseum Köln
Auch in Düsseldorf sei er bereits mit dem Kölschglas an den Start gegangen. „Da hatte ich schwer zu kämpfen“, meint er lachend. Das Glas trug er auch bei Läufen in Athen, Bordeaux oder Palma und mit den Jahren entwickelte er ein Faible für Kostümierungen, die Bezug aufs Zeitgeschehen nehmen: Nach dessen Doping-Skandal 1999 etwa verkleidete er sich als Marathonläufer Dieter Baumann, nach dem 11. September 2001 als Friedenstaube. Eine Reihe seiner Kostüme waren inzwischen bereits im Sport- und Olympiamuseum zu sehen. „Die hatten einen Aufruf gestartet und die verrücktesten Marathon-Kostüme gesucht“, erinnert er sich.

Jungk hat neben dem Marathon auch ein kreatives Hobby und gestaltet die Karnevalswagen des Bürgervereins von Worringen.
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Während er in Sachen Marathon inzwischen etwas kürzer tritt, kann er seine Kreativität inzwischen auf einem anderen Feld ausleben: Als Wagenbauer für den Worringer Rosenmontagszug. „Das fing vor ein paar Jahren an, als ein Freund von mir an Karneval das Prinzenamt übernahm. Für den hatten wir als Überraschung einen Wagen gebaut, der an das Papamobil angelehnt war.“ Es folgten Motto-Wagen, mit denen er etwa die Energiewende in Worringen, oder das Phänomen der Eltern-Taxis thematisierte.

Das Kölschglas auf dem Rücken entwickelte sich zu Jungks Markenzeichen, das er regelmäßig beim Kölnmarathon und anderen Läufen trug.
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Auch sonst war Jungk stets für jeden Spaß zu haben: So nahm er im bereits fortgeschrittenen Alter an einem Seifenkistenrennen teil und bewarb sich bei „Wetten, Dass…?“, wo sein Wettvorschlag in die engere Auswahl kam. „Da wollte ich mit Saugglocken an der Decke laufen“, erinnert er sich. Ernster wird er, wenn er sich an seinen Freiwilligen-Einsatz in Eritrea erinnert: „Da wird einem vor Augen geführt, wie gut wir es hier haben“, sagt er.

