Im Circus Roncalli aufgewachsenJunger Artist begeistert Kölner Publikum – andere Karriere stand nie zur Diskussion

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Justin Philadelphia hängt im Spagat kopfüber an einer Stange.

„Als ich kleiner war, habe ich den Spagat gehasst“, sagt Justin Philadelphia. Für seine Artistik ist er aber wichtig.

Beim Premierenwochenende des Circus Roncalli schwebte Justin Philadelphia durch die Manege, im Mai stehen seine Abschlussprüfungen an.

Nicht einmal fünf Jahre alt war er, als er das erste Mal im Rampenlicht stand. Bei der Show damals in Istanbul musste seine Mutter ihn noch mit Süßigkeiten vom Mitmachen überzeugen – auf der Bühne sei alles gut gewesen, aber beim Kostümwechsel wollte er sich immer davon machen, erinnert sich Justin Philadelphia noch dunkel.

Heute schwebt der 17-Jährige gekonnt an seiner Flying Pole durch die Manege des Circus Roncalli, immer ein charmantes Lächeln im Gesicht. Seine Stange dreht sich zu Beginn seiner Nummer wie eine Schallplattennadel über die auf den Boden projizierte Beatles-Platte. Zu „All you need is love“ beginnt Philadelphia seine Geschichte durch seine Artistik zu erzählen.

Junger Artist stammt aus Zirkusfamilie

Justin Philadelphia ist im Circus Roncalli aufgewachsen – für ihn war immer klar, dass er Artist werden will. Seine Familie ist schon lange im Zirkusgeschäft: Angefangen hat alles mit dem Zauberkünstler Jacob Meyer, der im Jahr 1757 nach Europa kam und sich nach seiner Heimatstadt umbenannte. Justins Vater Patrick Philadelphia wurde beim Circus Krone geboren, ist mittlerweile aber seit fast 30 Jahren Betriebsleiter beim Circus Roncalli. Justins Mutter Eliza ist Artistin, seine große Schwester Geraldine auch. Sie tritt derzeit in einer Show in Las Vegas auf, die sich der 17-Jährige auch schon angesehen hat. Ob das auch mal was für ihn wäre? Bei der Antwort zögert er keine Sekunde: „Ja!“

Die Kölner hat er beim Premierenwochenende des Circus Roncalli auf dem Neumarkt schon von sich überzeugt – nun muss er sich aber anderen Dingen widmen. „Ich vermisse es jetzt schon“, sagt Justin. Aber im Mai stehen bei ihm die Abschlussprüfungen für die mittlere Reife an. Jetzt, kurz vor seinen Prüfungen, besucht er wie jeder andere Schüler der Willy-Brandt-Gesamtschule montags bis freitags den Unterricht. Dazu macht er Online-Vorbereitungskurse der Zirkusschule für seine Abschlussprüfungen.

Disziplin ist essenziell für Karriere als Artist im Zirkus

Dass er jeden Tag in eine ganz gewöhnliche Schule geht, ist für ihn alles andere als normal. Das konnte Justin sonst immer nur im Winter, wenn der Zirkus im Winterlager steht und er mit seiner Familie daheim im Bergischen war. Im Sommer, wenn der Zirkus auf Reisen ist, musste er den Lehrplan der Zirkusschule mit einem Lehrer und den wenigen anderen Zirkuskindern im „Schulwagen“ des Zirkus abarbeiten.

Im vergangenen Jahr sah sein Tag dann etwa so aus: „Da bin ich um sechs Uhr aufgestanden, bin dann laufen gegangen, dann ins Fitnessstudio, danach hatte ich Unterricht und dann war direkt die Show. In der einstündigen Pause habe ich an meiner Flying Pole trainiert und dann war die zweite Show.“

Disziplin ist für einen aufstrebenden Artisten wie Justin sehr wichtig. Fast jeden Tag gehe er etwa in den Spagat, dazu kommt Krafttraining. Nach seinem Schulabschluss will er sich noch stärker auf seine Artistik konzentrieren, noch besser werden und auf Zirkusfestivals auftreten, um bekannter zu werden und womöglich von Taltentscouts entdeckt zu werden.

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