Corona-Krise im GefängnisWie Kölner Häftlinge über Skype in ihre Wohnung können

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Der Blick aus einer Zelle in der JVA Köln-Ossendorf

  • Das Coronavirus mach auch vor Gefängnissen nicht halt. Die JVA Ossendorf ergreift weitreichende Maßnahmen, um Infektionen zu verhindern.
  • Das Kölner Gefängnis ist bislang von Infektionen verschont geblieben. Das Leben für Häftlinge ist trotzdem ein anderes. Über Skype sehen viele das erste Mal seit Jahren die eigenen Wohnung.
  • Wir erklären, wie das eingesperrte Leben in Zeiten der globalen Pandemie funktioniert.

Köln – Die Kölner Gefängnischefin Angela Wotzlaw berichtet von derzeit „sehr lebhaften“ Besuchen im Klingelpütz – und das, obwohl außer Angestellten und Anwälten in Corona-Zeiten so gut wie niemand die JVA in Ossendorf betreten darf. Persönliche Besuche von Angehörigen sind nicht gestattet. Dafür boomt nun die Videotelefonie: Als eines von 17 Gefängnissen im Land ermöglicht auch die JVA Köln ihren Gefangenen Skype-Telefonate mit der Familie und Bekannten. Einmal pro Woche – so erlaubt es das Gesetz – dürfen die Häftlinge für eine halbe Stunde über Bildschirme, die im Besuchsraum aufgestellt sind, mit Freunden oder Verwandten sprechen.

So manchem bieten sich dadurch plötzlich völlig neue Aussichten. „Der eine oder andere hat ja seit Jahren die eigene Wohnung nicht mehr gesehen. Für den ist es dann ganz schön, wenn ihn jemand über Skype durch die Zimmer führt oder ihm zeigt, was man vielleicht kürzlich neu angeschafft oder renoviert hat“, sagt Wotzlaw. Und zwischendurch könnten auch die Kinder oder die Oma mal eben in die Kamera winken. Das Angebot werde von den Gefangenen sehr gut angenommen. Ungefähr zehn Skype-Plätze habe man derzeit hinter Gittern eingerichtet.

Dabei handelt es sich bei dem Angebot nicht einmal um einen kreativen Schnellschuss in Zeiten der Pandemie, sondern die Vorbereitungen für die Videotelefonie zwischen Häftlingen und Angehörigen laufen bereits seit mehr als einem Jahr. Gedacht war die Möglichkeit ursprünglich für Gefangene, deren Familien weit entfernt wohnen, im Ausland etwa, und die nicht mal eben für einen Besuch nach Köln reisen können.

Skype-Angebot für alle

Weil aber wegen der Hygienevorschriften nun seit Wochen niemand im Klingelpütz mehr Besuch empfangen darf, wurde das Skype-Angebot kurzerhand auf alle Insassen ausgeweitet. Damit auch andere Gefängnisse in NRW in der Corona-Krise möglichst schnell nachziehen können, hat das Landesjustizministerium kürzlich das aufwendige Genehmigungsverfahren für das Videotelefonieren im Knast vereinfacht.

In welchem Umfang und in welcher Form die Skype-Besuche in Köln bestehen bleiben werden, wenn die Corona-Krise irgendwann überwunden ist, sei noch nicht geklärt, sagt Wotzlaw. Viele Gefangene hätten den Wunsch schon geäußert. Die Infrastruktur sei aber bislang nicht darauf ausgelegt. „Zurzeit haben wir eine zusätzliche Datenleitung freigeschaltet, die nur für besondere Vorkommnisse gedacht ist.“

Kölner JVA bislang ohne Infektionen

Das Kölner Gefängnis mit seinen derzeit 750 Häftlingen ist bislang von Corona-Infektionen verschont geblieben. Überhaupt sind landesweit erst vier Häftlinge erkrankt, drei sind wieder genesen. In allen Anstalten gelten besondere Sicherheitsmaßnahmen. Die meisten Gefangenen seien ohnehin schon deutlich länger als zwei Wochen da, sagt Wotzlaw. Neuankömmlinge würden zuerst getestet, kämen dann 14 Tage in Quarantäne und erst nach einem erneuten negativen Test in eine normale Zelle.

Derweil habe sich die „große Mehrheit“ der Bediensteten in Köln gegen eine Maskenpflicht für die Angestellten ausgesprochen, berichtet Wotzlaw. Wo immer es gehe, werde selbstverständlich der Mindestabstand von eineinhalb Metern untereinander eingehalten. Denn eines ist klar: Nur eine einzelne Infektion im Mikrokosmos Gefängnis könnte eine gefährliche Kettenreaktion auslösen. „Dann hätten wir hier eine Situation, die mit der auf einem Kreuzfahrtschiff vergleichbar wäre“, sagt Wotzlaw.

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Wann die Justizvollzugsanstalten in NRW wieder Besucher einlassen dürfen, ist noch nicht geklärt. Für den Fall rechnet Angela Wotzlaw mit weiteren verschärften Hygienevorkehrungen – zum Beispiel Ganzkörperschutzanzüge für diejenigen Bediensteten, die die Besucher kontrollieren müssen.

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