Corona-LockerungenWie Kölner Abiturienten nun doch ihren Abschluss feiern

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In diesem Jahr dürfen wieder Abipartys stattfinden. 

Köln – Die Lockerungen kamen so plötzlich, dass die Kölner Schulen und Abiturienten ganz zum Schluss ihrer Schulzeit doch noch vom Glück überrascht wurden. Immer wieder wurde im Coronajahr geplant, um kurz danach alles aufgrund der Pandemielage verwerfen zu müssen. Distanzlernen, keine Abschlussfahrt, keine Stufenpartys: Längst hatten sich die meisten damit abgefunden, dass auch die Abiturfeier minimalistisch und in Kleingruppen stattfinden würde – wenn überhaupt. Und jetzt die Ansage: Da geht noch was. Die Abiturienten des Corona-Jahrgangs 2021 dürfen laut der neuen Schutzverordnung des Landes NRW gemeinsam feierlich ihr Abiturzeugnis entgegennehmen. Auch die Lehrer dürfen dabei sein und sogar die Eltern. Mit Corona-Test und fester Sitzordnung.

Neue Möglichkeiten für Kölner Schulen

Für Schulleitungen, Schülerinnen und Schüler bedeutet dies: spontanes Abstimmen, Planen und Improvisieren: „Dass jetzt auch zwei erwachsene Begleitpersonen teilnehmen dürfen, hat uns überrascht“, sagt der Schulleiter des Kalker Kaiserin-Theophanu-Gymnasiums, Oliver Schmitz. Eigentlich sollte die Zeugnisausgabe mit den Abiturientinnen und Abiturienten der Schule in den Abenteuerhallen Kalk stattfinden. Für Verwandte und Freunde sollte ein Live-Stream angeboten werden. „Momentan diskutieren wir aber gerade mit den Eltern der Q2, ob und wie wir ihre Teilnahme vor Ort doch ermöglichen können.“

Auch viele andere Schulen diskutieren über Umplanungen. Im Montessori-Gymnasium ist die Entscheidung schon gefallen: „Gerade nach diesem so schwierigen Jahr freut uns das riesig für den Jahrgang“, sagt Schulleiterin Maria Hartmann. Schon im vergangenen Jahr sei es der größte Wunsch der Abiturientinnen und Abiturienten gewesen, als Jahrgangsstufe gemeinsam die Zeugnisse entgegenzunehmen. „Letztes Jahr hat die Pandemie das nicht zugelassen und es ging nur gruppenweise. Diesmal werden bei uns alle gemeinsam mit ihren Eltern an der Feier teilnehmen können.“ Geplant ist die Veranstaltung draußen auf dem Schulgelände.

Aufgeteilt in Gruppen

Im Dreikönigsgymnasium in Bilderstöckchen will man mit dem ganzen Jahrgang ein letztes Mal im „abgerockten, alten Kleid“ feiern, so nennt Schulleiterin Barbara Wachten das baufällige Gebäude mit einem Augenzwinkern. Schon am Tag danach zieht die Schulgemeinde für die Sanierungsphase in die Interimscontainer im Blücherpark. Jeder frisch gebackene Abiturient darf zwei Begleitpersonen mitbringen. In der Kreuzgasse ist man da vorsichtiger: Dort bleibt es trotz der neuen Möglichkeiten bei dem vor längerer Zeit geplanten Konzept: Die Abiturienten werden in vier Teilgruppen mit je 30 Personen in Begleitung ihrer Eltern in der Aula in einem kleinen Festakt ihre Zeugnisse entgegennehmen.

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„Auch wenn mehr möglich ist: Ich trage die Verantwortung, es so zu machen, dass es infektionstechnisch für alle möglichst sicher ist“, sagt Schulleiter Lüder Ruschmeyer. „Wir wissen ja außerdem nicht, wie die Zahlen in zwei Wochen aussehen. So sind wir auf der sicheren Seite und müssen nicht wieder umplanen.“ Auch in der Ursulinenschule wird es keine große Feier geben. Die neuen Regelungen seien zu kurzfristig gekommen, sagt die Stufensprecherin Lina Gebhardt, die sich vor knapp einem Monat an die Fraktionen des Stadtrats gewandt hatte, mit der Bitte, sich um Ausnahmegenehmigungen für Feiern einzusetzen. Auch die Schulleitung sei gegen eine große Feier gewesen. Jetzt wird die Stufe auf drei Gruppen aufgeteilt, Zeugnisse und Sekt gibt es mit Lehrern und Eltern auf dem Schulhof.

„Wir suchen jetzt irgendeinen Ort“

Noch größer als bei den Schulleitungen war die Verblüffung bei den Kölner Abiturientinnen und Abiturienten selbst: Irgendwie trauten sie dem nicht, was sie da lasen. Denn auch die Abiparty ist plötzlich wieder möglich. „Wirklich? Wir mussten erst mal nachhaken, ob wir das wirklich richtig verstanden haben“, meint Süeda Yerlikaya, Jahrgangsstufensprecherin am Dreikönigsgymnasium. Denn außer der Abiturfeier in der Schule sind für die Schulabgangsklassen bis einschließlich 11. Juli laut Schutzverordnung interne, selbst organisierte Feste außerhalb von Schulgebäude und Schulgelände erlaubt. Mit Test, aber ohne Abstandsregel.

Teilnehmen dürfen ausschließlich die Schüler der Abschlussklassen, und die Veranstaltung muss zwei Tage im Voraus angemeldet werden. In manchen Abiturjahrgängen war die Nachricht noch gar nicht richtig durchgesickert, andere trommelten sofort die Abikomitees zusammen, um zu improvisieren und Ideen zu sammeln, wie die neue Freiheit genutzt werden kann. Denn die Abibälle hatten ja längst alle abgesagt, die Locations storniert und die Planungen auf Eis gelegt. „Wir suchen jetzt irgendeinen Ort, wo noch so kurzfristig etwas möglich ist. Vielleicht ein Vereinsheim mit Außengelände“, erzählt Abiturient Luzian Leser vom Montessori-Gymnasium. Die Absolventinnen und Absolventen der Gesamtschule Rodenkirchen hatten Glück: Die Eltern eines Abiturienten stellen spontan ihr Haus und Garten für die gesamte Jahrgangsstufe zur Verfügung, wie Abiturientin Julia Wilke erzählt. Ihr Glück kaum fassen können dagegen die Abiturienten des Dreikönigsgymnasiums: Sie feiern einen richtigen Abiball. Der Betreiber des von ihnen gemieteten Ezgicenters in Ehrenfeld erwies sich als besonders großzügig und ermöglichte kostenlose Stornierung bis zuletzt, falls Corona die Party nicht zulassen sollte. „Da hatten wir einfach gar nicht erst abgesagt.“

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