CoronaViele Kölner Restaurants richten Lieferservice ein – Andere verschenken Vorräte

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Das Kölschkultur hat Lebensmittel verschenkt, die sonst schlecht werden würden.

Köln – Die Betreiber des Asia-Bistro Daur Lang auf der Vorgebirgsstraße hatten kein glückliches Händchen mit dem Zeitpunkt ihrer Neueröffnung am Montag. Nur einen Tag lang konnten sie ihre Gäste bewirten, denn seit Dienstag müssen Restaurants und Cafés geschlossen bleiben. Doch was passiert nun mit ihren übrig gebliebenen Lebensmitteln? „Wir haben gestern 25 Portionen indonesischen Salat und Gemüse-Wok verschenkt“, sagt Betreiberin Cassie Suk-Mana. Solange die Ware reiche und keine Ausgangssperre bestehe, werde hier täglich verkocht, was sonst in der Tonne landen würde. „Die heutigen 40 Portionen sind schon weg“, so Suk-Mana und das eine Stunde vor Ladenschluss.

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Auch in der Kneipe ABS in Klettenberg lagern noch kiloweise Fleisch, Kartoffeln und Zwiebeln. Orangen werden in einer Holzkiste „to go“ verschenkt. Die Verluste bewegten sich im sechsstelligen Bereich, sagt Betreiber Raimund Stuka, denn neben seinem Restaurantbetrieb fällt hier auch das Cateringgeschäft komplett weg.

Bedürftige müssen für Essen nicht bezahlen

„Wir haben 15 bis 20 Veranstaltungen im Monat mit Buffet, das ist alles abgesagt worden. Aber unsere Lager sind voll“, so Stuka. Also bietet er gemeinsam mit seiner Familie ausgewählte Gerichte zum Mitnehmen an – und zehn Bedürftige können hier täglich frei aufs Haus essen. Das müsse sich im Stadtteil allerdings noch herumsprechen. „Es ist richtig und wichtig, die Ressourcen weiter zu nutzen.

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Das ABS in Sülz kocht für Bedürftige.

Aber es geht auch darum, weiter Präsenz zu zeigen“, so Stuka. Neben einem Mitnehm-Service weichen viele Gastronomen auch auf Lieferungen aus. Die Zippiri Weinbar auf der Aachener Straße schickt seine Mitarbeiter nun zu den Menschen nach Hause. Auch der Burger-Laden Fette Kuh an der Bonner Straße liefert bis zur Wohnungstür.

Restaurants fehlen Räder und Autos

Was für manche zumindest eine Übergangslösung ist, lohnt sich für andere wiederum nicht: So hat Thomas Mick von Kölschkultur in Klettenberg in einer einmaligen Aktion Essensreste verteilt und anschließend seinen Betrieb vorerst komplett eingestellt. „Es waren viele Stammgäste da, jeder durfte zwei Gerichte mitnehmen.“

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Denn um auf einen Lieferservice umzuschwenken, benötigen Restaurants erst einmal die nötige Infrastruktur wie Fahrräder oder Autos, auch Personal müsste dann weiter beschäftigt werden. „Dann kann ich aber meine Mitarbeiter nicht mehr in die Kurzarbeit schicken, wenn sie weiter arbeiten. Das lohnt sich nicht. Ich habe das restliche Essen an Freunde und Bekannte verschenkt“, erzählt auch Stephanie Rommerskirch von der Kleinen Glocke in der Innenstadt.

Viele Restaurant-Anfragen bei Lieferando

Und Dienste wie Lieferando sind für Gastronomen, die das Unternehmen bislang nicht in Anspruch genommen haben, keine schnelle Alternative. Denn zwischen Anmeldung und Nutzung des Dienstes vergehen mitunter zwei bis drei Wochen, heißt es. Ob das Unternehmen nun von Corona profitiere? Auf Anfrage teilte eine Sprecherin mit, dass es einen „wesentlichen Anstieg der Anfragen durch Restaurants“ gebe, aber „gleichzeitig haben sich auch viele Restaurants dazu entschlossen, ihre Türen komplett zu schließen.“ Konkrete Zahlen für Köln habe das Unternehmen nicht parat, so die Sprecherin.

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