Daniel Donskoy über Sex und andere Freiheiten„Die Kölner wissen, wie man Spaß hat“

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Daniel Donskoy beim Gespräch im 25-Hours-Hotel

  • Bekannt geworden ist der Schauspieler Daniel Donskoy durch seine Priester-Rolle in der RTL-Serie „Sankt Maik“.
  • Wir treffen Donskoy, der auch Musiker ist, im 25-Hours-Hotel, wo er seine neue Single „24“ präsentiert hat – während eines 24-Stunden-Online-Marathons.
  • Ein Gespräch über Momente der Lust, Köln und seine Rolle in der Netflix-Serie „The Crown".

Köln – Herr Donskoy, für die Vorstellung Ihres Lieds sind Sie 24 Stunden online und lassen Ihre Fans live an Begegnungen mit Musikern wie Aloe Blacc teilhaben. Wie halten Sie sich wach?

An so einem Tag, dem ich schon lange entgegenfiebere, bin ich voller Adrenalin. Durch Dreharbeiten bin ich es gewöhnt, 24 Stunden wach zu sein. Das ist keine große Hürde. Ich bin ein Nachtmensch und habe sowieso keinen festen Rhythmus.

Ihr neuer Song heißt passenderweise „24“ und ist stilistisch eine Mischung aus R’n’B und elektronischen Klängen. Was steckt für Sie hinter dieser Zahl?

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24 ist für mich eine Zahl, die Vollkommenheit symbolisiert. Ein Tag hat 24 Stunden. Was kann man an einem Tag machen? In diesem Song geht es viel um Begierde und Verlangen, auch auf sexueller Ebene. Der Song soll die Menschen in meine Gefühlswelt eintauchen lassen, deswegen auch die sehr atmosphärischen Beats. Der Song soll Wärme, Freiheit, das Loslassen vermitteln. (Hier den Song „24“ anhören)

Zieht sich das Thema Lust durch das Album?

Es geht bei mir beim Schreiben vor allem um die persönliche Freiheit. Diese bezieht sich auf verschiedenste Lebenssituationen. Sex, Unterdrückung in unserer vermeintlich freien Gesellschaft – die Liste ist sehr lang. In dieser digitalisierten Welt tragen die Menschen auch draußen Schutzschilde vor sich her. Dazu kommt jetzt auch noch die leider essenzielle Maske. Zwischen all dem muss man Momente finden, in denen man Lust verspürt. Und das auch laut sagt: Ich habe Lust auf Liebe, auf geiles Essen oder auf Sex.

Das sind Dinge, mit denen ich mich viel beschäftige. Auch damit, wie man seine persönliche Freiheit entfalten kann, vor allem auch auf kognitiver Ebene. Ob durch Meditation, bewusstseinserweiternde Substanzen oder einfach ein inspirierendes Gespräch.

Was haben Sie da schon ausprobiert?

Pilze finde ich interessant, Marihuana sollte meiner Meinung nach sowieso legalisiert werden. Ich bin experimentierfreudig, weil ich weiß, dass ich das mit meiner Psyche und Moral vereinbaren kann. Man muss aber wirklich aufpassen. Nicht jeder sollte ALLES ausprobieren. Verbote gibt es genau deswegen, weil nicht jeder verantwortungsbewusst damit umgeht. Es gibt aber Sachen, die müssen verboten bleiben. Crack, Crystal, Amphetamine - die haben nichts mit Bewusstseinserweiterung zu tun.

Unserer Generation sagt man nach, dass sie weniger Sex hätte als die Generation 50 plus. Zwischen Job und gesellschaftlichen Erwartungen bleibt für das Verlangen nicht viel Zeit.

Also eigentlich fragen Sie den Falschen, aber wenn ich drüber nachdenke, könnte es daran liegen, dass die Leute mit Mitte 30 schon Jahre in einer festen Beziehung leben und sich darüber selbst vergessen haben. Klar, zu viel Arbeit und Leistungsdruck können dazu führen, dass man vergisst zu kommunizieren. Aber das ist Voraussetzung für ein ausgewogenes Sexleben.

Sie bringen den neuen Song während des erneuten Lockdowns auf den Markt, können aber nicht touren. Haben Sie keine Angst, bei dem ganzen Streaming-Angebot nicht sichtbar zu sein?

Wenn ich jedes Mal Angst hätte, hätte ich bis heute keinen einzigen Song releast. Ich bin felsenfest sicher, dass, wenn man seine Gefühle vollkommen hineinlegt, diese auch auf Resonanz stoßen werden. Deswegen ist mir die Musik auch so wichtig, weil es das Persönlichste ist, was ich mit den Menschen teilen kann. Als Schauspieler bin ich ja nicht da, um ich zu sein. Ich muss die Rolle sein. Bei der Musik ist es 100 Prozent meine Story.

Größere Bekanntheit haben Sie durch Ihre RTL-Hauptrolle in „Sankt Maik“ erhalten, die dritte Staffel ist abgedreht. Inwieweit hat die Serie Ihr Leben verändert?

Ich habe fest in London gelebt, als das Angebot kam und dadurch war ich vermehrt wieder hier. Es war sehr herausfordernd und auch schwierig, über vier Jahre an diesem spezifischen Projekt zu arbeiten. Du bist nicht wirklich frei, andererseits macht man etwas, was man liebt, erlangt Bekanntheit und verdient Geld. Aber vor allem hat es mich als Mensch und als Schauspieler vorangebracht.

Inwiefern?

Ich habe zum ersten Mal gelernt, mit so viel Druck zu arbeiten. Plötzlich ist dein Gesicht da und alle schauen drauf. Am nächsten Tag heißt es „Serie mit Daniel Donskoy Top oder Flop“. Am Ende wird alles auf den Schauspieler projiziert, obwohl andere das Drehbuch geschrieben, andere die Serie entwickelt haben. Aber das ist auch positiv. Man hat die Chance, für die Worte, die man sagt, für die Charaktere, die man darstellt, Verantwortung zu übernehmen. Vor allem im Privatfernsehen muss da noch einiges geschehen. Es wird viel mit Klischees gearbeitet und bleibt oft an der Oberfläche.

Das haben Sie dann auch offen gesagt?

Ja, ich bin ein sehr ehrlicher Mensch. Klar, man stößt damit auch auf Gegenwind. Zum Glück gab es genug Situationen, in denen ich auf ein offenes Ohr gestoßen bin und wir versucht haben, das Beste rauszuholen. Klar, ein Sender hat seine Interessen, die Produktionsfirma ihre und ich meine. Im Idealfall kommt man zusammen. Jetzt bin ich aber froh, in neue Gewässer zu kommen.

Weshalb haben Sie Köln als Schauplatz für den Release Ihres neuen Liedes gewählt?

Ich habe während des Lockdowns im Frühjahr in Köln gearbeitet. Einer meiner Produzenten lebt hier, der andere in Wuppertal. Hier konnte ich gut arbeiten.

Sie haben schon in Berlin, London und in Israel gelebt. Welchen Eindruck macht Köln auf Sie?

Ich finde die Menschen total freundlich und sehr offen. Ich war immer vorwiegend zum Arbeiten hier, deswegen ist es schwierig, über eine Stadt zu sprechen, wenn man sie vor allem aus der Arbeitssituation heraus kennt. Ich komme aber immer wieder gern her. Konzerttechnisch war es mit das Geilste. Wir haben im Luxor gespielt und die Stimmung war super. Die Kölner wissen, wie man Spaß hat – wäre da nicht Corona.

Sie sind demnächst in der international erfolgreichen Netflix-Produktion „The Crown“.

Ja, ich spiele die Rolle von James Hewitt, der Lover von Prinzessin Diana. Der kommt zum Ende der Staffel. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht, da zu arbeiten. Es ist eine wunderschöne Serie, tolle Produktion, tolle Schauspieler, viel Budget. Bei vielen Produktionen in Deutschland denke ich mir, dass mehr Geld gut wäre. Hier wird trotz Corona gerade viel produziert, viel subventioniert. Es kommen auch super Sachen aus Deutschland : Babylon Berlin, Deutschland 83, die erste Staffel von Bad Banks. Das sind zum Teil aber auch Produktionen, wo genug Geld drin steckt.  

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