Satirischer WochenrückblickIn Köln werden sogar die Tische verrückt

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Außengastro mit drei Reihen

Drei Reihen sind der Wunsch der Gastronomen. Es blieben 2,80 Meter statt vier Meter zum Flanieren.

  • Über Köln und die Kölner kann unser Autor Peter Berger manchmal nur den Kopf schütteln – oder schallend lachen.
  • In seiner satirischen Köln-Kolumne „Die Woche”, in der er die Nachrichten der vergangenen sieben Tage humoristisch verarbeitet.
  • Warum die Stadtverwaltung nach dem Baumgart-Prinzip arbeiten sollte.

Köln – Nein, natürlich hat das Ordnungsamt niemals die Absicht gehabt, den Wirten an der Aachener Straße mit ihren Tischen auf dem Gehweg auch gleich die Existenzgrundlage zu entziehen. Eigentlich sollten die Tische doch nur verrückt werden. Am Ende waren es die Wirte.

Nein. Es war auch nie geplant, Hunderte Flusskreuzfahrer mitten auf dem Radweg am Rheinufer auszusetzen und sie bei ihren verzweifelten Versuchen, den Reisebus zu erreichen, ihrem Schicksal zu überlassen, bloß weil die Experten der Bauwerksunterhaltung aus Braunschweig noch nicht wissen, ob die Bastei zusammenstürzt, wenn man ihr Stützkorsett entfernt.

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Nein, die Verwaltung hatte auch niemals vor, einer großen Versicherung den Traum vom gläsernen Turm am Zoo auszureden, mit dem sie hoch hinaus will und auf dessen Spitze die Weltkugel von HA Schult sehr viel besser zur Geltung käme.

Wegen des drohenden Verlustes des Weltkulturerbe-Status. Für den Dom, nicht für die Schult-Kugel. Bei der könnte höchstens der Aktionskünstler drohen – mit dem Antrag auf Anerkennung.

Sie merken schon. Es nicht leicht, eine Millionenstadt zu verwalten, in der Tische verrückt und Bauwerke unterhalten werden wollen. Und deren Kassen so leer sind, dass sie sich kein erstklassiges Personal mehr leisten kann.

Da hilft nur eins: das Baumgart-Prinzip. Nicht jammern, sondern nehmen, wie es kommt. Also weg mit all den Hochglanz-Leitbildern, Masterplänen und den Versuchen, mit einer Verwaltung das Niveau der Champions League zu erreichen, die sich seit Jahrzehnten abmüht, in der ersten Städte-Liga zu bleiben.

Wie der FC-Trainer das trotz des Fachkräftemangels mit seinem Kader schafft, wird sein Geheimnis bleiben. Irgendwie gelingt es ihm, dass die Fans glauben und lauthals singen, sie führen nach Mailand oder Madrid. Auch wenn es am Ende nur für das drittklassige Fußball-Europa und Belgrad reicht.

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