Kölner Notschlafstelle für Drogensüchtige schließtEin Bewohner auf der Straße – Suche nach neuer Immobilie im Rechtsrheinischen

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Christian Semerao steht in seinem Zimmer in der Notschlafstelle der Drogenhilfe in Nippes.

In der Notschlafstelle der Drogenhilfe in der Cranachstraße hatte Christian Semerao eine Bleibe gefunden. Jetzt kommt er über die Oase unter.

Neun Bewohner sind in anderen Kölner Einrichtungen untergekommen. Ein Mann hat bisher keine neue Unterkunft. 

Zum 1. Mai hat die Notschlafstelle für Menschen mit Suchtproblematik in Nippes geschlossen. Ein Drittel der Schlafangebote für diese Zielgruppe in Köln ist damit vorläufig ersatzlos weggefallen. Neun Bewohner seien „mit sehr viel Arbeit in anderen Einrichtungen untergebracht worden“, sagt Andreas Sevenich, der die Notschlafstelle in Nippes geleitet hatte. Sie schlafen jetzt zum Beispiel im Johanneshaus in der Annostraße, im Erik-Wickberg-Haus der Heilsarmee in Ehrenfeld oder im Männerwohnheim des Internationalen Bunds am Brücker Mauspfad.

Für einen der zehn Bewohner konnte die Drogenhilfe vorläufig keine neue Unterbringung finden – der Mann habe sich leider bislang auf keins der neuen Angebote einlassen können, sagt Sevenich.

Die meisten Bewohner habe die Schließung der Notschlafstelle „enorm gestresst. Zuletzt hat bei einigen Bewohnern der Drogenkonsum aufgrund der unsicheren Zukunftsaussichten deutlich zugenommen“, sagt Sevenich. Andere wirkten „wie erstarrt“. Die Aussicht auf einen Wechsel der Unterkunft bedeute für viele der Menschen eine Überforderung. In den letzten Tagen vor der Schließung sei die Einrichtung in Nippes „immer voll“ gewesen. Immer wieder hätten Menschen nicht aufgenommen werden können. „Das zeigt, wie wichtig dieses Angebot war und ist.“

Christian Semerao kann Chemotherapie beginnen

Christian Semerao, ein Bewohner, der dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ seine Geschichte erzählt hatte, hat über die Obdachlosenhilfe Oase eine neue Bleibe gefunden. Er will nun mit einer dringend notwendigen Chemotherapie beginnen – „das wäre ohne Dach über dem Kopf nicht möglich gewesen“, sagt er.

Auch durch „politischen und öffentlichen Druck“ habe sich die Suche nach einer neuen Immobilie unterdessen wieder intensiviert, sagt Sevenich. Am Freitag (3. Mai) besichtigt die Drogenhilfe gemeinsam mit der Stadt Köln eine Wohnung im Rechtsrheinischen. „Wir hoffen sehr, die weggefallenen Plätze der Notschlafstelle in Nippes bald ersetzen zu können“, so Sevenich.

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