Anwohner sind verärgert über die GAG-Mitteilungen wegen Fahrrädern an der leerstehenden Postfiliale in Bickendorf. Die GAG verteidigt ihren Kommunikationsstil.
Neue NutzungGAG fordert Räder-Entfernung in Bickendorf – Anwohner kritisieren Kommunikation

Tief verärgert sind Bernd Delbrügge (l.) und Christoph Mülders, hier an der Rampe zum Eingang der ehemaligen Postfiliale, über die Ansprache der GAG.
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An einem Morgen Anfang Juli rieben sich einige Bewohner der Häuser rund um die ehemalige Bickendorfer Postfiliale Am Haselbusch / Grüner Brunnenweg die Augen: An den Fährrädern, die sie seit Jahren an den Handlauf entlang der Rampe zum Eingang des Gebäudes anketten, klebte ein Zettel mit dem Hinweis ihres Vermieters, der GAG Immobilien AG, „das Fahrzeug“ stehe „unerlaubt auf unserem Grundstück“. Es folgt die Aufforderung, das Rad bis Mitte des Monats zu entfernen: „Sollten Sie dieser Bitte nicht nachkommen, sehen wir uns leider gezwungen, den Abschleppdienst zu verständigen und gegebenenfalls Anzeige zu erstatten.“
Anwohner Christoph Mülders ist verärgert: „Wir zahlen alle pünktlich unsere Miete, da muss man uns nicht so blöd kommen. Man hätte uns vernünftig erklären können, weshalb die Räder plötzlich stören.“ Bernd Delbrügge, der gleich gegenüber der seit sieben Jahren leerstehenden Postfiliale wohnt, kann sich das nur mit einer Wiedervermietung der rund 250 Quadratmeter großen Räumlichkeiten erklären: „Wir sehen ja ein, dass die Räder dann wegmüssen. Aber so wie das gelaufen ist, ist das schon Kommunikation mit der Abrissbirne.“

Die ehemalige Postfiliale an der Straße Am Haselbusch.
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Kommunikation sorgt für Kritik – GAG verteidigt Aushang
In einem Offenen Brief beschwerte sich Delbrügge über den „irritierenden“ und „aggressiven“ Stil des GAG-Aufklebers und erhielt von dem Wohnungsunternehmen zur Antwort, dass die Räume der früheren Postfiliale tatsächlich seit Anfang Juli neu vermietet seien, weshalb die Rampe nicht mehr als Fahrradabstellplatz genutzt werden könne. Daher sei eine Information der Besitzer notwendig gewesen: „Da wir nicht wissen können, wem die einzelnen Fahrräder gehören, war ein Aushang vor Ort die einzige Möglichkeit, alle zu erreichen.“
Ansonsten sieht es mit Informationen nicht allzu rosig aus. So teilt GAG-Pressesprecher Jörg Fleischer mit, er habe nicht die Befugnis des neuen Mieters, über die künftige Nutzung der Räume oder sonstige Einzelheiten des Mietvertrages zu reden: „Er wird die Nachbarschaft aber über einen Aushang am Gebäude informieren.“
Abstellmöglichkeiten fehlen
Auch was die Sprache des Aufklebers an den Fahrrädern angeht, ist man bei der GAG mit sich im Reinen: Man habe die möglichen Konsequenzen eines Verbleibs der Räder am Handlauf „klar formuliert“, schreibt das Unternehmen auf Anfrage. Delbrügge erwartet da deutlich mehr „Respekt und Entgegenkommen“, schließlich habe es die GAG versäumt, in der Umgebung der ehemaligen Post für eine ausreichende Zahl von Fahrradstellplätzen zu sorgen.
„Laternen, Schilder, Fallrohre und Bänke sind oft die einzigen Möglichkeiten, Räder zu sichern“, so Delbrügge. Notwendig sei das, weil auch die an sich idyllische Rosenhofsiedlung keine Insel der Seligen sei: „Vor einem Jahr habe ich mir ein teures Rad gekauft, nach einer Woche war es geklaut.“ Häufig zahle die Versicherung nur, wenn der Besitzer nachweisen könne, dass das Rad zur Zeit des Diebstahls irgendwo angekettet war, erklärt Delbrügge. Zuletzt hatte er sein wieder aufgetauchtes Rad mit zwei Schlössern am Handlauf der Rampe befestigt.
Christoph Mülders hat nachgezählt: GAG-Mieter in 29 Wohnungen seien betroffen, weil sie keine Gärten oder Vorgärten zum Abstellen der Räder haben. Einige hätten deswegen schon Kontakt mit der GAG gesucht, dort habe man ihnen vorgeschlagen, die Räder in die Hauskeller zu tragen. Doch die Wege dorthin seien eng und verwinkelt, die Leuchten funzelig oder nicht vorhanden, die Kellerräume oft feucht. „Für ältere Menschen zum Beispiel wäre das sehr schwierig, für Besitzer von E-Bikes unmöglich“, so Mülders. „Bei der GAG hat man offensichtlich noch nichts von der Mobilitätswende gehört.“
Die GAG sieht das anders, man arbeite „mit Hochdruck an der Schaffung von Fahrradabstellmöglichkeiten in der denkmalgeschützten Rosenhofsiedlung“, schreibt das Unternehmen auf Anfrage. So seien beispielsweise im Bereich Akazienweg/Weißdornweg/Schlehdornweg zwei Boxen mit Abstellmöglichkeiten für rund 20 Räder aufgestellt worden: „Weitere werden folgen.“ Unterstützung bekommt die GAG von der Ehrenfelder Bezirksvertretung. Um die Gehwege freizuhalten, soll die Verwaltung auf Antrag der SPD-Fraktion im Bereich der ehemaligen Post „mindestens 14 Fahrradnadeln“ neu installieren.