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Lindweiler HofBickendorfer wollen bei Plänen für Schulneubau mitreden

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Eine Gruppe Menschen steht vor dem Eingang zum Ehrenfelder Bezirksrathaus.

Viel Unterstützung erhielt die Künstler-Initiative von Anhängern aus Bickendorf, hier vor dem Sitzungssaal.

Die geplante Schulbebauung auf dem Lindweiler Hof in Bickendorf ruft viel Kritik bei den Nachbarn. Ihre Vorschläge würden von der Stadt nicht gehört.

Der Vorwurf wiegt schwer: „Desinteresse, Ignoranz und vor allem Intransparenz“, unterstellte Wolfgang Stöcker Politik und Verwaltung beim Umgang mit der Neubebauung des Geländes am Lindweiler Hof. Fakten seien geschaffen und die Vorschläge der Initiative Künstler für Bickendorf „absichtlich übergangen“ worden. Als deren Sprecher trat Stöcker auf der jüngsten Sitzung der Ehrenfelder Bezirksvertretung auf: Mit einer Bürgereingabe, in der sie für einen „angemessenen Umgang“ mit dem Thema plädiert, macht sie noch einmal auf ihre Anliegen aufmerksam, und Stöcker durfte, wie in solchen Fällen üblich, die Eingabe in maximal fünf Minuten Redezeit begründen.

Förderschule Lindweiler Hof in Bickendorf wurde abgerissen

Gegründet wurde die Künstler-Initiative 2022, nachdem Starkregenfälle im Sommer 2021 Teile von Bickendorf überschwemmt hatten. Die Gebäude der Förderschule, die bis dahin auf dem Grundstück des Lindweiler Hofs ansässig war, wurden dabei schwer beschädigt und mussten abgerissen werden. Als die Verwaltung begann, Konzepte für einen verbesserten Hochwasserschutz zu erarbeiten und gleichzeitig den Neubau einer Gesamtschule auf dem Gelände plante, mischte sich die Initiative, in deren Reihen sich Architekten, Tiefbauer, Historiker, Techniker und Ingenieure finden, mit Gegenvorschlägen ein.

Etwa 100 Leute stehen und hocken vor einem denkmalgeschützten Gebäude.

Knapp 100 Bickendorfer versammelten sich im Sommer vor dem denkmalgeschützten Herrenhaus des Lindweiler Hofs in Bickendorf.

So sollte statt des von den Stadtentwässerungsbetrieben vorgesehenen 5 Millionen Euro teuren, unterirdischen Auffangbeckens mit moderner Pumpstation auf dem Schulgelände eine preisgünstige oberirdische Retentionsmulde mit wesentlich höheren Kapazitäten angelegt werden. Darin könnte, dem städtischen Schwammstadt-Konzept entsprechend, das Regenwasser nach Überschwemmungen langsam ins Grundwasser absickern, außerhalb der Flut-Zeiten wäre das Becken ein terrassenförmiger Teil des Schulhofs. Die Initiative möchte auch die Zahl der Schüler auf etwa 600 begrenzen, weil die von der Verwaltung vorgesehene Zahl von knapp 900 ein unverhältnismäßig großes Schulgebäude erfordere. Es würde das alte Ortsbild von Bickendorfs Zentrum zerstören und für erhebliche Verkehrsprobleme sorgen.

Ein Bild aus der Vogelperspektive zeigt ein Schulgebäude und ein Überlaufbecken.

So stellen sich die Künstler für Bickendorf die Schule nebst Retentionsmulde auf dem Gelände des Lindweiler Hofs vor.

Diese Bedenken und Gegenvorschläge, so Stöcker, seien nie wirklich ernst genommen worden. Stets sei die Initiative als „Gegenseite“ wahrgenommen worden, und als sie auf Einladung der Verwaltung ihre detailliert ausgeführten Pläne im Stadthaus diskutieren wollte, sei die Präsentation wegen technischer Probleme ausgefallen. „Uns wurde auch sinngemäß gesagt: Wir haben die fünf Millionen Euro, wir bauen das Becken“, erzählte Wolfgang Stöcker, „und wortwörtlich: Das Becken ist gesetzt.“ Letzteres sei ein Zitat von Bezirksbürgermeister Volker Spelthann (Grüne): „So etwas nimmt uns den Wind aus den Segeln.“

Ein freies Grundstück ist zu sehen, mit drei Bäumen.

Alle Gebäude der ehemaligen Förderschule Lindweiler Hof sind abgebrochen worden, nachdem die Schule durch den Starkregen vom Juli 2021 stark beschädigt wurde.

Wolfgang Stöckers kurzer Vortrag hinterließ Eindruck bei den Bezirksvertretern: „Die Vorschläge aus der Bevölkerung sind immer abgebügelt worden“, meinte Udo Hanselmann. Der erste stellvertretende Bezirksbürgermeister (SPD) kritisierte – wie Spelthann und etliche andere BV-Mitglieder – die Verwaltung, weil sie bislang keine konkreten Pläne für den Schulneubau vorgelegt habe. Laut einer Beschlussvorlage der Gebäudewirtschaft soll dies nun im ersten Quartal 2026 nachgeholt werden. „Das darf aber keine Pseudo-Veranstaltung werden, Veränderungen müssen machbar sein“, mahnte Hanselmann.

Während die Gebäudewirtschaft in ihrer Stellungnahme zur Bürgereingabe auf die „drängende Schaffung“ neuer Schulplätze verweist, und sich deshalb „gegen eine erneute Überprüfung“ des Gesamtkonzepts ausspricht, vertagten die Bezirksvertreter ihre Entscheidung einstimmig auf einen Termin nach der Vorstellung der Pläne. Für Bettina Tull von den Grünen allerdings verfängt das Argument der fehlenden Schulplätze: „Über die Gestaltung des Neubaus können wir reden, aber nicht über die Zahl der Schulplätze.“ Laut Tull gehört eine Schule auch „mitten ins Veedel“, nicht an den Stadtrand.

Für Simone Schäfer, dritte stellvertretende Bezirksbürgermeisterin (CDU) und ehemaliges Mitglied des Schulausschusses, hat die Zahl der entstehenden Schulplätze ebenfalls „sehr hohe Priorität“. Aber auch die zeitlichen Abläufe könnten eine Rolle spielen. In ihrer Beschlussvorlage warnt die Gebäudewirtschaft, eine Änderung des Konzepts für den Lindweiler Hof werde einen „zeitlichen Verzug von zehn bis zwölf Monaten“ zur Folge haben. „Das wäre kritisch“, so Schäfer.