Bumann, Artheater, CBEClub-Betreiber in Ehrenfeld in Sorge wegen Neubauprojekt

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Bumann und Sohn Ehrenfeld

Das Bumann und Sohn in Köln-Ehrenfeld.

Köln-Ehrenfeld – In der schönen, neuen Welt sieht es am Ehrenfeldgürtel aus wie an einem Boulevard. Breite Schirme aus hellem Stoff überspannen das Mobiliar vor einem Restaurant oder Café. Ein paar Passanten sind unterwegs, ganze vier Autos auf dem Ehrenfeldgürtel. Die pittoreske urbane Szenerie ist Teil einer Visualisierung eines Neubauprojekts, das anstelle des heutigen Postgebäudes am Ehrenfeldgürtel 125 entstehen soll.

Neben dem Lokal sind weitere Schaufenster im Erdgeschoss erkennbar. Darüber türmen sich fünf Stockwerke. 280 Wohnungen soll der Gebäudekomplex einmal bieten.

Das Bumann und Sohn ist in Köln-Ehrenfeld bekannt

In der Realität ist es an dieser Stelle jedoch meist eher laut. Über den Gürtel strömt gewöhnlich Verkehr in alle Richtungen und auf alle erdenklichen Weisen: motorisiert, auf Schienen, mit Muskelkraft oder zu Fuß.

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Und dann gibt es neben dem heutigen Gebäude, wo die Post und ein Billig-Möbelhändler noch Räume haben, zwei Clublokale: Das Artheater und das Bumann und Sohn. In normalen Zeiten herrscht hier vor allem abends und nachts viel Betrieb. Die Bar Bumann und Sohn hat außerdem einen Außenbereich der unter anderem als Weihnachtsmarkt in der ganzen Stadt beliebt ist.

Seit bekannt wurde, dass am Ehrenfeldgürtel der Bau von hunderten Wohnungen geplant ist, sind die Clubbetreiber in Sorge. Sie wurden nämlich nicht gefragt, ob das mit ihren Betrieben gut vereinbar wäre. „Wir wurden im vergangenen Jahr davon ziemlich überrascht“, berichtet Philipp Schmitt vom Bumann und Sohn.

Betreiber hofften auf neues Hotel für Köln-Ehrenfeld

Noch bis April 2021 hatten er und seine Kollegen mit dem Kölner Projektentwickler Metropol einen intensiven Austausch. Dessen geplantes Hotel anstelle des Postgebäudes hätte nach Auffassung von Schmitt gut zu den bestehenden Clubs gepasst und vielleicht sogar positive Impulse für das Umfeld geben können. Denn auch die Clubbetreiber hätten gern, dass sich die triste Lage der Bahnbögen beiderseits des Gürtels mal zum Besseren entwickeln möge.

Bumann und Sohn

Philipp Schmitt (l) Betreiber des Clubs Bumann und Sohn und Gabriel Riquelme vom Club Bahnhof Ehrenfeld sind in Sorge wegen eines Neubauprojekts am Ehrenfeldgürtel.

Genau das sehen die Akteure in diesem Bereich aber nun in Gefahr. Spätestens seit Schmitt und die anderen vom Verkauf des früheren Post-Gebäudes und später vom neuen Vorhaben erfuhren. Statt eines Hotels waren nun seitens des neuen Investors Savvy Group aus Luxemburg Wohnungen und Einzelhandel geplant.

Sorge vor Lärm und Auseinandersetzungen mit Anwohnern

Das Projekt kommt demnächst in Bezirksvertretung und Stadtentwicklungsausschuss auf die Tagesordnung. Die Beschreibung umfasst auch die Visualierungen des beauftragten Kölner Architekturbüros Astoc sowie Skizzen, wie die einzelnen Geschosse aufgeteilt werden sollen. Auch ein Lärmgutachten soll schon angefertigt worden sein. Demnach würde das Vorhaben die vorhandenen Clubs nicht einschränken. „Das sehen wir anders“, sagt Philipp Schmitt. Wenn unmittelbar hinter seinem Lokal, zu dem ein Außenbereich gehöre, ein sechsgeschossiges Gebäude aufragt, wirke das wie ein Schalltrichter. Auch für die andere Seite Gebäudes, wo sich der Club Artheater befindet, fürchtet er nichts Gutes. „Stellen Sie sich vor, direkt darüber wohnen Familien mit Kindern. Das kann doch nicht lange gut gehen.“

Die Clubbetreiber und mehrere Anwohner haben sich inzwischen zu einer Interessengemeinschaft Kulturraum Ehrenfeld/Neuehrenfeld, kurz Ene zusammengetan. Grundsätzlich sei man nicht gegen das Projekt. Auch den notwendigen Bau von Wohnungen sehe man ein. Andererseits gebe es gerade im Bereich des Ehrenfeldgürtels und der Bartholomäus-Schink-Straße eine lebhafte Szene. Bumann und Sohn haben beispielsweise mit dem Club Bahnhof Ehrenfeld ein Konzept für Events auf der Bartholomäus-Schink-Straße entwickelt. „Wenn die Entwicklung des alten Postgeländes zu einem Erfolg für alle Beteiligten und somit zu einer Bereicherung für Ehrenfeld werden soll, kann dies nur durch eine offene, vertrauensvolle und im besten Falle persönliche Kommunikation zwischen der Savvy Group und den Anliegern sowie Anwohnern und örtlichen Akteuren gelingen“, argumentiert die Ene.

Die Savvy Group reagierte auf eine Anfrage dieser Zeitung und beteuert: „Wir stehen im regelmäßigen Austausch mit Politik, Verwaltung und Nachbarn, um alle Belange im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens zu berücksichtigen. Uns ist bewusst, dass die Kölner Clubkultur erhaltenswert und ein wichtiger kultureller Baustein von Ehrenfeld ist. Belange der benachbarten Clubs werden daher in besonderer Weise berücksichtigt und im persönlichen Gespräch geklärt.“

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