Unsozialer Wohnungsbau?Kölner Politik fürchtet Bau von Luxus-Wohnungen auf Coty-Areal

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Die Firma Coty wird im Juni 2022 geschlossen. 

Bickendorf – Die Nachricht von der Schließung der Kosmetik-Fabrik Coty an der Wilhelm-Mauser-Straße war schon keine gute Neuigkeit. Mitte 2022 soll die Produktion eingestellt werden. Für Bickendorf bedeutet das den Verlust von rund 300 Arbeitsplätzen. Der Ärger der Noch-Beschäftigten über die Entscheidung der französischen Unternehmensführung ist auf Transparenten am Werkszaun nachzulesen.

Fabrikareal in Köln wurde an Investor verkauft

Jetzt wartet der SPD-Ortsverein Bickendorf/Ossendorf mit weiteren – aus seiner Sicht – schlechten Nachrichten auf. Das Fabrikareal, das 1993 als Produktionsstätte der Firma Mülhens (4711) in Betrieb ging, sei verkauft worden. Für die Sozialdemokraten eine „alarmierende Entwicklung“, denn sie befürchten nun, dass „Luxus-Wohnungen“ entstehen könnten. 

Mit 17 Hektar ist es mehr als doppelt so groß wie das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Ehrenfeld. Zu welchem Preis das Grundstück zwischen Wilhelm-Mauser- und Venloer Straße den Besitzer wechselte, ist nicht bekannt, doch der neue Eigentümer ist ein Immobilienentwickler namens Instone Real Estate.

Deutschlandweit führender Wohnentwickler

Laut eigener Darstellung ist das in Essen und Berlin ansässige Unternehmen „einer der deutschlandweit führenden Wohnentwickler“. Man plane durchmischte Quartiere, attraktive Wohn- und Mehrfamilienhäuser sowie öffentlich geförderten Wohnungsbau. Bei vielen seiner Quartiersprojekte errichte man auch „die notwendige soziale Infrastruktur“, schreibt das Unternehmen auf seiner Website.

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Protest gegen die Schließung drücken die Transparente am Zaun aus. 

Für den neu ins Portfolio aufgenommenen Standort Bickendorf habe man vor, „aufgrund der vielfältigen Nutzungspotenziale dieser großen innerstädtischen Fläche, die perspektivischen Entwicklungsmöglichkeiten im engen Dialog mit den Bürgern, der Verwaltung und der Politik im Sinne einer zukunftsorientierten Stadtentwicklung auszuloten“.

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Trotzdem argwöhnt die Bickendorfer SPD: „Das lässt nichts Gutes erahnen“, kommentiert Udo Hanselmann, Vorstandsmitglied des Ortsvereins, den Grundstückverkauf. Hanselmann, zugleich erster Stellvertretender Bezirksbürgermeister von Ehrenfeld, macht sich Sorgen um Bickendorf als „Wohnquartier mit erschwinglichen Mieten für die Alteingesessenen, aber auch für junge Familien“: Das Viertel komme immer mehr „unter die Räder der Gentrifizierung.“

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Im März hatten die Mitarbeiter gegen die Schließung des Werks protestiert. 

Wenn auf dem Coty-Areal ein Luxus-Wohn-Quartier mit hohen Mieten entstehe, erhöhe dies den Druck auf den Mietmarkt in der Umgebung. „Das brauchen und wollen wir nicht. Notwendig für Bickendorf sind sozial geförderte Wohnungen mit preiswerten Mieten“, sagt Hanselmann.

Gebiet in Köln soll weiter gewerblich genutzt werden

Die unmittelbare Nachbarschaft des Coty-Areals besteht aus Gewerbebetrieben. Dass auch auf dem – bald ehemaligen – Fabrikgelände weiterhin Gewerbe angesiedelt wird, wollte die Bezirksvertretung schon im Mai durch einen Bebauungsplan mit Veränderungssperre erreichen. Dieser Vorschlag wurde jedoch Anfang Dezember – zufällig gleichzeitig mit der Nachricht vom Verkauf des Grundstücks an einen Wohnungsentwickler – vom Stadtentwicklungsausschuss zurückgewiesen. 

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Die ehemalige Produktionsstätte von 4711 könnte ein neues Wohnquartier werden. 

Die Mehrheit von Grünen, CDU und Volt folgte der Argumentation der Verwaltung, dass kein Bebauungsplan bestehe, jedoch auch nicht notwendig sei. Im Flächennutzungsplan sei für das Grundstück bereits Gewerbe und zu einem kleinen Teil auch industrielle Nutzung vorgegeben. Das soll so bleiben. Außerdem sei im Zielbildentwurf für den Kölner Westen für das Areal die Sicherung und Entwicklung von Gewerbestandorten für Produktion, Lagerung und Logistik vorgesehen.

„Daher sieht die Verwaltung auf der Fläche weiterhin eine klassische gewerbliche Nutzung“, heißt es in der Beschlussempfehlung. Auf Anfrage dieser Zeitung verwies ein Sprecher des Unternehmens Instone auf den sehr frühen Zeitpunkt nach dem Kauf des Grundstücks. Es gebe noch keine konkreten Nutzungsabsichten oder gar Pläne. Eine „zukunftsorientierte Stadtentwicklung ist ein wichtiges Projektziel“, heißt es für den Standort Wilhelm-Mauser-Straße.

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