Kommentar zur Venloer StraßeDie Stadt verpasst eine große Chance für den Radverkehr

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Radfahrer werden es auf der Venloer Straße auch künfrig nicht leicht haben.

Radfahrer werden es auf der Venloer Straße auch künfrig nicht leicht haben.

Die Tage der Tempo-20-Zone in Ehrenfeld sind gezählt. Leider verpasst die Stadt bei der Umstellung eine große Chance. Ein Kommentar.

Es ist eine gleich doppelt gute Nachricht, dass es einen Termin für die Einbahnstraße auf der Venloer Straße gibt. Zum einen werden ab dem 23. Oktober weniger Autos über die völlig überfüllte Hauptverkehrsachse der Stadt fahren – ein Schritt nach vorne. Zum anderen, vielleicht noch wichtiger, wird der in weiten Teilen missratene erste Teil des Verkehrsversuchs an diesem Tag endlich ein Ende finden.

Paul Gross

Paul Gross

Redakteur in der Kölner Lokalredaktion. Jahrgang 1999. Befasst sich mit Gesundheits-, Verkehrs- und Sozialpolitik, den Grünen und mit jungen Themen. 2022 gemeinsam mit Anna Westkämper für eine Reporta...

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Die Tempo-20-Zone war und ist für Verkehrsteilnehmer aller Art verwirrend, für einige sogar gefährlich: Fußgänger durften die Straße formal zwar überall überqueren, abgehalten allerdings hat sie davon der  funktionierende Menschenverstand, denn viel zu viele Autos haben sich vor allem zu den Stoßzeiten nicht an die Maximalgeschwindigkeit gehalten. Die Sorge vieler Eltern um den Schulweg ihrer Kinder ist nachvollziehbar. Radfahrer mussten vor den Bauelementen immer wieder anhalten und auf Autos warten, die sich mühsam durch sie hindurch schoben. Und Autofahrer wurden, sofern sie sich an die Regeln hielten, deutlich ausgebremst und mussten mit noch weniger Platz als zuvor auskommen. All das wird ein Ende haben. Und das ist gut so.

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Sinnvoll erscheint auch die Idee, entgegen der bisherigen Beschlusslage zu Tempo 30 umzuschwenken. Die Straßenverkehrsordnung lässt der Verwaltung bei dieser Geschwindigkeit viel mehr Möglichkeiten, kleinteilig zu justieren und klar erkennbare Überwege für Fußgänger zu schaffen. Dass die Fahrradstreifen allerdings nicht breiter gemacht werden, ist eine verpasste Chance. Hier hätte Ascan Egerer endlich einmal als progressiver Verkehrsdezernent im besten Sinne glänzen können: Verkehr wird entschleunigt und klar strukturiert, Autos bekommen weniger Platz und Fahrräder, angesichts der massiv gestiegenen Nutzung vor allem in Ehrenfeld eigentlich logisch, deutlich mehr. Wenige hundert Meter Markierungen hätten dafür gereicht.

Doch Egerer sortiert die Straßenbemalung in die Kategorie bauliche Veränderung und schließt sie für den Versuch damit kategorisch aus. Damit riskiert er, dass Autofahrer sich angesichts des großen Raums, der sich ihnen künftig auf der einzig übrigen Spur bietet, mehr nach ihrem Fahrgefühl als nach Tempo 30 richten werden. Ihnen wird Platz geschenkt. Die vielen Radfahrer auf der Venloer Straße hingegen müssen sich weiterhin eine schmale Spur teilen. Konsequente Geschwindigkeitskontrollen sind das Mindeste, was Egerer nun in Absprache mit Ordnungsamt und Polizei durchsetzen muss, um den Effekt zumindest zu minimieren. Damit nach der autofreien Deutzer Freiheit und dem Tempo-20-Chaos in Ehrenfeld nicht der nächste Versuch misslingt.

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