Neue AusstellungBei 68elf in Köln-Neuehrenfeld protestieren Kermit Co

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Verschiedene Tier oder Menschen-Figuren sind auf Podesten installiert. Alle haben Demo-Plakate in der Hand.

Die Figuren demonstrieren für ihre Anliegen. Der Hase ist eine Reminiszenz an Joseph Beuys.

Der Kunstverein 68elf spiegelt in seiner neuen Ausstellung die Demonstrationskultur im Lande. Auch Anklänge an Joseph Beuys sind zu finden. 

Die Biene hält ein Schild in der Hand. „Wir sind das Volk!“, steht darauf. Sie ist eine von rund 40 kleinen Demonstranten, die im Passagen-Galeriefenster „Landmann-31“ an der Landmannstraße 31 ausgestellt sind. Aus aussortierten, ausgespielten und weggeworfenen Figuren hat die Künstlerin Agii Gosse, Vorsitzende des Kunstvereins 68elf, Plastiken gefertigt, die passend zu den aktuellen politischen Geschehnissen eine Demonstration bilden – mit ganz unterschiedlichen Anliegen. „Recht hat die Biene!“, sagt Gosse. „Eigentlich stammt die Aussage ja von den Montagsdemonstrationen in der DDR in den Jahren 1989/1990, um gegen die Regierung zu demonstrieren“, sagt sie. „Sie wurde dann aber von der AfD geklaut. Da muss man dann einmal Widerstand leisten.“

„Manchmal überleben die Falschen!“ findet der Tyrannosaurus Rex

Gosse sammelt schon lange Figuren für das Projekt, das über die Jahrzehnte reifte. Bei den ersten handelte es sich um ausrangiertes Spielzeug ihrer Tochter. Die ist mittlerweile 41 Jahre alt. Gosse verwendet gerne gebrauchte Gegenstände für die Kunst, mit der sie die Grenzen zwischen Kunst, Konsum und Popkultur auslotet. Jede gesammelte Figur befestigte sie mit Schrauben auf einem passenden Holzsockel. „Richtig schwierig war es aber, herauszufinden, was mir das jeweilige Tier oder die Comicfigur sagen wollte.“ Schnell klar war es ihr im Fall des  Tyrannosaurus Rex aus Kunststoff: „Manchmal überleben die Falschen!“, so steht auf seinem Demoschild.

Was bei einer menschlichen Demonstration anklagend oder aggressiv klingen würde, ist als Aussage der Spielfiguren nicht weniger wahr, sorgt beim Betrachter aber für ein Lächeln. Die Aussagen stammen oft aus Titeln oder Unterzeilen in den Medien und schwingen im Zeitgeist mit. Viele beziehen sich auch auf andere Diskurse in der Kunst, auf Joseph Beuys etwa. Gosse studierte bei dem weltbekannten Künstler an der Kunstakademie Düsseldorf. Immer, wenn eine Hasenfigur für eine Plastik verwendet wird, hat sie etwas ihm zu tun. Beuys identifizierte sich mit dem Tier.

Verschiedene Tier- und Menschfiguren tragen Demo-Plakate.

Künstlerin Agii Gosse hat die Figuren mit ihren Podesten verschraubt.

So steht der Hase mit dem Schild „Hambi bleibt!“ auf einem Eichensockel, der zugleich eine Reminiszenz an Beuys' Kunstwerk „7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ in Kassel ist. Die Tiere seien, so Gosse, „soziale Plastiken“, so wie Beuys sie verstand, Kunst, die den Anspruch hat, auf die Gesellschaft gestaltend einzuwirken. Nicht nur mahnende, sondern auch Mut machende Worte sind auf den Schildern zu sehen: „Wahre Liebe“ steht auf einem kleinen Plakat, das zwei umschlungene Teddys in den Händen tragen. Einem von ihnen fehlt ein Ohr und ein Arm, aber zu zweit vereint, fällt das gar nicht mehr auf.

Lustig und ernsthaft zugleich demonstrieren die 40 gesammelten Figuren für ihre Anliegen. Georg Schnitzler, ebenfalls Vorstandsmitglied im Verein 68elf, beschreibt einen Unterschied zu derzeit recht kontroveresen Demonstrierenden: „Anders als die Generation Z sind sie nicht festgeklebt, sondern festgeschraubt.“


Das Galeriefenster in der Landmannstraße 31 ist ganztägig einsehbar. Die Ausstellung dauert bis Freitag, 29. März. An diesem Tag findet von 18.30 bis 19.30 Uhr die Finissage statt.

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