Neubau in Liebigstraße kommtFahrradwerkstatt und Kiosk in Köln-Ehrenfeld schließen

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Atah Atay vor ihrem Kiosk, den sie schweren Herzens abgibt.

Lambert Etzbach zieht noch eine Radmutter an einem schwarzen Herrenfahrrad fest, ehe er sich bedächtig dem Kunden zuwendet, der nach einem „Reparaturset“ fragt. „Ach, Se meinen Flickzeuch. Jo, dat hammer do.“ Der 73-Jährige mit dem markanten Schnäuzer ist die Gelassenheit in Person.

Auch die Tatsache, dass er nach mehr als 30 Jahren seine Werkstatt schließen wird, lässt bei ihm keine Wehmut aufkommen. „Irgendwann ist es eben mal Zeit“, sagt er.

Eine gute Gelegenheit dazu bot die Ankündigung des Vermieters, das kleine flache Gebäude abreißen zu lassen, um einen Neubau zu errichten. Wann das sein wird, steht noch nicht genau fest. Aber Fahrräder, Mopeds und Mofas werden hier nur noch ein paar Wochen lang repariert.

„Jeff’s Kiosk“ ist ein Blickfang

Damit geht eine Tradition zu Ende, die noch weiter zurückreicht. Viele Jahrzehnte, bevor Lambert Etzbach seine Werkstatt an der Liebigstraße einrichtete, befand sich an derselben Stelle der Fahrradhandel von Willi Vombel. Die Fahrradwerkstatt wurde vor rund einem Jahr verkleinert und ein Kiosk kam in die alten Werkstatträume. Das erste, was Atah Atay nach der Übernahme vor einem Jahr machen ließ, war eine künstlerische Fassadengestaltung. Seitdem ist der Kiosk nahe der Abzweigung zur Subbelrather Straße ein echter Blickfang.

Neben der wie aus der Zeit gefallenen Fahrradwerkstatt wirkt ihr Büdchen seitdem geradezu stylish mit der farbenfrohen Graffitigestaltung der Außenwand. Der Schriftzug „Jeff’s Kiosk“, umrahmt von Palmen und exotischen Blüten scheint auf eine junge, Ehrenfelder Kundschaft zugeschnitten, die sich gern mal mit einem Getränk von Büdchen versorgt. Doch auch der Kiosk soll dem Neubauvorhaben weichen.

Andere Kioskfiliale bleibt aber in Ehrenfeld

„Aber nicht nur deshalb möchten wir raus“, erklärt Atah Atay und zieht die Schultern ein wenig höher. Es ist nämlich kalt im Büdchen. Eine Heizung gibt es nicht. Die Inhaberin könnte einen Heizlüfter aufstellen. Doch das sei ihr zu teuer, zumal die Wärme gleich durch das ungedämmte Flachdach, die Einfach-Fenster oder die meist offene Ladentür entweichen würde.

Das und die Tatsache, dass man das Lädchen maximal zwei Jahre anmieten könnte, machen die Suche nach einem Nachfolger schwierig. Immerhin: „Jeff’s Kiosk“ wird nicht aus Ehrenfeld verschwinden. Es gibt noch eine Filiale an der Leyendeckerstraße. Und an Fahrrad-Werkstätten mangelt es zwar nicht, doch Urgestein Etzbach wird fehlen.

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