Projektstart in EhrenfeldCityleaks-Festival bietet Ideen für die Stadtgestaltung

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Ehrenfeld – „Eine bereits gebaute Stadt umzubauen, ist schwierig“, stellte Brigitte Scholz beinahe untertreibend fest. Die Leiterin des Amts für Stadtentwicklung beschrieb bei der Podiumsrunde zur Eröffnung des Cityleaks-Festivals die Eckpunkte dieser Mammutaufgabe, die als „Stadtstrategie 2030“ auf der Agenda steht. Umbauten stehen an bei Quartiersgestaltung und Wohnen, Wirtschaft, Verkehr sowie Klimaschutz. „Dazu braucht es Bilder und Beispiele, wie etwas funktionieren könnte. Eben das will das Cityleaks-Festival während der nächsten Wochen zeigen. Besuche vor Ort sind möglich, doch der Festival-Charakter fehlt pandemiebedingt. Vieles kann jedoch dank professioneller Technikbegleitung digital verfolgt werden.

Urbane Transformation wird in Ehrenfeld deutlich

Das Experimentierfeld ist die Hüttenstraße. „Nur wenige Orte in der Stadt sind besser geeignet, um den Bedarf nach urbaner Transformation deutlich zu machen“, sagte Bezirksbürgermeister Volker Spelthann (Grüne). Die Straße zwischen Ehrenfeldgürtel und Subbelrather Straße verläuft parallel zu der Bahnstrecke, die vor 170 Jahren die Lebensader war, die zur Entstehung Ehrenfelds führte.

Sie ist nahezu baumlos und zeitweilig vom Verkehr überbeansprucht. Unterhalb des Bahndammes befinden sich größtenteils ungenutzte Gewölbebögen, deren Potenzial buchstäblich brach liegt. Demgegenüber kann die Hüttenstraße aber mit einer mehr als 100 Jahre alten Wohnbebauung aufwarten, die lässt so manches Herz höher schlagen lässt. Entsprechend groß ist das Interesse, dass die Straße einen Wandel zum Besseren erfährt. Bei Cityleaks geht es indes um mehr als nur die Zukunft der Hüttenstraße. Es geht darum, zu erforschen und auszuprobieren, was auch Menschen anderswo in der Stadt nutzen könnte.

In Hochbeeten soll Gemüse wachsen

Erstes Beispiel ist die urbane Gartenlandschaft, die in den nächsten Tagen und Wochen erblühen soll. Hier hat sich die Anwohnerinitiative Ehrenfelder Bahnbögen besonders engagiert. Die bislang trostlosen Beete, die einen Parkplatz im Dreieck von Hüttenstraße/Ottostraße und Subbelrather Straße säumen, wurden tatkräftig aufgewertet. Das Patenschaftsprojekt soll über das Festival hinaus Bestand haben. Ergänzt wird es durch die Hochbeete, in denen Paprika, Zucchini und Auberginen heranwachsen sollen. Dieses von Cityleaks initiierte Projekt ist als Denkanstoß zur Nutzung des öffentlichen Raumes gedacht.

Interventionen dieser Art sollten mehr sein als nur befristete künstlerische Projekte, betonte Francesca Ferguson. Die Referentin vom Urban Drift Project Berlin präsentierte eine Reihe gelungener Beispiele für Straßen- und Stadtumbau. „Das sind auch immer politische Botschaften. So etwas sollte auch Cityleaks senden“, ermunterte die Kuratorin eines Berliner Architektur-Festivals. Entscheidend für die Akzeptanz und Identifikation sei dabei die Teilhabe von Bürgern, fügte ergänzend Patricia Yasmine Graf hinzu. Die Aachener Designerin und Hochschul-Dozentin beschrieb geradezu enthusiastisch, wie sie mit ihrem Kreativnetzwerk „Designmetropole Aachen“ das kreative Potenzial der Region zutage fördert.

Das Projekt „Hotel Total“, mit dem eine leerstehende Kirche in einen Begegnungsort verwandelt wurde, war ein Beispiel. Ein weiteres: Weil nach ihrem Eindruck die Kommunikation mit der Aachener Verwaltung verbesserungswürdig erschien, schoben die Netzwerker eines Tages ein Sofa ins Rathausfoyer und boten dort regelmäßig Sprechzeiten an.

Prioritätenliste der Verwaltung ist lang

Die Kölner Verwaltung indes gibt sich beim Thema Umwandlung der Stadt sehr aufgeschlossen. In vielen Bereichen müsste „neu gedacht“ werden, sagte Brigitte Scholz und betonte, dass man eine „menschengerechte Stadt“ zum Ziel habe. Der Klimawandel und die Pandemie machten deutlich, wie dringend gehandelt werden müsse. Sie gab allerdings auch zu bedenken, dass zur Zeit sehr vieles gleichzeitig zu managen sei. Vieles sei in die Jahre gekommen und bedürfe der Sanierung oder der Erneuerung, gleichzeitig finde innerhalb der Verwaltung ein Generationswechsel statt. Das führe zu langen Prioritätenlisten.

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Auf der Straße und in den Bahnbögen finden die nächsten Aktionen statt. Am Donnerstag, 22. April, sollen die Hochbeete aufgestellt werden. Jeweils freitags ab 16 Uhr sendet das Radioteam „dublab“ per Online-Stream. Auf dem Sofa nehmen am Donnerstag, 29. April, 19 Uhr, die Autorinnen Eva Hegge, Jorinde Minna Markert und Sandra Riedmair sowie Autor Nils Langhans zur Lesung unter dem Titel „Land in Sicht“ statt.

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