Rätsel auf Kölner WestfriedhofWer schuf die Statue am Kindergrabfeld?

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Auf einem Friedhof steht eine einzelne Statue abseits am Gebüsch.

Trauer und Verzweiflung kommen in dieser Statue zum Ausdruck.

Auf dem Westfriedhof befindet sich eine Statue, die zu keinem bestimmten Grab gehört. Doch weder Titel noch Urheber sind bekannt.

Der Monat November steht für viele im Zeichen von Totengedenken und Friedhofsbesuch. Der Westfriedhof in Vogelsang zählt zu den größten in Köln. Neben imposanten Gräbern und prachtvollen Baumalleen gibt es hier eine Reihe von Kunstwerken zu entdecken. Sie markieren besondere Gräberfelder oder erinnern an dunkle Kapitel der Geschichte, die Menschen den Tod brachten.

Während manche der Kunstobjekte namhafte Urheber wie etwa Ossip Zadkine oder Heribert Calleen haben und es an Informationen über Werk und Meister nicht mangelt, gibt es noch scheinbar Unbekanntes und Rätselhaftes auf dem Friedhof, der 1917 eröffnet wurde. Etwas versteckt in Flur II, dem äußersten Winkel nahe Westendstraße und Mühlenweg liegt ein kleines Feld mit einem knappen Dutzend Kindergräber. Die tiefe Traurigkeit, die solche Grabstellen oft auslösen, findet ihren Ausdruck in einer am Rand platzierten Statue, die einen Mann in kummervoller Haltung zeigt.

Mannshohe Statue aus Naturstein auf dem Kölner Westfriedhof

Fast wie in einer unwillkürlichen Bewegung hat er den rechten Arm über Stirn und Kopf gelegt. Der linke Arm ist an den Körper angelegt. Die Beine scheinen krampfhaft nach Halt zu suchen. Eine Anfrage beim Presseamt der Stadt nach dem Schöpfer und Entstehungsjahr dieser etwa mannshohen, aus Naturstein geformten Statue bleibt ohne Ergebnis. Auch mehrere Steinbildhauer und Künstler kennen weder die Arbeit noch denjenigen oder diejenige, der oder die sie angefertigt hat.

Stadtführer Günter Leitner, unter anderem Autor eines reich bebilderten Buchs über die Kölner Friedhöfe, sieht die Statue zum ersten Mal. Seine Führungen über den Westfriedhof, haben andere Schwerpunkte, wie etwa die zahlreichen Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, die sich hier befinden. „Vielleicht gibt es doch einen Zusammenhang damit“, vermutet er. Er interpretiert die Trauer-Statue nicht zwingend als eine Arbeit, die eigens für die Kindergräber geschaffen worden sein könnte. Obwohl die Figur auf einem Podest am Rand der Gräberreihe steht, könnte sie einmal zu einem inzwischen aufgegebenen Grab gehört haben und nach der Neuordnung des Flurs II an Ort und Stelle verblieben sein. „Schauen Sie, in der linken Hand scheint er etwas zu halten. Vielleicht einen Brief“, sagt Leitner. 

Eine neue, zusätzliche Bildaussage ließe sich in das Werk hineininterpretieren. Nicht nur Kummer und Verzweiflung sind dargestellt, sondern auch der auslösende Moment einer unheilvollen Nachricht. Ungeachtet ihrer Rätselhaftigkeit: Die Emotionen, die die Statue zum Ausdruck bringt, sprechen Besucher dieses etwas abgelegenen Bereichs des Westfriedhofs an. Sie haben Laternen oder kleine Engelsfiguren auf dem Podest abgelegt. Vielleicht gibt es unter ihnen Menschen, die das Rätsel der Trauerstatue lösen könnten.

Wer Hinweise auf den Schöpfer der unbekannten Statue auf dem Westfriedhof geben kann, mailt an ksta-stadtteile@kstamedien.de

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