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Von Can bis BAPEin Spaziergang durch die Kölner Musikgeschichte

Lesezeit 3 Minuten
Ole Löding zeigt ein Foto von einem Bap-Konzert im Basement.

Ole Löding zeigt ein Foto von einem BAP-Konzert im Basement.

Beim Spaziergang vom Stadtgarten bis zum Brüsseler Platz spricht Musikjournalist Ole Löding über die florierende Kölner Musikszene der 80er.

Der 15. Januar 1980 sollte in die Kölner Musikgeschichte eingehen. Die in Deutschland noch weit unbekannte britische Band Joy Division spielte an jenem Abend ein Konzert im Basement, das auch Jahrzehnte später nicht vergessen ist. Frontmann Ian Curtis brach auf der Bühne plötzlich zusammen. Nachdem er von Notfallsanitätern behandelt wurde, stellte er sich wieder auf die Bühne, beendete das Konzert. Vier Monate später war er tot – Selbstmord.

Basement als wichtiger Knotenpunkt der Kölner Musikszene

Musikjournalist Ole Löding steht an der Herwarthstraße vor der Christuskirche. Im Keller dieser Kirche ist die Kult-Location Basement, die insbesondere in den 70ern und 80ern viele Künstlerinnen und Künstler anzog. Löding erzählt vom Joy-Divison-Konzert, das auch ausschlaggebend für die Gründung der Kölner Musikzeitschrift „Spex“ sein sollte. „An diesem Ort machten viele Bands ihre Kölner Anfänge.“ Aber auch bekannte Kölner standen auf der kleinen Bühne: Gentleman etwa trat zu Beginn seiner Karriere im Basement auf und Wolfgang Niedecken soll auf der Toilette der Konzertlocation den späteren BAP-Gitarristen Klaus „Major“ Heuser kennengelernt haben.

Der Spaziergang durch die Kölner Musikgeschichte führt auch auf die Ringe.

Der Spaziergang durch die Kölner Musikgeschichte führt auch auf die Ringe.

Deshalb ist die Christuskirche mit Recht einer der Stopps von Lödings Spaziergang durch die Kölner Musikgeschichte. Seit Herbst vergangenen Jahres bietet „My Music Tours“ den zweistündigen „Music Walk“ durch Köln einmal monatlich an. „My Music Tours“ gehört zum Bonner Reiseveranstalter „Viadellarte“, der sonst hauptsächlich Kunst- und Kulturreisen anbietet. Der Musik-Ableger ist laut Geschäftsführer Ralf Poppen aus dem Wunsch entstanden, ein Angebot für eine jüngere Zielgruppe zu etablieren. „My Music Tours“ organisiert mehrtägige Reisen an Popmusik-Orte wie die Abba-Heimat Stockholm. Als Kennenlernprogramm bietet Poppen aber eben auch die kurzen Stadtführungen wie den „Music Walk“ durch Köln an.

Dafür hat Poppen sich Ole Löding als musikalischen Stadtführer dazu geholt. Der gebürtige Bremer nennt Köln seit vielen Jahren seine Heimat: „Ich bin hier hängengeblieben, weil diese Stadt popmusikalisch unheimlich interessant ist.“ Löding arbeitet als Musikjournalist für den WDR. 2015 hat er gemeinsam Philipp Krohn das Pop-Buch „Sound of the cities“ herausgebracht – ein durchaus ambitioniertes Projekt, bei dem die Musikjournalisten versuchen, die Popmusikgeschichte von 24 Metropolen zu analysieren.

Can als Basis der Kölner Musikszene

Der musikalische Spaziergang durch Köln konzentriert sich vorrangig auf die 70er, 80er und 90er. Los geht es am Stadtgarten mit Musik von Can – direkt vor dem Eingang zu dem nach Can-Schlagzeuger Jaki Liebezeit benannten Jaki-Klub. Die 1968 gegründete Avantgarde-Band zählt zu den international einflussreichsten Kölner Bands und bereitete laut Löding den Grund, auf dem sich die Kölner Musikszene später entwickelte.

Bei seinen Stopps zwischen Stadtgarten und dem Ziel auf dem Brüsseler Platz erklärt Löding, wie Köln sich insbesondere in den 80ern zur Musikhauptstadt entwickelte: Neben den vielen erfolgreichen Künstlern und Bands waren viele Produzenten hier ansässig, Musikzeitschriften wie die „Spex“ und auch die im Maarweg beheimateten EMI-Studios trugen zur großen musikalischen Bedeutung der Stadt bei.

Ein weiterer Aspekt, der die Musikszene in Köln prägte und voranbrachte: die Kölner Ausgehkultur. Auf den Ringen bleibt Löding vor dem unscheinbaren Eingang zu einem Reha-Sport-Studio stehen. Hier war früher der berüchtigte Kellerclub „Lovers Club“ zuhause – „das P1 von Köln“, wie Löding sagt. Er führt von den Ringen zum nicht weit entfernten Sartory: Hier spielten in den 70ern Rockgrößen wie AC/DC, Queen und die Scorpions.

Später florierte unter anderem mit Veranstaltungen wie der Popkomm die Elektro-Szene in Köln, das Kölner Label Kompakt prägte in den 90ern den Minimal-Sound. Anfang der 2000er Jahre erlebte Köln dann eine Abwanderungswelle: Die Popkomm, die EMI-Studios, der Musiksender Viva, die Musikzeitschrift „Spex“ – sie alle zogen nach Berlin um. „Dieser Exodus führte zu einer Schockstarre“, sagt Löding. Mittlerweile habe sich die Kölner Musikszene mit Veranstaltungen wie der c/o pop jedoch neu erfunden.