Volker Görzel, FDP-Oberbürgermeisterkandidat, will Kölns Bürokratie reformieren. Wir haben ihn im Wahlkampf begleitet.
OB-Kandidat der FDPVolker Görzel will Köln aus dem „Brackwasser“ holen

Volker Görzel (r.) teilt seine Zeit zwischen Wahlkampfterminen für das OB-Amt und seiner eigenen Kanzlei auf.
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„Köln dümpelt vor sich hin wie ein Schiff im Brackwasser“, sagt Volker Görzel auf einem Podium vor Kölner Familienunternehmern. Auf das Ziel, in Diskussionen wie dieser in der vorigen Woche zu sitzen, arbeitete der Rechtsanwalt fünf Jahre lang hin, auch mit Coachings. Direkt nach der Kommunalwahl 2020 habe er die Entscheidung getroffen, dieses Mal selbst an der Spitze der FDP stehen zu wollen.
Görzel führt seit vorigem Jahr auch die FDP-Fraktion im Stadtrat an. Mit seinen Reden fällt er dort auf, sie sind rhetorisch besser vorbereitet als die vieler anderer Ratsmitglieder. Jetzt ist Görzel Oberbürgermeisterkandidat und redet mit den Kölnerinnen und Kölnern über ihre Stadt und seine Rolle in Metaphern: „Ich möchte auf die Kapitänsbrücke.“
Das sagt er bei der Diskussion des Verbands der Familienunternehmer, der ins Kölner Mitgliedsunternehmen Zapp-Zimmermann (Brandschutzsysteme) in Feldkassel einlud. Dort will er sich von seinen Konkurrenten ums OB-Amt absetzen. „Ich stehe mitten im Wirtschaftsleben“, sagt er. Neben ihm sitzen die Vize-Landtagspräsidentin Berivan Aymaz (Grüne), der ehemaligen DOSB-Vorsitzende Torsten Burmester (SPD) und Baudezernent Markus Greitemann (CDU). Görzel berichtet, er besuche jeden Tag die Betriebe in der Stadt: Seine Kanzlei mit 30 Angestellten ist auf Arbeitsrecht spezialisiert.
Der 54-Jährige sagt: „Die Verwaltung, also die Stadt Köln, ist viel zu weit weg von den Bedürfnissen der Menschen vor Ort.“ Auf den Stühlen ihm gegenüber sitzen junge Start-up-Gründerinnen, Familien mit eigener Firma, Frauen und Männer in Jacketts und auch Arbeitshosen. Am Rande des Verbandstreffs sagt Görzel: „Diesem Publikum liegen genau die Themen auf dem Herzen, die für Gesamt-Köln repräsentativ sind.“ Etwa der Verkehr in Köln, die Ordnung in der Stadt, die Bildung der Kinder, Steuern und Vorschriften. Und der FC natürlich.
FDP legt „Sofortprogramm für Köln“ auf
Die Themen spricht er im „Sofortprogramm für Köln“ mit zwölf Punkten an, das er mit seiner Partei an diesem Tag vorlegt. Umsetzen will er es als OB oder eben im Stadtrat, in den er sich auf dem Spitzenplatz der FDP-Liste wieder wählen lassen will. „Wir stoppen die Parkplatzvernichtung umgehend“, steht an erster Stelle. „Wir tauschen den gesamten KVB-Vorstand aus“, heißt es weiter. Die Freien Demokraten wollen sich auch weiter gegen die Ratsmehrheit stellen und dafür plädieren, Bauvorschriften abzuschaffen. Etwa die Quote geförderter Wohnungen mit geringerer Miete bei größeren Bauvorhaben – alles, was über die Landes- und Bundesgesetze hinausgeht, für mindestens drei Jahre.

Volker Görzel, OB-Kandidat der FDP, nimmt an einer Podiumsdiskussion beim Verband der Familienunternehmer teil.
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Der Moderator des Abends ist Veit Ulbricht, Landesvorsitzender der Jungen Unternehmer. Er spricht von der Kölner Stadtverwaltung als einer, die als schwerfällig wahrgenommen werde, gerade bei Baugenehmigungen. Görzel sagt: „Wir sollten mehr Risiko wagen und wir müssen sehen, dass wir keinen Bürokratie-Burn-Out erleben in der Verwaltung.“ Ein „riesiger Tanker“ sei die Stadtverwaltung. Görzel stellt sich vor die Mitarbeitenden – so wie es alle vier OB-Kandidaten an diesem Abend zuvor schon getan haben –, sagt aber auch: „In der Verwaltung herrscht eine andere Denke als in der Wirtschaft.“ Und er biete genau diesen anderen „Drive“.
Vor den Familienunternehmern zieht Görzel 24 ausgedruckte Seiten aus seiner ledernen Aktentasche. Das sei der Kriterienkatalog, den die Betriebe ausfüllen müssen, wenn sie ihr Gewerbe in Köln ansiedeln wollen. „24 Seiten pure Bürokratie“, sagt er. „Wir schaffen den Kölner Vergabekatalog ab“ ist der letzte Punkt des „Sofortprogramms“.
Bis zur Kommunalwahl am 14. September teilt Volker Görzel seine Zeit zwischen seiner Kanzlei und Wahlkampfterminen auf. „Brutal sind die Wochenenden“, sagte er. Abschalten gebe es zurzeit nicht. Eigentlich mache er das mit Rennradfahren um Köln, 100 Kilometer will er jedes Wochenende schaffen. Den Wahlkampf für die FDP bestreite er trotzdem, aus „Patriotismus an meiner Stadt“ und „weil ich für unsere politische Idee die Stimme erheben möchte“.