GraffitiJeder zehnte Sprayer in Köln wird erwischt

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Schmierereien an einem Haus am Eifelwall

Schmierereien an einem Haus am Eifelwall

Köln – Ihr Hang zur Selbstdarstellung erleichterte die Ermittlungen ungemein: Vier Graffiti-Sprayer aus Belgien, die nachts in der Altstadt festgenommen wurden, hatten sich bei ihren Taten gegenseitig gefilmt; Polizeibeamte sahen sich die Aufnahmen interessiert an und hatten mit einem Mal 17 Fälle von Sachbeschädigung aufgeklärt. Der Vorgang aus dem vorigen Jahr wird derzeit von der Staatsanwaltschaft bearbeitet. Außer den vier Filmfreunden wurden 2014 weitere 188 Tatverdächtige ermittelt. Das geht aus einem Bericht der Kölner Anti-Spray-Aktion (Kasa) hervor, den die Stadtverwaltung den Ratspolitikern vorgelegt hat.

Unter dem Namen Kasa haben sich Behörden, Verbände und Unternehmen zu einem Bündnis gegen Graffiti zusammengeschlossen. Dessen Bilanz umfasst den Zeitraum von Januar 2013 bis Dezember 2014. In den beiden Jahren gingen bei der Polizei 3826 Strafanzeigen ein. Gut jede zehnte Tat wurde aufgeklärt. Außer den Kosten für das Reinigen der beschmierten Hauswände, Bahnen, Brückenpfeiler mussten etliche der Beschuldigten Strafbefehle der Staatsanwaltschaft bezahlen, mitunter in vierstelliger Höhe. Gegen andere Täter verhängte die Justiz Sozialstunden.

Sondereinheit reinigt Gebäude

Der Gesamtschaden lässt sich nur schwer abschätzen. Allein 714 städtische Gebäude mussten von unerwünschten Motiven gereinigt werden. Die Verwaltung prüfe in jedem einzelnen Fall, „ob diese Gebäude durch Begrünung, Beleuchtung oder durch eine farbliche Gestaltung vor erneuten Graffiti geschützt werden können“, heißt es in dem Bericht. Für das Reinigen beschmierter Amtsgebäude und Schulen haben die Abfallwirtschaftsbetriebe eine aus fünf Mitarbeitern bestehende Sondereinheit gebildet.

Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) zeigen jährlich mehrere hundert Farbverschmutzungen an. Besprühte Bahnen und Busse fahren sofort in die Betriebshöfe, damit sie gereinigt werden können. Graffiti in der U-Bahn sollen innerhalb von 48 Stunden verschwunden sein. „Saubere Anlagen und Fahrzeuge steigern das subjektive Sicherheitsgefühl der Fahrgäste“, weiß man in dem Verkehrsunternehmen und hat sich etwas zur Vorbeugung einfallen lassen. Die KVB hat Betriebsgebäude, die wiederholt das Ziel von Sprayern waren, „künstlerisch gestalten“ lassen.

Ziel: Bundesweite Anerkennung

Die Bundespolizei, zuständig für Beschädigungen von Zügen der Deutschen Bahn, hat mehr als 600 Strafanzeigen bearbeitet. Die Erklärung, warum Waggons ein beliebtes Ziel der Szene sind: Die Sprayer hofften, durch die rollenden Objekte bundesweit bekannt zu werden. „Die Sprayer-Szene zieht vor allem männliche Jugendliche im Alter von 14 bis 21 Jahren an“, teilt die Bahn AG in dem Bericht mit. „ Anders als zu Beginn der Graffiti-Ära, als die Sprayer vorrangig aus sozial schwachem Umfeld stammten, kommen sie heute aus allen gesellschaftlichen Schichten.“

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