Der Bestseller-Autor und Comedian Moritz Netenjakob hat eine Idee, die dem Image der Stadt Köln guttun könnte.
100 Ideen für KölnMoritz Netenjakob fordert Kolumba statt Heidi Klum, Hänneschen statt H&M

Autor und Satiriker Moritz Netenjakob schlägt vor, die Werbebanden und Litfaßsäulen für die Kölner Kultur zu nutzen.
Copyright: Arton Krasniqi
Bücher für die Serien Stromberg, Dr. Psycho und Pastewka, Bestseller („Macho Man“ „Der Boss“), ein preisdekoriertes Musical („Himmel und Kölle“, mit Dietmar Jacobs) und höchst erfolgreiche Theaterstücke („Extrawurst“ – ebenfalls mit Jacobs – war zwei Spielzeiten in Folge das meistgespielte in Deutschland) – Moritz Netenjakob, aktuell auch auf Satire-Tour mit seinem Kumpel Christoph-Maria Herbst, sprudelt seit Jahrzehnten vor Ideen. Der 55-jährige Sürther weiß meist auch sehr gut, wie sie sich umsetzen lassen. Bei seiner Idee für Köln nicht ganz leicht, aber wer weiß.
Was ist meine Idee für Köln?
Ich schlage vor, auf möglichst allen Werbebanden, Bildschirmen und Litfaßsäulen der Innenstadt nur noch Kölner Kultur zu zeigen – statt zum Beispiel Heidi Klum in Unterwäsche, von der ich mich gerade hundertfach belästigt fühle. Zusammen mit den ewig gleichen Geschäften in den Einkaufsstraßen wirkt Köln momentan langweilig und würdelos.
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Köln sollte sich als Kunst- und Kulturmetropole präsentieren. Ich fordere: Hänneschen&Bärbelchen statt H&M. Kolumba statt Klum. Bauturm statt Bauhaus. Galerie Zander statt Galeria und Zalando. Filmdose statt Dosenbier. Wallraf und Richartz statt Bohlen und Pooth. 4711 statt 08/15. Es geht dabei nicht darum, das Unternehmen in die Pflicht zu nehmen, das die Werbebanden betreibt: Die Stadt Köln müsste dafür Geld in die Hand nehmen.
Warum wäre das gut für die Stadt?
Wenn Köln seine unzähligen kulturellen Angebote, die interessanten Menschen und besonderen Orte überall sichtbar macht, verändert sich der Blick auf die Stadt. Warum galt Köln in den 70er Jahren als die deutsche Kulturmetropole? Weil es Künstlerinnen und Künstler gab, die sichtbar waren mit ihrer Kreativität. Und dadurch andere anzogen.
Köln-Kultur-Werbung überall in der City würde dazu beitragen, Köln einzigartig zu machen. Für das Image wäre das von unschätzbarem Wert
Die einfachste Form, Sichtbarkeit herzustellen, ist der öffentliche Raum. Werbung für Kommerz sehe ich in jeder Stadt der Welt. Sie machen Köln egal. Köln-Kultur-Werbung überall in der City würde dazu beitragen, Köln einzigartig zu machen. Für das Image wäre das von unschätzbarem Wert.
Wie könnte die Umsetzung gelingen?
„Groß denken“ ist ja gerade in Mode, oder? Wenn das neue Oberhaupt im Herbst ein echtes Ausrufezeichen setzen will, dann geht da was! Natürlich wäre es erstmal ein Subventionsgeschäft – die Unterwäsche-Firmen bringen bestimmt viel Geld ein. Aber langfristig wird es sich auszahlen: Die Museen, Galerien und Theater würden voller, Köln damit für Gäste noch attraktiver. Kreative Menschen würden hier hinziehen.

Moritz Netenjakob vor einer Hauswand am Friesenplatz mit Unterwäschen-Reklame. Er fülle sich dadurch täglich belästigt, sagt der Kölner Comedian.
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Die Leute wären verwundert und würden darüber sprechen, dass Köln sich Mühe gibt und seine kleinen und großen schönen Orte und Projekte bewirbt. Sich auf sich selbst zu besinnen, ist ja auch ein Ausdruck von Achtsamkeit – sehr modern gerade.
Was braucht es dafür?
Es braucht vor allem Mut. Mut für eine Investition in die Zukunft. Der Stadt Köln, wo Toleranz und Ignoranz ja gerne Hand in Hand gehen, würde dieser Mut aber sehr gut zu Gesicht stehen.