„Querschnitt der Gesellschaft“In diesem Kölner Orchester wird Inklusion gelebt

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Das Menschen-Sinfonie-Orchester aus der Kölner Südstadt

  • Am Donnerstag, 16. September feiert das MenschenSinfonieOrchster sein 20. Jubiläum mit Special Guests in der Lutherkirche.

Köln – „Wir sind ein Querschnitt der Gesellschaft“ sagt Alessandro Palmitessa und bezieht sich dabei auf die vielfältige Zusammensetzung seines Menschen-Sinfonie-Orchesters (MSO): „Wir haben verschiedene Nationalitäten, verschiedene Religionen und wollen die Botschaft senden: Gemeinsam machen wir Musik“, sagt der 52-Jährige. Und die klingt genauso bunt: Die Stücke vereinen Weltmusik mit jazzigen, poppigen sowie chansonartigen Elementen.

Kölner MSO: Gelebte Inklusion seit 20 Jahren

Sein Herzensprojekt, das Palmitessa zusammen mit Südstadtpfarrer Hans Mörtter 2001 ins Leben rief, feiert nun sein 20-Jähriges Bestehen mit einem Konzert in der Lutherkirche. Zu diesem Anlass hat sich der Jazzmusiker etwas Besonderes einfallen lassen: Special Guests sind Straßenmusiker Klaus der Geiger, der das Orchester schon von Anfang an begleitet hat, Blues-Musiker Richard Bargel sowie der senegalesische Musiker Aladji Mbaye Tama aus Euskirchen. Für weitere Würze soll Palmitessas Vater sorgen: „Ich habe meine Familie nach Köln eingeladen. Mein Vater kommt mit seinem Akkordeon und wird eine mega Tarantella spielen“, so Palmitessa, der seit 1997 in Köln lebt und aus Apulien stammt.

Inklusion sei seit Jahren in aller Munde, werde aber in seinem Orchester schon immer gelebt, so der Saxophonist. Ursprünglich kamen professionelle mit obdachlosen Musikern zusammen: Mittlerweile ist die Bandbreite größer, auch Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen, Folteropfer oder Erkrankte sind dabei.

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Das Orchester habe sich als stabiles Projekt erwiesen: „Es gibt Mitglieder, die sind schon seit zehn,15 Jahren dabei. Erwin, der Santana des Orchesters, spielt zum Beispiel von Anfang an mit.“ Erwin hat lange im Volksgarten übernachtet, lebt aber mittlerweile im Annohaus, einer Obdachloseneinrichtung in der Südstadt. „Wir haben uns mit darum gekümmert, dass er ein Zimmer bekommt“. Zur Erfolgsgeschichte zählen auch Studioaufnahmen und CDs mit prominenten Gästen wie Markus Stockhausen oder Stephan Brings.

Doch die Pandemie hat das MSO in seiner Existenz bedroht. Proben waren nur sehr eingeschränkt möglich und durch den Ausfall der Gottesdienste in der Lutherkirche seien auch wichtige Spenden weggeblieben. Mit dem Thema Finanzierung tut sich das Orchester ohnehin schwer.

Palmitessa: Vision für die Zukunft des MSO

Jedes Jahr aufs Neue müsse man komplizierte Anträge stellen. „Wir brauchen Menschen, die die Kompetenz haben, Anträge zu stellen. Zur Zeit springen Hans Mörtter und ich aber ständig von einem zum anderen“. Die Vision zum 20-Jährigen ist klar: Ein eigenes Team für das Bürokratische, Unterstützung, und vor allem: Konzerte. „Viele haben Angst, sich in einer Menge aufzuhalten. Für die Kultur aber ist es wichtig, an einem normalen Leben zu arbeiten“, sagt Palmitessa.

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