Bedrohtes Traditions-Brauhaus„Em Hähnche“ in Brück bleibt noch bis Ende 2019

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Gastwirt Josef Reyes (r.) bleibt bis Ende 2019.

  • Neue Eigentümer wollen in zwei Jahren ein Konzept entwickeln - Verwaltung gibt sich ahnungslos

Köln-Brück – Die Brücker Bürger sorgen sich weiter um die Zukunft des Traditions-Brauhauses „Em Hähnche“, dessen Geschichte sich bis ins Jahr 1725 zurückverfolgen lässt. Denn inzwischen ist durchgesickert, dass der bisherige Eigentümer Hans Bliersbach (87) das unter Denkmalschutz stehende Brauhaus mit den umliegenden Gebäuden an die Vinzentinerinnen verkauft hat, die auf dem benachbarten Grundstück schon seit Jahrzehnten die Senioreneinrichtung "Vinzenz-Haus" betreiben.

Doch die von den Kalker Bezirksvertretern erhofften klaren Aussagen über die mögliche künftigen Nutzung des Brauhaus-Ensembles blieb die Stadtverwaltung bei der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung schuldig. Die Anfrage der CDU wurde gar nicht, die der SPD dreimal mit "Nein" beantwortet. Damit wäre man in jeder Casting-Show sogleich ausgeschieden. „Da hat sich die Verwaltung wieder einmal wenig Mühe gemacht“, sagte Bezirksbürgermeister Marco Pagano.

Noch kein Bauantrag

Denn auch wenn bislang noch kein Bauantrag vorliegt, könnte die Verwaltung durchaus Aussagen darüber machen, was der Vorhabenträger plant, schließlich haben Vertreter des Amtes für Denkmalsschutz bereits mit den neuen Eigentümern gesprochen. Auch die Fragen der CDU hätte die Verwaltung durchaus beantworten können, wenn man da mal ein wenig recherchiert oder mit der Leitung des Vinzenzhauses gesprochen hätte.

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Heimleiter Andreas Maurer begutachtet die denkmalgeschützte Hofanlage „Em Hähnche“.

„Es ist richtig, dass die Vinzentinerinnen, die sich ja vorrangig der Arbeit mit alten und behinderten Menschen verschrieben haben, kürzlich das Brauhaus und die umliegenden Gebäude erworben haben“, erzählt Heimleiter Andreas Maurer auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Da die Vinzentinerinnen sich bereits seit 120 Jahren in Brück engagieren und stets auf gute Nachbarschaft bedacht waren und sind, sei es nur folgerichtig gewesen, dass sie sich für geplante Änderungen in der Nachbarschaft interessieren.

Kaufpreis nicht bekannt

„Die an unser eigenes Altenheim angrenzende Immobilie war uns von der Hausverwaltung Blum und Partner angeboten worden war, die von Vorbesitzer Bliesbach mit dem Verkauf beauftragt worden war“, sagt Maurer. Da habe man letztendlich zugegriffen, da das eigene Grundstück „baurechtlich völlig ausgereizt“ sei. Über den Kaufpreis wird zwar öffentlich nicht geredet, doch es heißt, dass er bei rund 1,5 Millionen Euro gelegen habe und somit unter der Summe, die Bliesbach ursprünglich erzielen wollte.

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Das Vinzenzhaus will sich aufs Nachbargrundstück erweitern.

In absehbarer Zeit wird sich aber noch nichts verändern, denn ein genaues Konzept für das historische Gebäudeensemble müsse erst noch erarbeitet werden. „Zunächst einmal steigen wir in die bestehenden Verträge ein“, sagt Maurer. Und da läuft der Pachtvertrag von Gastronom Josef Reyes für das Hähnchen noch bis Oktober diesen Jahres. "Von unserer Seite aus wollen wir diesen Pachtvertrag auch noch bis Ende 2019 verlängern. Nach Karneval werden wir uns zusammen setzen", sagt Maurer. „Schließlich brauchen wir für die Entwicklung eines schlüssigen Planungskonzeptes so eineinhalb bis zwei Jahre.“

Denkmalschutz verhindert Abriss

Gastwirt Reyes hat schon signalisiert, das Brauhaus solange weiterzuführen. „Das bin ich meinen Kunden und den Brückern doch schuldig. Wenn ich jetzt da rausginge, wären es doch mit der jahrhundertealten Gaststättenherrlichkeit vorbei.“ Und auch, ob die Gaststätte und vor allem der zugehörige Festsaal ab 2020 anderweitig genutzt werden oder doch noch weiter den Brückern zur Verfügung stehen, ist derzeit noch unklar. Klar ist aber schon, das dort nichts verschwinden wird. Maurer: „Ein Abriss geht auch gar nicht - schon wegen des Denkmalschutzes.“ Die Immobilie sei ja inhaltlich und in baulicher Hinsicht kein einfaches Objekt. Da bleibe die Frage, wie modernisiert und wo etwas hinzugebaut werden könne.

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„Das gesamte Gebäude-Ensemble mit dem Brauhaus und seiner Schiefer-Fassaden, dem gegenüberliegenden Fachwerk-Wohnhaus, dem Festsaal und der Scheune stehen doch unter Denkmalschutz“, weiß Maurer. Da kann man nicht einfach machen, was man will." Das sieht Stephanie Schuster, die Geschäftsführerin der Vinzentinerinnen Köln GmbH durchaus ähnlich. „Mit der Übernahme des Grundstückes beabsichtigt die Gesellschaft, die heutigen Angebote des St. Vinzenzhauses weiterzuentwickeln“, sagt sie. „Dafür braucht man besondere Sorgfalt und Zeit - zum Nutzen der Brücker Bürger.“

Verständnis für Bürger-Bedenken

Hierzu sollen freie Flächen und vorhandene Gebäude in die Planung einbezogen werden. Einen neuen Baukörper in L-Form könne man sich auf dem bisherigen Parkplatz im Innenhof und hinter der Scheune vorstellen. „Wir werden da ja auch kein weiteres Altenheim aufmachen, sondern möglicherweise einige Teile unseres Angebots, beispielsweise das betreute Wohnen, dorthin verlagern.“

Auch für die Bedenken vieler Brücker Bürger und Vereine, die um den Erhalt des Festsaales als Versammlungs- und Veranstaltungsort fürchten, der nach Meinung der CDU "für das soziale Leben Brücks von zentraler Bedeutung ist", hat Maurer Verständnis. Auch der Saal stehe ja unter Denkmalschutz und werde in irgendeiner Form bleiben. Möglich sei eine Nutzung tagsüber als Speiseraum und abends weiterhin für die Belange der Vereine. Maurer: „Derartige Misch-Varianten sind alles Szenarien, über die diskutiert werden muss.“

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