Diskussion in Köln-KalkAuf einem Spielplatz soll ein Gebäude für Geflüchtete entstehen

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Eine Wiese mit Bäumen und einem Spielplatz-Schild ist zu sehen, im Hintergrund sind Wohnhäuser.

Das Grundstück an der Gießener Straße in Humboldt-Gremberg

Die Stadt plant ein Gebäude für Geflüchtete auf einem vernachlässigten Spielplatz in Humboldt-Gremberg. Nicht alle sind angetan von der Idee. 

Ein neues Wohngebäude für Flüchtlinge an der Gießener Straße in Humboldt-Gremberg. Dem mochte Manuela Grube keinesfalls zustimmen: „Damit wird die letzte Brache im Stadtteil zugebaut: eine Neuversiegelung in einem hochversiegelten Bereich, in dem es kaum Grünflächen gibt“, schimpfte die Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Kalker Bezirksvertretung (BV). Außerdem fehle es an der nötigen Infrastruktur: Nicht genug Schulplätze, Wartelisten in Sportvereinen und kaum freie Kita-Plätze: „Was die Betreuung von Kindern unter drei Jahren angeht, liegt der Stadtteil bei 39 Prozent des Bedarfs“, so Grube.

Zusammen mit ihrer Fraktionskollegin Keziban Erkmen und den beiden Vertretern der Linken stimmte sie deshalb gegen die Pläne des Amts für Wohnungswesen, die allerdings mit den Stimmen von SPD, CDU und FDP angenommen wurden. Enthalten hatte sich neben dem dritten anwesenden Mitglied der Grünen-Fraktion und dem Vertreter der Partei auch der AfD-Bezirksvertreter. Eine nicht ganz alltägliche Koalition also, die sich da gebildet hatte. Das großzügige, gut 2500 Quadratmeter große Gelände unweit der S-Bahn-Haltestelle beschäftigt die Vorstellungskraft der Lokalpolitiker schon länger.

16 Vier-Zimmer-Wohnungen bieten Platz für 64 Geflüchtete in Köln-Kalk

Derzeit ist es offiziell ein Spielplatz, auf dem aber mit Ausnahme von zwei abgerockten Tischtennisplatten keine Spielgeräte stehen. Nach Einbruch der Dunkelheit ist die Fläche nicht beleuchtet und damit ideal für die Abwicklung illegaler Geschäfte. Seit Jahren wird über die Errichtung einer Kita auf dem Grundstück diskutiert, nun hat das Amt für Wohnungswesen zugeschlagen, ohne die BV vorab zu informieren. Entstehen soll dort ein Gebäude „in massiver Bauweise“ zur dauerhaften Unterbringung von „Personengruppen, die aufgrund ihrer besonderen Lebenssituation keinen regulären Zugang zum Wohnungsmarkt finden“.

Die Verwaltung denkt dabei insbesondere an „Geflüchtete, die in absehbarer Zeit nicht in ihre Heimat zurückkehren können oder ihren Lebensmittelpunkt hier begründen wollen“, also Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zum Beispiel. An der Gießener Straße ist ein viergeschossiger Häuserriegel mit voraussichtlich 16 Vier-Zimmer-Wohnungen geplant, auf einer Wohnfläche von rund 1.745 Quadratmetern soll er 64 Geflüchteten Platz bieten. Gebaut wird nach Passivhaus-Standard, geheizt mit der Wärmepumpe, auf das Flachdach kommt eine Photovoltaik-Anlage. Auch an Abstellplätze für Räder und Lastenräder ist gedacht, an einen Spiel- und Begegnungsbereich in der Außenanlage ebenfalls, und wenn es nicht möglich ist, das Erdgeschoss rollstuhlgerecht zu gestalten, wird ein Aufzug eingebaut.

8,3 Millionen Euro sind für den Gebäudekomplex in Köln-Kalk geplant

Das Amt für Wohnungswesen geht bei geschätzten Kosten in Höhe von knapp 8,3 Millionen Euro von einer Nutzungsdauer von mindestens 60 Jahren aus. Über diesen Zeitraum betrachtet sei diese Form der Unterbringung kostengünstiger als andere Unterkunftsarten wie angemietete Hotels oder Container-Komplexe, die mit erheblichem Aufwand für die Sicherheit der Bewohner verbunden seien.

Die SPD-Fraktion stellte den mehrheitlich angenommenen Antrag, der Spielpatz solle so groß bemessen sein, dass er auch von den Anwohnern genutzt werden kann. „Das wird auch bei der Integration der Bewohner helfen“, meinte der Fraktionsvorsitzende Christian Robyns. Stefan Müller, Fraktionsvorsitzender der CDU, gab zu Protokoll, dass er zwar die Bedenken teile, was das Fehlen von Grünflächen und Plätzen in Kitas, Schulen und Sportvereinen angeht: „Aber dann kämen nicht mehr viele Stadtteile für den Bau solcher Wohnungen in Frage.“ 

Hans Peter Fischer, Fraktionsvorsitzender der Linken, begründete seine Ablehnung mit dem Wunsch nach einer Öffentlichkeitsbeteiligung bei solchen Themen. Der entsprechende Antrag der Fraktion erhielt allerdings keine Mehrheit. Die Aufträge für die notwendigen Planungen und Arbeiten sollen nun an einen Totalunternehmer vergeben werden, Baubeginn könnte im Frühjahr 2026 sein, mit einer Bauzeit von gut einem Jahr sei zu rechnen, so die Verwaltung. Um die Ecke, an der Lüderichstraße, ist ein ähnliches Projekt geplant, vorgestellt wird es im kommenden Jahr.

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