Straßengold-Festival mit neuem KonzeptDie Vielfalt des Veedels wird zu schmecken sein

Paul Kim, Kristyl Palop und Sarah Schmidtlein (v.l.) laden die Kalker ins Bürgerhaus.
Copyright: Hans-Willi Hermans
Köln-Kalk – Die Kalk-Mülheimer Straße kann man demnächst schmecken. Wonach sie schmeckt? Das kommt darauf an, manchmal nach Rindfleischsalat, manchmal auch nach Adobo, also nach in Sojasoße geschmortem Schweine- oder Hühnerfleisch, eine philippinische Leibspeise. Da ist die Straße sehr offen: 30 ganz unterschiedliche Rezepte sind im Kochbuch „So schmeckt’s hier – Eine kulinarische Reise durch die Kalk-Mülheimer Straße“ versammelt, das auf dem diesjährigen, zweiten „Straßengold“-Festival am 4. September im Bürgerhaus Kalk vorgestellt wird.
Flanieren auf der Kalk-Mülheimer-Straße
Schon bei der Premiere im vergangenen Jahr sollte „Straßengold“ den Ruf der Kalk-Mülheimer Straße aufmöbeln, der wegen der vielen Razzien und Polizei-Einsätze nicht der beste ist. Damals waren alle Anwohner eingeladen, einen Tag lang Flaneure entlang der Straße mit Konzerten, Koch-Aktionen oder Flohmärkten auf die Vielfalt und das intakte Zusammenleben aufmerksam zu machen. Dieses Konzept wurde für die aktuelle Ausgabe gründlich verändert: „Wir haben im Vorfeld zum Beispiel Leute auf der Straße nach ihren Lieblingsgerichten gefragt. Wer ein Rezept beigetragen hat, ist nun mit einem Porträtfoto in dem Kochbuch vertreten“, erklärte Sophia Schlüter, die beim Bürgerhaus für kreative Arbeit zuständig ist. Fünf Euro soll es kosten, für Inhaber des Köln-Passes 2,50 Euro. „Die Gerichte können die Käufer zuhause selbst zubereiten, das ist nicht schwierig“, versichert Kristyl Palop, die das Adobo-Rezept geliefert hat.
Das könnte Sie auch interessieren:
„Auf dem Straßengold-Fest, das diesmal ausschließlich im Innenhof des Bürgerhauses stattfindet, wird die Straße aber auch mit anderen Sinnen erfahrbar sein“, erklärt Tine Pfeil, Leiterin der Einrichtung an der Kalk-Mülheimer Straße 58. So ist die Straße auch zu hören: Medienkünstler Kai Welf Hymne hat eine zehnminütige Soundcollage aus typischen Geräuschen der Straße zusammengebastelt, Verkehrslärm gehört dazu, aber auch Vogelzwitschern oder Kindergesang. Sie wird ebenso auf dem Fest zu hören sein wie die Musik von zehn Kalker Bands oder Solisten, die per Aufruf ausfindig gemacht wurden und nun zwischen 12 und 20 Uhr von italienischen Canzone über ukrainische Lieder bis zum Indie-Pop die kulturelle Bandbreite des Stadtteils aufzeigen. „Finde ich gut, die Straße braucht sich ja nicht zu verstecken, hier ist es nicht so gentrifiziert“, sagt Paul Kim von der Band Boi Juno.
Häuserlandschaft aus Verpackungen
Selbst „anpacken“ können die Besucher auf dem Fest aber auch und zusammen mit Künstlerin Sarah Schmidtlein aus Verpackungsmaterial eine Häuserlandschaft bauen: „Pappe als Material bot sich an, weil sie wegen der vielen Läden und Geschäfte hier zum Alltag gehört“, so Schmidtlein. Kinder und Erwachsene können außerdem aus Tetrapaks Geldbörsen und andere nützliche Dinge Alltag gestalten.
Aufnahmen von innen werden gezeigt
Gespannt sein darf man auch auf die Foto-Ausstellung. Stephan Strache hat für das Projekt „Von außen nach innen“ Anwohnern Kameras ausgeliehen, mit denen sie Aufnahmen aus der Sicht ihrer Wohnungen, Arbeitsplätze oder Schrebergärten auf die Kalk-Mülheimer Straße machten. „Zu sehen sind auf dem Fest 36 Fotos, von jedem Teilnehmer wurde eines ausgewählt“, sagt Strache. Außerdem wird der ehemalige Veedelsschreiber Alexander Estis aus seinen „Kalker Legenden“ lesen und die Kalker Geschichtswerkstatt sowie die Naturfreunde bieten Führungen an. „Die genauen Anfangszeiten der einzelnen Programmpunkte stehen ungefähr eine Woche vor dem Fest auf unserer Homepage“, sagt Tine Pfeil.www.buergerhauskalk.de