CoexisterKölner Friedensbewegung mit Ehrenamtspreis ausgezeichnet

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Die Mitgliederinnen und Mitglieder des Vereins Coexister sitzen in einem Stuhlkreis zusammen. Ein Mädchen in der Mitte hält mit einem Mikrofon in der Hand eine Rede, die anderen Anwesenden hören ihr zu.

Die Mitgliederinnen und Mitglieder des Vereins Coexister sitzen in einem Stuhlkreis zusammen.

Der Kölner Verein Coexister setzt sich für den Dialog zwischen den verschiedenen Glaubensgemeinschaften ein. Dafür erhielten sie den Ehrenamtspreis - und bekamen davon fast nichts mit.

Höhenberg. Als Bezirksbürgermeisterin Claudia Greven-Thürmer Mitte September wie in jedem Jahr den Kalker Ehrenamtspreis an verdiente Gruppen und Einzelkämpfer verlieh, stand auch der Verein Coexister auf der Liste.

Beim anschließenden Plaudern im Garten des Bürgeramts fragte so mancher, was das denn für ein Verein sei. Zur Begründung für die Preisvergabe hatte Greven-Thürmer nur einige dürre Sätze verlesen, etwa, dass Coexister versuche, „junge Menschen mit unterschiedlichen Überzeugungen und Weltanschauungen zusammenzubringen“. Mitglieder des Vereins konnten nicht befragt werden – er hatte keine Vertreter zur Preisverleihung entsandt.

Panne bei der Benachrichtigung über den Preis

Carolin Hillenbrand lacht laut auf, wenn sie sich daran erinnert. „Wir wussten gar nicht, dass wir einen Preis erhalten hatten, bei der Benachrichtigung per E-Mail ist es zu einer Panne gekommen“, erzählt die 29-Jährige. Erst einige Wochen später hatte sich der Vorfall aufgeklärt, inzwischen konnte auch die Urkunde übergeben werden.

Dass Coexister noch relativ unbekannt ist, liegt auch daran, dass der Verein ziemlich jung ist, er wurde im Frühjahr 2021 gegründet. Allerdings treffe das nur auf den deutschen Ableger zu, wie Mitbegründerin Hillenbrand erklärt. Coexister gebe es schon seit 2009, Idee und Verein stammten ursprünglich aus Frankreich.

Kurz gesagt handele es sich um eine Friedensbewegung, die sich für gesellschaftlichen Zusammenhalt, und Freundschaften zwischen Menschen, mit unterschiedlichen Glaubensüberzeugungen und Weltanschauungen einsetze. Daher könnten alle Menschen unabhängig von sozialer und ethnischer Herkunft, von Religions- oder Parteizugehörigkeit mitmachen, solange sie sich dem Grundsatz verpflichtet fühlen, lieber miteinander als übereinander zu reden.

Überwiegend junge Menschen sind in Coexister aktiv

Getragen wird der Verein vor allem von jungen Menschen im Alter zwischen 15 und 35 Jahren, erzählt Carolin Hillenbrand, die Vertreter der französischen Mutterorganisation auf einem der ökumenischen Jugendtreffen beim Orden von Taizé kennengelernt hatte. Auch die Mitglieder des sechsköpfigen Vorstands, zu der die Mitbegründerin von „Coexister Germany“ gehört, sollten aus dieser Altersgruppe kommen. „Wir sind eine Jugendbewegung, aber auf unserer ersten bundesweiten Tagung, zu der sich kürzlich etwa 60 Teilnehmer im Wormser Nibelungenturm versammelt hatten, waren auch Leute über 40, sogar einige über 50.“

Christen, Muslime, Atheisten, Anhänger der Universalreligion Bahai waren da zusammengekommen, hatten drei Tage lang miteinander diskutiert und gefeiert. Sieben lokale Coexister-Gruppen gebe es derzeit in Deutschland, in Berlin, München, aber auch in Uni-Städten wie Heidelberg und Münster.

Dialoge zwischen verschiedenen Glaubensgemeinschaften werden ermöglicht

Zu den Aktivitäten des Vereins gehören Dialogveranstaltungen wie Besuche bei den Kölner Glaubensgemeinschaften – in Moscheen, buddhistischen Zentren, der Synagoge in der Roonstraße oder bei den Sikhs etwa. Daneben beteiligt sich der Verein konkret an Aktionen im Sinne der Solidarität und der Nachhaltigkeit, wie beispielsweise an der Kölner Tafel, dem Rhein Clean Up oder auch der Blutspende. Aber auch Sensibilisierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen wie Workshops an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen sind vorgesehen.

Dass das keine bloßen Ankündigungen sind, zeigt ein Blick auf schon laufende Veranstaltungen in St. Theodor. Hier ist Carolin Hillenbrand bereits an der Ausrichtung der Reihe Pray & Stay beteiligt, einem etwa 20-minütigen Abendgebet speziell für Jugendliche und junge Erwachsene.

Die nächste „Taizé-Andacht“: Sonntag, 13. November, von 19 bis 20 Uhr, St. Theodor, Burgstraße 42.

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