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Kommentar

Kein guter Umgang
Stadt sorgt für Empörung bei Kölner Jecken – und rudert dann zurück

Ein Kommentar von
2 min
03.03.2025, Nordrhein-Westfalen, Köln: "Müllemer Mädcher" treten beim Rosenmontagszug auf. Mit den Rosenmontagszügen erreicht der rheinische Straßenkarneval seinen Höhepunkt. Das Motto der Kölner Karnevalssession 2025 lautet «FasteLOVEnd - Wenn Dräum widder blöhe». Foto: Oliver Berg/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Der Rosenmontagszug ist alljährlich der Höhepunkt der Karnevalssession.

Der organisierte Karneval ist auf finanzielle Hilfen der Stadt angewiesen. Um die gab es nun ein gehöriges Durcheinander. Ein Kommentar.

Seit Jahren ist der Rosenmontagszug mit mehreren hunderttausend Euro defizitär. Was bislang auch vielen Präsidenten der einzelnen Gesellschaften besonders sauer aufstieß: Seitens der Stadt gab es jahrelang keine Regung. Man hielt am jährlichen Zuschuss von gerade einmal 153.000 Euro fest.

Auch die Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums hatten Alarm geschlagen und sahen die von ihnen organisierten Schull- un Veedelszöch in Gefahr. Umso größer war die Erleichterung, dass im städtischen Haushalt 300.000 Euro an Zuschüssen für beide Großveranstaltungen an Karnevalssonntag und Rosenmontag für dieses Jahr eingeplant waren. Dass ein Dreivierteljahr nach der Session noch kein Cent bei den Organisatoren angekommen ist, beunruhigt so manchen Jecken. Als am Donnerstag jedoch bekannt wurde, dass die Zuschüsse für die zurückliegende Session um 30 Prozent gekürzt werden sollen, war nicht nur beim Festkomitee Feuer unterm Dach.

Kölner Karneval: Weniger Zuschüsse von der Stadt als geplant

Kurz nach Veröffentlichung des Berichts im „Kölner Stadt-Anzeiger“ ruderte die Stadt zurück. Es habe ein verwaltungsinternes Missverständnis gegeben, heißt es aus dem Rathaus. Die Stadt stehe zu ihren Zusagen für 2025. Heißt: Festkomitee und Brauchtumsförderer können mit den ursprünglich geplanten Geldern rechnen.

Gegen die Millionenbeträge, die sich die Stadt zum Beispiel die Fußball-Europameisterschaft vor zwei Jahren kosten ließ, wirken nun erhöhten Karnevals-Zuschüsse immer noch wie ein Taschengeld. Aber sie helfen den ehrenamtlich getragenen Vereinen bei der Durchführung der Züge. Unstrittig ist, dass die Stadt angesichts der dramatischen Haushaltslage sparen muss. Aber dass die Betroffenen die neuen Zahlen aus den Medien und nicht vorab aus dem Rathaus erfahren, ist ein Unding.

Die fehlende Kommunikation lässt nichts Gutes erahnen, bedarf es doch einer vertrauensvollen Zusammenarbeit, wenn es gilt, das größte Event im Jahreskalender der Stadt zu stemmen. Dabei ist es gerade der Karneval, mit dem Köln bundesweit punkten kann und von dem die Stadt profitiert. Zugleich lenkt er vom Image der maroden Brücken- und Museen-Stadt ab, in der große Bauvorhaben zeitlich und finanziell aus dem Ruder laufen.

Die Wirtschaftskraft des Kölner Karnevals ist laut der jüngsten Studie der Rheinischen Hochschule Köln und der Boston Consulting Group im Vergleich zur Erhebung 2018/2019 um 40 Prozent gestiegen. 850 Millionen Euro werden pro Jahr umgesetzt, 6500 Arbeitsplätze sind direkt vom Fasteleer abhängig, fast alle Veranstaltungsformate werden stärker als früher besucht, die Hotellerie verzeichnet mehr Übernachtungen denn je, ebenso profitieren Einzelhandel sowie Verkehrs- und Taxi-Unternehmen. Insofern ist ein enges, vertrauensvolles Bündnis von Stadt und Festkomitee unerlässlich – getreu dem aktuellen Motto: „Alaaf, mer dun et för Kölle“.