Die Veranstalter von Rosenmontagszug und Schull- un Veedelszöch sollen auf ursprünglich eingeplante Zuschüsse der Stadt verzichten – hieß zunächst, dann kam aus dem Rathaus die Korrektur.
Es geht ums GeldHaushaltskrise erreicht den Kölner Karneval

Das aktuelle Karnevalsmotto lautet „Alaaf, mer dun et för Kölle“.
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Die Haushaltskrise macht auch vor dem Kölner Karneval nicht halt: Die Organisatoren des Rosenmontagszuges und der Schull- und Veedelszöch sollen auf ursprünglich eingeplante Gelder aus dem städtischen Haushalt verzichten.
Statt rund 300.000 Euro für die zurückliegende Session sollen die beiden Veranstalter nur rund 211.000 Euro erhalten. Das entspricht knapp 30 Prozent weniger. Allerdings: Die 211.000 Euro wären immer noch deutlich mehr Zuschuss als die Stadt etwa 2023 zahlte, damals waren es rund 161.000 Euro. Das kommt dadurch zustande, dass die Verwaltung unter anderem für den Rosenmontagszug nach zehn Jahren einen Inflationsausgleich von rund 50.000 Euro vorsieht. Diese neuen Summen gehen aus Beschlussvorlagen hervor, die die Verwaltung am Donnerstag neun Monate nach dem Rosenmontagszug am 3. März veröffentlichte. Der Finanzausschuss des Rates soll am 15. Dezember entscheiden, ob die Betreiber der beiden Kölner Kultveranstaltungen das Geld erhalten.
Weniger Geld für den Kölner Karneval als zuvor geplant
„Das ist schon ein Stich ins Herz des kölnischen Brauchtums, den die Kinder und Jugendlichen in den Schulen und Tausende Jecken in den Veedeln nicht verdient haben“, zeigte sich Bernhard Conin enttäuscht, der mit den Freunden und Förderern des Kölnischen Brauchtums die Schull- un Veedelszöch veranstaltet. Zwar habe der Verein aufgrund der Finanznöte zuletzt eine große Unterstützung aus der Stadtgesellschaft erhalten, jedoch sei man mittel- und langfristig auf die Unterstützung der Stadt angewiesen.
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Beim Festkomitee (FK) als Ausrichter des Rosenmontagszugs ist die Gemütslage ähnlich: „Wir sind erstaunt, dass wir durch Medienanfragen davon erfahren“, sagt FK-Sprecher Michael Kramp. „Wir hatten nach der Zusage unsere Planungen auf einen Zuschuss der Stadt von insgesamt 242.500 Euro ausgerichtet. Wie wir nachträglich einen Fehlbetrag von rund 50.000 Euro ausgleichen können, müssen wir nun klären, denn der Zug 2025 ist ja längst gelaufen.“
Das Festkomitee verstehe, dass angesichts der Haushaltslage alle Kulturförderungen von Kürzungen betroffen sind. „Wir begrüßen auch ausdrücklich einen Inflationsausgleich, der erstmals nach über zehn Jahren gewährt wurde. Gleichzeitig weisen wir aber erneut auf das krasse Missverhältnis zwischen den 850 Millionen Euro Wirtschaftskraft – für die der ehrenamtlich getragene Kölner Karneval jedes Jahr sorgt – und dem Zuschuss der Stadt hin, der jetzt auch noch drastisch gekürzt wurde.“ Das Festkomitee wolle nun zeitnah mit der Stadt sprechen, um langfristige Planungssicherheit zu bekommen.
Rosenmontagszug als Verlustgeschäft
Mit wie viel Geld die Stadt den Rosenmontagszug unterstützt, ist ein emotionales Thema. Schon im Vorjahr hatte FK-Präsident Christoph Kuckelkorn mitgeteilt, dass die fetten Jahre längst vorbei seien. Bereits die vergangenen Rosenmontagszüge seien ein Verlustgeschäft gewesen. Über die eigene „Gemeinnützige Gesellschaft des Kölner Karnevals mbH“ organisiert das FK den Zug. Um gegenzusteuern, wurden unter anderem die Teilnahmegebühren erhöht – und das Gespräch mit der Stadt Köln gesucht. Deren Bezuschussung des Zochs hatte sich nämlich seit 2014 nicht geändert und betrug zuletzt 153.425 Euro jährlich. Das war dem früheren Mehrheitsbündnis von Grünen, CDU und Volt im Rat nicht genug, nachdem die Finanzprobleme der Karnevalisten öffentlich geworden waren. Das Trio gestand dem FK für den Rosenmontagszug für das Jahr 2025 zusätzliche 100.000 Euro zu.
Insgesamt hätte das Festkomitee durch diesen geplanten Zuschuss 2025 also mit 242.500 Euro rechnen dürfen. Doch die Verwaltung will das nun um gut 50.000 Euro reduzieren auf 195.813 Euro. Das wäre mehr als bisher, aber weniger als politisch ursprünglich gewollt. Die Verwaltung teilte am Donnerstag mit, dass die 100.000 Euro für 2025 „aufgrund der angespannten Haushaltslage und in Abstimmung mit der Kämmerei gekürzt werden“ sollen. Die Verwaltung ist demnach angehalten, die Gesamtfördersumme zu reduzieren und der Politik zur Entscheidung vorzulegen.
Kölner Karneval: Kürzungen durch angespannte Haushaltslage
Wie es 2026 weitergeht, ist unklar. Ähnlich verhält es sich mit den Schull- und Veedelszöch: Bisher erhielten die Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums als Organisator von der Stadt jährlich 7700 Euro. Der Vorsitzende Bernhard Conin hatte wie Kuckelkorn im Vorjahr öffentlich sein Leid geklagt: „Für das nächste Jahr ist noch genügend da. Aber für 2026 sind die Schull- un Veedelszöch im Moment in Gefahr.“
Die Verwaltung schlägt nun für die zurückliegende Session eine Erhöhung auf 15.400 Euro vor. Das ist faktisch eine Verdopplung, aber: Auch in diesem Fall hatte das Bündnis eigentlich 50.000 Euro mehr spendieren wollen, so dass der Verein sich im Idealfall auf 57.150 Euro freuen hätte dürfen. Doch die Stadt schritt ein und reduzierte, sie teilte mit: „Zusätzlichen Mittel in Höhe von 50.000 Euro mussten aufgrund der angespannten Haushaltslage und in Abstimmung mit der Kämmerei gekürzt werden.“
Stadtsprecher Alexander Vogel hatte schon im Vorjahr betont, dass die Stadt einen weitaus höheren Betrag für den jährlichen Sessionshöhepunkt als vom Festkomitee angegeben ausgibt. So verzichte die Stadt alljährlich unter anderem auf die Sondernutzungsgebühren für die Tribünen, die das Festkomitee vermarktet. Pro Rosenmontagszug lagen laut Vogel die städtischen finanziellen Beiträge zuletzt bei etwa 456.000 Euro.
Kuckelkorn hatte 2024 erklärt: Wenn man den Charakter des Rosenmontagszugs erhalten möchte, seien die Möglichkeiten begrenzt, den gestiegenen Kosten entgegenzuwirken. Die Tribünen-Preise seien ausgereizt, mehr davon aufzustellen, stößt in der Bevölkerung auf Ablehnung, und eine stärkere Vermarktung widerspreche dem Gedanken eines Volksfests. Auf der Einnahmen-Seite stellen die Tribünen eine wichtige Säule in der Finanzierung des Rosenmontagszugs dar.
Zwischen 2014 und 2024 seien Sanitätsdienste laut FK um 147 Prozent gestiegen, für Sicherheitsdienste mussten 173 Prozent, für Absperrungen 300 Prozent und Versicherungen 110 Prozent mehr ausgegeben werden. Betrugen die Kosten für einen Rosenmontagszug 2014 etwa 230.000 Euro, waren es 2024 rund 630.000 Euro. Wie berichtet, hatte die Stadt Anfang November bis Jahresende eine Haushaltssperre verhängt. Der Grund ist eine dramatische Verschlechterung der Finanzlage. Nach einer neuen Prognose der Kämmerei wird das Minus am Jahresende 582 Millionen Euro betragen, 182,5 Millionen mehr als angenommen.
Hinweis der Redaktion: Nach Veröffentlichung des Berichts erklärt Stadtsprecher Alexander Vogel, dass es ein verwaltungsinternes Missverständnis gegeben habe. Die Stadt stehe zu ihren Zusagen für 2025. Heißt: Festkomitee und Brauchtumsförderer können mit den ursprünglich geplanten Geldern rechnen. Für 2026 will die Stadt vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltssituation den Dialog mit den Beteiligten suchen.

