Till Quitmann klebt am TresenKölner „Klappstuhl“-Moderator mit Persiflage-Video über Zapfhahnaktivisten

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Anno Thenenbach, Till Quitmann und Christian Kock posieren vor einem Mikrofon.

Anno Thenenbach, Till Quitmann („Klappstuhl“) und Christian Kock (v.l.) haben „Et prima Kleber Lied“ aufgenommen.

Klima-Aktivisten, die sich festkleben, sind ein gerade heiß diskutiertes Thema. Der Kölner Till Quiltmann hat einen krawallig-lustigen Song dazu gemacht und gibt den Zapfhahnaktivisten, der sich an den Tresen klebt.

„Ich han en prima Leber/ un en prima Kleber/ domit papp ich mich am Trese an…“, röhrt die Stimme von Till Quitmann, während er sich in einer Kneipe mit den Handflächen am Tresen festklebt. „… denn wat so’n Klimakleber kann/ kann ne kölsche Jung schon lang/ ich papp mich an den Trese dran.“ Die Szene entstammt einem Video, dass in den sozialen Medien gerade für Furore sorgt und besonders in WhatsApp-Gruppen geteilt wird: „Et prima Kleber Leed“.

Angemessen anarchisch

Der Inhalt des Liedes ist schnell erzählt: Till Quitmann, bekannt als Moderator der „Klappstuhl“-Interview-Reihe, die früher beim WDR und jetzt bei RTL West gezeigt wird , gibt in dem Filmchen einen „Zapfhahnaktivisten“, der sich nicht mit der letzten Runde in seiner Stammkneipe abgeben will und sich aus Protest anklebt. Auch wenn er nicht bedacht hat, dass er irgendwann mal Pinkeln muss, und ihm der Wirt den Eimer verweigert, verliert er die Laune auch eingenässt in der leeren, dunklen Kneipe nicht: „Wenigstens an der Quelle“, singt der Jeck und trinkt sich das Kölsch eben freihändig. Das ist zwar nicht unbedingt politisch korrekt, aber rechtschaffen lustig und angemessen anarchisch – so tütet der Karnevalsjeck für jeden verständlich heiß umstrittene Alltagsthemen ein und treibt die Klickzahlen hoch.

„Das Ganze war eine Schnapsidee beim Glühwein“, erzählt Till Quitmann im Dabbeljuh-Studio in der Südstadt, wo er den Song mit Produzent Christian Kock erneut aufnimmt. Kock hat schon die erste Aufnahme gemacht, und war auch beim Videodreh im Bickendorfer „Kääzmanns“ dabei. Da das Stück im Januar aber auch über die einschlägigen Streamingdienste digital veröffentlicht werden soll, feilt er jetzt noch an den Details.

Ein wunderbar anarchischer Karnevalssong
Christian Kock, Musikproduzent Dabbeljuh

„Der Song soll schon krawallig klingen, aber an einigen Stellen ist mit da aktuell noch zu viel Brüll drin“, sagt er grinsend. „Das ist ein wunderbar anarchischer Karnevalssong“, sagt Kock, der schon mit Musikern wie Hans Süper, Dan Dickopf, Björn Heuser, Jörg P Weber oder Marc Metzger gearbeitet hat. Er hat Instrumente wie Quetsch, Tuba oder Decke Trum arrangiert und eingespielt. „Offensichtlich mögen die Leute das Augenzwinkernde, was das Stück hat. Und der Klappstuhl macht das gut.“

Ich bin ja nicht Oliver Bierhoff und die Mannschaft – geplant war da nix
Till Quitmann, jetzt singender Moderator

Die Idee zum Stück hatte Anno Thenenbach, Freund und Nachbar von Quitmann, beim Joggen. Auslöser waren die Aktivisten, die sich in der Elbphilharmonie ans Dirigentenpult angeklebt hatten. Da das Teil mobil war, wurden sie jedoch zügig samt Pult vor die Tür gesetzt. Thenenbach findet so etwas selbstentlarvend lustig, und fand in seinen „Kindergartenfreunden“ Quitmann und Kock motivierte Gleichgesinnte.

Zwei Aktivisten stehen auf der Bühne der Elbphilharmonie. Kurz vor Beginn eines Konzerts in der Elbphilharmonie haben Klimaaktivisten der «Letzten Generation» sich an einem Dirigentenpult festgeklebt.

Kurz vor Beginn eines Konzerts in der Elbphilharmonie haben Klimaaktivisten der „Letzten Generation“ sich an einem Dirigentenpult festgeklebt.

Klebeaktivisten scheiden die Geister

Spontan beschloss man, das Stück aufzunehmen, ein Video mit Kumpels und Freundinnen aus der Karnevalsszene zu drehen. „Ich bin ja nicht Oliver Bierhoff und die Mannschaft – geplant war da nix.“ Umso erstaunlicher seien die „unfassbaren“ Reaktionen. Dem unverhofften Sänger ist klar, dass das Thema eigentlich kein lustiges ist: „Klar bin ich für Klimaschutz, aber die Art des Protests ist falsch. Also muss man gegen den Protest protestieren – augenzwinkernd.“

Dass das Thema Klebeaktivisten durchaus die Geister scheidet, erlebte Quitmann unlängst an einer roten Ampel auf der Subbelrather Straße. Als er knieend so tat, als sei er festgeklebt, wurde er von einem Autofahrer wüst beschimpft. Erst als „der Kleber“ bei Grün die Straße frei machte, gab es erhobene Daumen und ein Lächeln. 

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