Satirischer WochenrückblickDer 11.11. muss zum Zahnarzt

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Blick Zülpicher Straße

Menschenmassen sich am 11.11. auf der Zülpicher Straße

Nach dem Chaos am 11.11. schlagen die Freunde und Förderer des kölnischen Brauchtums eine überraschende Lösung vor. Sie wollen einen der höchsten kölschen Feiertage einer Wurzelbehandlung unterziehen. 

So geht es nicht weiter. Der 11.11. muss zum Zahnarzt. Zur Wurzelbehandlung. Um seine wahren Werte und Inhalte freizulegen.  Weil es keinen Sinn macht, die vielen Löcher in den Beißerchen, in Kölle liebevoll Krokantzähnchen genannt, mit immer neuen Füllungen zu stopfen.

Das schlagen die Freunde und Förderer des kölnischen Brauchtums - abgekürzt FFKB - vor. Stimmt. Runde Tische, an denen ahl Kamelle neu jelötsch werden, kann es in Kölle nie genug geben.

Schließlich geht es darum, den 11.11. als natürlichen Eckpfeiler eines gesunden Karnevalsgebisses für die kommenden Sessionen zu erhalten. Und ihn nicht wegbrechen zu lassen.

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Das Problem ist nur, dass an runden Tischen vor allem Brauchtümler hocken, die dental immer gut drauf sind, weil sie längst die Dritten von der Preisklasse eines Kleinwagens im Mundwerk tragen. Mit diesem echauffieren sie sich über den Karneval der Zahnspangen-Generation im Kwartier Latäng und haben dabei keinen blassen Schimmer, wie man den Klammerträgern das Brauchtum am besten implantieren oder wenigstens eine Brücke dorthin bauen könnte.

Hier ist natürlich festzustellen, dass zu viele Menschen auf zu kleinem Raum sind
Henriette Reker, Oberbürgermeisterin der Stadt Köln

Heraus kommen dann so erstaunliche Erkenntnisse wie die von Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die nach einem Kurzbesuch im Kwartier Latäng erstaunt vermerkt: „Hier ist natürlich festzustellen, dass zu viele Menschen auf zu kleinem Raum sind.“ Autsch!

Ei kukident, kann man da nur sagen. So wird das nix mit dem Freilegen der Wertewurzel des Brauchtums. Den Zahn können sich die Herren der FFKB ziehen lassen.

Nein. Es liegt in der Natur der Sache, dass Zahnklammern und Implantate keine gemeinsamen Interessen haben und deshalb auch keine Schicksalsgemeinschaft zur Rettung des Brauchtums bilden können. Weil zwischen ihnen Jahrzehnte jelötschter Kamelle liegen.

Aber reden könnte man ja mal miteinander. Und das Phänomen des 11.11. im Kwartier Latäng nicht einfach damit abtun, dass es mit Karneval nichts zu tun hat. Und mit Brauchtum schon mal gar nicht.

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