Band „Counting Crows“ spielt in Köln„Heute ist es schwerer ein Superstar zu werden“

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Adam Duritz ist Sänger und Frontmann der US-Rockband Counting Crows

Köln – Herr Duritz, Sie waren im September auf großer US-Tour, ab Februar 2022, so es die Pandemie zulässt, touren Sie durch Europa. Wie fühlte es sich an, nach langer Pandemie-Pause wieder zu reisen und vor vielen Menschen zu spielen?

Duritz: Das war sehr stressig, denn wir mussten aufgrund der Covid-Situation sehr vorsichtig sein. Wir waren in unserer strikten Lockdown-Bubble, da wir nach unserem ersten Gig direkt einen Fall in der Crew hatten. Es war auch komisch, denn seit meiner Jugend hatte ich noch nie eine zweijährige Spielpause. Direkt der erste Abend war spektakulär: Wir waren sehr nervös. Lieder, von denen ich dachte, dass sie mir in Fleisch und Blut übergegangen sind, waren bei den Proben plötzlich ungewohnt für mich. Ich hatte kurz auch Schwierigkeiten auf der Bühne, die Wörter zusammenzubekommen. Am Ende der Tour wollte ich sogar, dass sie weitergeht, obwohl es so schwer war. Ich fand, es war eine unserer besten Touren.

Was haben Sie in der langen Corona-Pause am meisten vermisst?

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Ich wollte noch nie Soloartist sein. Ich liebe die Interaktion, das Gefühl, mit sieben kreativen Menschen etwas geschaffen zu haben. Diese Zufriedenheit, gemeinsam etwas Künstlerisches gemacht zu haben, habe ich vermisst.

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Sie haben 30 Jahre Erfahrung im Musik-Business. War es damals als junge Band leichter erfolgreich zu sein oder haben es junge Leute heute einfacher?

Es kommt drauf an, was Erfolg bedeutet. Es war sicher einfacher, hervorzustechen, die Leute haben mehr Platten gekauft, die Radios hatten einen größeren Einfluss. Aber: Es war nahezu unmöglich, Musik zu machen. Es war teuer, man brauchte ein größeres Label im Hintergrund. Studioaufnahmen oder Distribution waren sehr teuer. Man musste die Pressung der CDs bezahlen, den Transport finanzieren. Selbst wenn ein Indie-Plattenladen deine Platte liebte, hat sie vielleicht nur drei oder vier Kopien gekauft. Heutzutage kann man alles am heimischen Computer selber machen. Man kann seine Songs einfach auf der Plattform „Bandcamp“ hochladen. Als Indieband war es früher einfach zu schwer, zu bestehen, es war höchstens eine Platte drin. Jetzt kann man einfach jahrelang als Independent-Band weiter spielen.

Das klingt so, als seien die Bedingungen heute besser.

Ja. Womöglich ist es schwerer, ein Superstar zu werden. Aber Musik zu produzieren und sie an die Leute heranzutragen: Das geht viel besser jetzt, auch ohne Plattenlabel. Die waren mal essentiell, aber man muss nicht mehr von ihnen abhängen, was schön ist.

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Am 10. März spielen Sie im Palladium in Köln und am 12. März in Berlin. Haben Sie bestimmte Erinnerungen an Deutschland?

Es ist schwer, einzelne Städte auseinanderzuhalten. Ich habe zum Beispiel noch sehr klare Erinnerungen an Festivals wie Rock am Ring und Rock im Park. Ich liebe diese Festivals. Ich erinnere mich außerdem noch, wie ich völlig verkatert in München angekommen bin, nachdem wir ein paar Tage frei hatten nach einem Mailand-Konzert. In Berlin waren wir 2002 einmal die Vorband für Santana, wir haben in der Waldbühne gespielt, einem ganz tollen Ort, wie in einem Amphitheater fühlte es sich an.

Zur Person und zur Band

Die Rockband „Counting Crows“ gründete sich 1991in Berkely/San Francisco. Populär wurde die Band durch ihren Hit „Mr. Jones“ aus dem ersten Album „August and Everything After“. Der Musikstil lässt sich als melancholischen Folk-Rock bezeichnen. Der 57-Jährige Adam Duritz ist Gründungsmitglied, Frontmann und Sänger und Haupttexter der US-Band. Die Tickts für das Konzert im Palladium kosten 56, 40 Euro. (gam)

Ihr erster Hit war „Mr. Jones“ von 1993. Wurde er Ihnen später zur Last, weil mit jedem Song der Anspruch einherging, an den Erfolg anzuknüpfen?

Ich weiß nicht, wie es geht, einen Hit zu erstellen. Und niemand dachte damals daran. Es war ein Hit im Radio. Ich will einfach nur großartige Songs schreiben und mir nicht den Kopf zerbrechen, ob das jetzt ein Hit wird oder nicht. Die Songs, die auf dem Album landen sind die, die ich liebe. Häufig sind die auch zu lang. Ich schreibe keine kurzen Songs, das behindert auch etwas ihren Erfolg.

Heutzutage tendieren Songs dazu, sehr kurz sein. 2 Minuten 40, sodass man auf den Streaming-Kanälen schneller höhere Clickzahlen generieren kann.

Auch das Radio wollte früher, dass die Songs sehr kurz sind. Wir ließen sie die Songs aber nicht cutten. Sie fragten uns nach einem Edit bei Mr. Jones, aber wir lehnten ab.

Ihr neues Album heißt „Butter Miracle Suit One“. Sie müssen uns den Titel erklären.

Ja, das wollen alle. Aber es ist geheim. Ich habe es niemandem erzählt. Es bedeutet mir etwas, und gleichzeitig liebe ich das Surreale daran. Ich habe entschieden, es für mich zu behalten.

Ihr Song Elevator Boots“ handelt von einem Musiker, der ständig unterwegs ist, mit vielen Frauen abhängt, auf Konzerte geht. Ist Bobby glücklich?

Bobby ist ein Musiker, viele Musiker sind „temporary people“. Orte sind vorübergehend, Menschen sind vorübergehend. Er läuft in das Leben der Menschen rein und wieder raus, aber seine Musik, die bleibt. Das ist wunderbar. Klar, der Song zeigt auch die Schwierigkeiten dieses Lebensstils auf, aber es zelebriert dieses Dasein. Es ist kein Song darüber, ob man glücklich oder unglücklich ist, sondern dass Musik die Sache wert ist.

Sie haben Ihren Look verändert. Sie haben keine Dreadlocks mehr, was Ihr Alleinstellungsmerkmal war. Ist damit das letzte Symbol der Jugend sozusagen erloschen?

Nein (lacht). Meine Jugend ist schon lange vorbei. Ich hatte einfach keine Lust mehr drauf. Ich wollte sehen wie es ist, einfach nach mir auszusehen. Ich habe es irgendwann einfach getan. Ich wollte entspannter meine Haare waschen können. Es ist komisch jetzt, weil ich es mir nicht mehr vorstellen kann, welche zu haben. 

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