Corona-KriseKölner Wirte bemühen sich um Infektionsschutz – Einige werden nachlässig

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Im „Herr Pimock“ wird das Kölsch mit Mundschutz gezapft.

  • Die Lockerungen der Corona-Auflagen und die hohen Temperaturen haben in Köln in den vergangenen Tagen dazu geführt, dass die Menschen wieder vermehrt unterwegs sind.
  • Maskenpflicht und Abstand halten gilt noch immer, doch das fällt offenbar einigen Menschen schwer.
  • Ein Ausflug in das aktuelle Kölner Nachtleben.

Köln – Die Bedienung zieht kurz ihre Maske herunter, atmet durch, und zieht sich den Stoff wieder über die Nase. Der Samstagabend ist warm und die Maske macht das Atmen schwer. „Bitte noch nicht hinsetzen“, sagt sie und eilt durch die Tür nach draußen.

Eine Vierergruppe wartet auf einen freien Tisch vor dem Trash Chic, einer Mischung aus Kneipe und Imbiss im Stadtteil Kalk. Denn bevor sie ihre Plätze einnehmen können, desinfiziert die Kellnerin den Tisch und wischt alle Stühle ab. Kurz darauf kommt sie mit einem Zettel zurück, auf dem die Gäste ihre Daten hinterlassen. So weit, so gewöhnlich – seit vier Wochen darf die Gastronomie wieder für öffnen.

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Mit den immer weiteren Lockerungen der Corona-Auflagen und den hohen Temperaturen zieht es die Menschen wieder nach draußen. Gleichzeitig steigt so die Ansteckungsgefahr. Die einfache Lösung: Wer sich an die Maskenpflicht und die Vorgaben zu Abständen und Hygiene hält, kann das Risiko für sich und andere auf ein Minimum reduzieren.

Ruhiger als vor wenigen Monaten

So wie in Kalk. Dort stehen die Tische besonders weit auseinander, die Menschen denken an ihre Masken und Desinfektionsmittel steht für jeden Gast bereit. Gleichzeitig ist es viel ruhiger als vor wenigen Monaten. Denn während gegen 22 Uhr die Tische in den Innenraum geräumt werden, übertönt kein Stimmengewirr die Popmusik im 80er-Stil. Kurz darauf die letzte Runde, im Trash Chic ist der Abend schnell vorbei.

Eine kurze Bahnfahrt entfernt liegt eine andere Welt. Auf dem Hohenzollernring zeigt sich das aus anderen Zeiten bekannte Bild: Sportwagen und Cabrios mit lauter Musik, offene Hemdknöpfe, lange Sommerkleider. Dazu überfüllte Bürgersteige und volle Sitzplätze vor den Restaurants und Bars. Um kurz vor Mitternacht kümmert sich nur der Rewe noch konsequent darum, wer wie den Laden betritt.

Ein eher ungewohntes Bild schaffen die Warteschlange vor vielen Bars zwischen dem Friesenplatz und der Zülpicher Straße. Vor beliebten Läden wie dem „Grünfeld“, dem „Herr Pimock“ oder der „Wohngemeinschaft“ warten viele junge Gäste auf freie Plätze. Im „Pegel“ ist noch eine Sitznische frei, dort trennen große Plexiglasscheiben die Gruppen voneinander. Die persönlichen Daten hinterlässt man über einen QR-Code, der auf dem Tisch ausliegt. Wer die Treppe hinunter zu den Toiletten geht, trägt eine Maske, darauf legt der Barmann großen Wert.

„Erstmal setzt ihr bitte eure Masken auf“

Kurz vor ein Uhr kommen vier Männer Anfang dreißig in die Bar, sichtlich angetrunken. „Erstmal setzt ihr bitte eure Masken auf“, schallt es bestimmt von der anderen Seite der Theke. Ein paar Sätze später gehen sie wieder, denn ein schnelles Kölsch an der Theke ist dort aktuell nun mal nicht erlaubt. Kopfschüttelnd sieht ihnen der Barmann hinterher.

Ein paar Straßen weiter drängen sich hunderte Menschen auf dem kleinen Platz gegenüber der Herz-Jesu-Kirche an der Zülpicher Straße. Kioske und Kneipen haben dort alle Türen geöffnet, ob drinnen oder draußen, ob Maske oder nicht, das ist hier nicht mehr so wichtig. Was genau auf den Hinweisschildern an Türen und Theken steht, scheint vergessen.

Am anderen Ende der studentischen Meile ist weniger los. In einem Laden am Bahnhof Süd sitzt eine größere Gruppe um mehrere Hochtische. Die Runde Kölsch, die ein junger Mann an der Theke bestellt, ist augenscheinlich nicht die erste. Auch er verzichtet auf die Maske für den Weg zum Klo und das Gespräch mit der Kellnerin. Die Ausdrucke zur Gästeregistrierung liegen zwar am Eingang bereit. Doch Anstalten sie auszufüllen, macht um diese Uhrzeit niemand mehr.

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Es ist kurz nach zwei Uhr, als die Polizei in Erscheinung tritt. Offenbar haben sich Anwohner über die vielen Menschen auf dem „Mäuerchen“ vor dem Geologie-Gebäude der Uni beschwert. Kurzerhand schicken zwei Polizisten gut fünfzig Leute weg, vor der Uni-Mensa kontrollieren ihre Kollegen eine schwarze Limousine. Am Treppenaufgang zum Bahnhof Süd improvisieren drei Männer mit Gitarre, Ukulele und Mundharmonika eine Version von „Drink doch ene met“. Ist in Köln also alles wieder ganz normal?

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