Tod eines 59-JährigenKölner Polizisten werden nach Einsatz in Bickendorf angeklagt

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Motorhaube eines Polizeiwagens

Fünf Polizeibeamten droht ein Verfahren, nachdem sie einem Italiener im Einsatz Verletzungen zugefügt haben sollen.

Das Opfer ist zwei Monate nach der gewaltsamen Festnahme verstorben, die Beamten sollen nun wegen Körperverletzung im Amt angeklagt werden.

Knapp zwei Jahre nach dem gewaltsamen Polizeieinsatz gegen einen 59-jährigen italienischen Staatsbürger in Bickendorf steht eine Anklage gegen fünf Beamte kurz bevor. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ aus Justizkreisen erfuhr, geht es unter anderem um gemeinschaftliche Körperverletzung im Amt. Ein Behördensprecher wollte dies auf Anfrage nicht kommentieren. Nur soviel teilte er mit: „Bald ist ein Ermittlungsabschluss zu erwarten.“

Bei ihren Nachforschungen stützt sich die Staatsanwaltschaft auf drei Zeugenaussagen, die über Prügel und Tritte bei der Festnahme des randalierenden Familienvaters an jenem verhängnisvollen 24. April 2021 berichtet hatten. Demnach soll ein Polizist das Opfer mit dem Kopf gegen einen Betonpfeiler geschlagen haben. Allerdings wurden auch Zeugen vernommen, die nichts dergleichen wahrgenommen hatten.

Der Endfünfziger Alessio Z. (Name geändert) wurde nach seiner Festnahme einem Notarztwagen übergeben. Nach kurzem Krankenhausaufenthalt kehrte er trotz zweier Rippenbrüche wieder nach Hause zurück. Zwei Monate später starb der Mann aufgrund einer Lungenentzündung an einer Blutvergiftung.

Polizeigewalt in Köln-Bickendorf: unterschiedliche Zeugenaussagen 

Zunächst ermittelte eine Mordkommission aus Bonn wegen Körperverletzung mit Todesfolge gegen die Einsatzkräfte der Polizeiwache Ehrenfeld. Gerichtsmedizinische Gutachten legen allerdings nahe, dass Alessio Z. wegen seiner schweren Vorerkrankungen starb. Zumal er auch auf eine lebensrettende medizinische Behandlung verzichtet hatte.

Vor dem Hintergrund hat die Staatsanwaltschaft den Strafvorwurf heruntergestuft. Strafverteidiger Christoph Arnold, der den Hauptbeschuldigten vertritt, bestreitet die Vorwürfe. Die belastenden Zeugenaussagen seien fragwürdig, führt der Anwalt aus, „denn andere Beobachter des Geschehens haben genau das Gegenteil geschildert.“

Nach Bekanntwerden der Ermittlungen avancierte der Fall zu einem Politikum. Auf beschlagnahmten Handys der Tatverdächtigen fanden sich Chats, die nahe legen, dass die Polizisten gewalttätige Einsätze provoziert haben könnten. „Gerade einen umgeklatscht“, hieß es da. Die Textnachricht drehte sich offenbar um den später verstorbenen Alessio Z.

Auch verabredete man sich mitunter zu gemeinsamen Dienstfahrten, um Dampf abzulassen. Dann „nehmen wir auf jeden Fall jemanden fest und machen jemanden kaputt“, so die Mitteilung. Ob auch diese Textnachrichten ein juristisches Nachspiel haben werden, ist noch unklar.

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