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Open-Air in KölnClubszene und Dezernent debattieren auf c/o-Pop – „Spielräume nutzen“

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Die Summer Stage im Kölner Jugendpark fand 2020 statt, vergangenes Jahr scheiterte das Projekt jedoch an den Auflagen.

Die Summer Stage im Kölner Jugendpark fand 2020 statt, vergangenes Jahr scheiterte das Projekt jedoch an den Auflagen.

Köln – Köln ist eine dicht bebaute Stadt, Flächen für Open-Air-Veranstaltungen sind rar. Zudem fallen dem Wohnungsbau in stark nachgefragten Wohngebieten wie dem Stadtteil Ehrenfeld seit Jahren zunehmend kulturelle Räume zum Opfer. Über diese Interessenskonflikte diskutierten am Donnerstag im Rahmen des c/o-pop-Festivals Vertreter der Stadtverwaltung wie Umweltdezernent William Wolfgramm und die Leiterin des Stadtplanungsamts Eva Herr sowie Akteure aus der lokalen Kultur- und Clubszene wie Jens Ponke, Klubkomm-Vorstand sowie Betreiber der Bar Wohngemeinschaft und Bernd Rehse, Betreiber des Ehrenfelder Clubs Artheater.

Umweltdezernent: Jede Fläche in Köln hat bis zu acht interessierte Nutzer

Über eins war man sich immerhin einig: Man müsse noch mehr miteinander sprechen, den bereits bestehenden Austausch intensivieren.

In Köln gebe es für jede Fläche sieben bis acht verschiedene Interessenten, die sie gerne bespielen würden, betont Dezernent William Wolfgramm. Natur- und Artenschutz, Kultur und Wohnungsbau müsse man innerhalb bestimmter, teilweise auch „unverhandelbarer“ gesetzlicher Rahmenbedingungen miteinander vereinbaren: „Da muss man abwägen. Einen Königsweg gibt es nicht“, so der Dezernent. Für Jens Ponke, der 2020 die pandemiegerechte Open-Air-Bühne „Summer Stage“ im Jugendpark organisiert hat, ist das nicht zufriedenstellend: Sein Projekt ist vergangenen Sommer an den Hürden des Genehmigungsverfahrens gescheitert, etwa weil eine Zeichnung fehlte. „Da werden die vorhandenen Gestaltungsspielräume nicht gut ausgeschöpft“, findet Ponke. Das müsse besser werden.

Verwaltung und Vertreter der Clubszene näherten sich zuletzt im Rahmen von Workshops an: Das Ziel sei nun, so Wolfgramm, bestimmte Flächen auszumachen, für die Abläufe standardisiert werden und Genehmigungen für temporäre Veranstaltungen schneller erteilt werden sollen. Ein Vorstoß der Verwaltung war zuletzt die Prüfung der Gleuler Wiese als Partyzone, was jedoch in der Politik nicht gut angekommen war. „Wir sind mit der Diskussion über mögliche Flächen auch intern – mit Kulturdezernent Stefan Charles – noch nicht am Ende.“  

Wohnungsbau am Ehrenfeldgürtel: Clubbetreiber nicht mit einbezogen

Bernd Rehse vom Artheater am Ehrenfeldgürtel beklagte zudem, als Clubbetreiber würde man in Planungsprozesse zu spät oder überhaupt nicht einbezogen. Mittlerweile habe man den Investor, der aus dem benachbarten alten Postgebäude am Ehrenfeldgürtel 125 ein Wohngebäude machen wolle, „gezwungen“, mit den Betreibern der „letzten Insel der Clubkultur“ in Ehrenfeld über Lösungen zu sprechen. Von städtischer Seite sei dies nicht passiert. 

Im Kern geht es darum, wie Konflikte mit einer künftigen Nachbarschaft gelöst werden könnten – und wer etwa die Kosten für aufwendigen Schallschutz übernehmen müsste. Die Leiterin des Stadtplanungsamtes Eva Herr zeigte hingegen die Grenzen der Stadtverwaltung auf, die nur bedingt in die Dynamik des Grundstück- und Investorenmarktes eingreifen könne. Dass zunächst ein Hotel geplant war, mit dem alle Parteien hätten gut leben können und es dann zu einem Investoren- und Vorhabenwechsel gekommen sei – das sei ein marktwirtschaftlicher Vorgang gewesen.

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