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„Ein regelrechter Ausbruch“Größte Masernepidemie in Köln seit 16 Jahren

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Symbolbild

Köln – 67 Masernfälle, viele Patienten in stationärer Behandlung, einige auf der Intensivstation: Das ist die Zwischenbilanz der größten Masernepidemie in Köln seit 16 Jahren. „Es handelt sich um einen regelrechten Ausbruch“, sagt Anne Bunte, Leiterin des Kölner Gesundheitsamts. Zwei Säuglinge sind erkrankt, einige Kleinkinder und Schulkinder – für die Kleinen ist eine Infektion besonders gefährlich. Eins von 1000 Kindern, die an Masern erkranken, erleidet eine Entzündung des Gehirns, die zu bleibenden Hirnschäden führt und auch tödlich verlaufen kann.

„Ich bin immer wieder erschrocken, wie wenige Menschen registrieren, dass Masern ein ernsthafte Gefahr bedeuten“, sagt Bunte. „Jeder, der nicht geimpft ist, gefährdet auch Dritte.“

Jahrgänge mit niedriger Impfquote

Die meisten Kölner Infizierten sind zwischen 20 und 25 Jahre alt. „Sie kommen aus Jahrgängen mit niedriger Impfquote“, sagt Bunte. Längst ist es in Deutschland üblich, dass Kinder zwischen elf und 14 Monaten zum ersten Mal gegen Masern, Mumps und Röteln geimpft werden, Zweijährige haben in der Regel beide Masern-Impfungen erhalten, die Impfquote liegt bei gut 90 Prozent.

Um die Krankheit, die laut Weltgesundheitsorganisation eigentlich bis 2010 ausgerottet sein sollte, zu eliminieren, wäre aber eine Quote von 95 Prozent nötig. In den 1990er Jahren war die Impfquote deutlich niedriger – auch, weil die Impfung gesplittet wurde und erst ab dem fünften oder sechsten Lebensjahr erfolgte.

Die meisten Masernpatienten wurden registriert

Sorgen bereitet es Bunte, dass inzwischen auch Fälle in Schulen, Arztpraxen und Krankenhäusern bekannt sind. Die meisten Masernpatienten hat die Verwaltung rund um ein Ärztezentrum in Ehrenfeld registriert. „Voriges Jahr hatten wir 16 Masernfälle, die wir schnell in den Griff bekommen haben, weil sie sich auf einige Familien konzentriert hatten“, sagt Bunte, „dieses Jahr ist das schwieriger, weil das Virus breiter gestreut auftaucht. Unser Fokus liegt darauf, durch Aufklärung und Nachimpfungen eine Ausbreitung zu verhindern“, so Bunte.

Das ist aber schwierig, weil sich Masern schnell per Tröpfcheninfektion übertragen – und die Symptome wie Husten, Schnupfen, Fieber und entzündete Mandeln unspezifisch sind. Der typische Hautausschlag tritt nach Ausbruch der Krankheit auf. Auch in Duisburg sind einige Dutzend Masernfälle gemeldet worden. In vielen europäischen Ländern haben sich deutlich mehr Menschen mit dem Virus infiziert als in den Vorjahren.

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