Kommentar zum Fahrrad-DesasterKölner Politik hat Entwicklung komplett verschlafen

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Der Radweg auf dem Hohenstaufenring.

Der Radweg auf dem Hohenstaufenring.

  • In Köln ist in den vergangenen zehn Jahren zu wenig passiert, damit die Stadt attraktiv für Radfahrer wird.
  • Die Konzepte für bessere Radwege müssen nun schnell umgesetzt werden.
  • Das geht auch ohne Verteufelung des Autoverkehrs. Ein Kommentar

Es sei viel zu lange nichts passiert, räumte die Oberbürgermeisterin am Sonntag ein – als Teilnehmerin einer Kundgebung für ein fahrradfreundliches Köln. Am Dienstag bestätigte eine Studie den Befund – letzter Platz unter Deutschlands Großstädten. Man könnte auch sagen: Die Stadt hat die Entwicklung komplett verschlafen.

Was ist denn schon passiert in den letzen zehn Jahren? Die einen entwarfen ambitionierte, aber realitätsferne Visionen („Köln mobil 2025“). Die anderen führten unbeirrt die ideologischen Debatten der Vergangenheit fort („Wir lassen nicht zu, dass der Autofahrer verdrängt wird“).

Die Radfahrer aber ließ das alles unbeeindruckt. Sie wurden einfach immer mehr. 19 Prozent der Kölner nutzen inzwischen das Fahrrad, ergab die jüngste Mobilitätsstudie, zehn Jahre zuvor waren es erst zwölf Prozent . Wer das nicht glauben mag, sollte sich morgens , etwa an der Aachener Straße, anschauen, welche Zweirad-Kolonnen im Berufsverkehr unterwegs sind.

Köln muss die Konzepte schneller umsetzen

Für die Stadtverwaltung und die zuständigen Verkehrsplaner war diese Entwicklung allerdings noch lange kein Grund für übertriebene Aktivität. Zumal der bis 2017 zuständige Dezernent Franz-Josef Höing an Verkehrsthemen eher wenig Interesse hatte. Und so rollen die Radler in Köln noch immer über Wege, deren Markierungen aus den 1980er Jahren stammen, die viel zu eng sind und viel zu oft jäh im Nichts enden. Wenn es überhaupt einen Radweg gibt. Von einem Netz zu sprechen, verbietet sich in Köln bis heute angesichts des dürftigen Angebots grundsätzlich.

Dass der innerstädtische Radverkehr zentraler Bestandteil jeder künftigen Verkehrsstrategie sein muss, hat keiner der Verantwortlichen erkannt. Nur mit ihm lassen sich Kapazitäts-, Platz- und Emissionsprobleme in den Griff bekommen. Und zwar ganz ohne Verteufelung des Autoverkehrs. Alles, was es braucht, sind kluge Konzepte, die das Nebeneinander von Auto, Rad und ÖPNV organisieren. Die Stadt beginnt langsam, solche Konzepte zu entwickeln. Noch langsamer ist sie in der Umsetzung - bisher. Das muss sich dringend ändern. Sonst bleibt Köln auf dem letzten Platz – auf Dauer.  

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