Bergung zu teuerHunderte E-Scooter liegen auf dem Grund des Rheins in Köln

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E.-Scooter Wasser

Aus dem Rhein geborgene E-Scooter. (Archiv)

Köln – Offenbar liegen etliche Elektro-Roller auf dem Grund des Rheins in Köln. „Bei unseren Tauch-Einsätzen finden wir immer wieder E-Scooter“, sagt Ilona Grenzemann-Hambüchen von der Kölner Firma Moissl Bautaucher. Die Roller lägen zum Teil mitten in der Fahrrinne der Schiffe und würden bei Niedrigwasser von den Frachtern beschädigt – und damit auch die Batterien, die die Scooter antreiben und umweltschädliche Stoffe beinhalten.

Vermutlich schmeißen Unbekannte die Roller oft einfach von den Rheinbrücken. Ein Roller-Verleiher hatte bei Grenzemann-Hambüchens Firma sogar angefragt, ob sie die Scooter bergen könne, von denen der Verleiher „hunderte“ allein unter der Hohenzollernbrücke geortet habe, sagt sie. Das Unternehmen habe jedoch schließlich den Auftrag nicht erteilt, weil ihm die Operation zu teuer gewesen sei. „Die Bergung im Rhein ist aufwendig“, erklärt Grenzemann-Hambüchen. Man brauche ein spezielles Schiff, dann müsse ein fünf mal zwölf Meter großes Schild senkrecht ins Wasser gelassen werden, dass die Taucher vor der Strömung des Rheins schützt. Bis zu 7000 Euro pro Tag koste das – der Scooter-Anbieter habe das nicht zahlen wollen, da die Neuanschaffung der Roller günstiger sei als die Bergung, sagt die Berufstaucherin. Nach der Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ habe sich unterdessen ein anderer Roller-Verleiher bei der Firma gemeldet und einen Bergungsauftrag für seine Scooter erteilt. Um welches Unternehmen es sich handelt, wollte Grenzemann-Hambüchen aus Diskretionsgründen nicht sagen.

Lime spricht von gezieltem Vandalismus

„Wir nehmen das Thema vor Ort in Köln sehr ernst und sehen uns klar mit in der Verantwortung, die Scooter schnellstmöglich zu bergen“, teilt die Firma Lime mit. Bei Scootern, die in Gewässer geworfen werden, handele es sich „in der Regel um gezielten Vandalismus.“ Man bemühe sich, die Roller „möglichst früh“ aus dem Wasser zu holen, zudem hätten die Transporter, mit denen die Roller zum Aufladen gebracht werden, spezielle Haken, mit denen die Scooter aus dem Wasser gezogen werden könnten – „sollten sie in Reichweite sein.“ An den tiefen Stellen sei die Bergung jedoch schwierig. Überdies unterstütze Lime finanziell die Bürgerinitiative „Krake“, die Müllsammelaktionen etwa in Parks, aber auch am Rheinufer durchführe, und habe sich nach der Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ erneut an die Initiative gewandt.

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Konkurrent Tier sagt, dass es durch Diebstahlsicherungen und speziell eingerichtete Parkverbotszonen an Brücken und in Ufernähe, in denen Nutzerinnen und Nutzer ihre Miete nicht beenden können, „nur in Einzelfällen dazu kommt, dass unsere Scooter im Rhein oder andere Gewässer geworfen werden.“ In Ufernähe habe Tier dennoch schon „einige“ seiner Scooter bergen können. In manchen Fällen benötige Tier indes „professionelle Unterstützung von den Fachkräften.“ Die Batterien der Roller seien zwar – wie die der anderen Anbieter auch – „verkapselt“, die Gehäuse könnten jedoch korrodieren, wenn sie längere Zeit im Wasser lägen. „Deswegen versuchen wir immer, jeden E-Scooter zeitnah zu bergen“, versichert Lime.

Anbieter gegen von Zufallstätern aus

„Nach unserem Kenntnisstand liegt zurzeit kein Bolt-E-Scooter im Rhein“, sagt die Firma Bolt, die noch nicht so lange in Köln aktiv ist. Sollte sich das ändern, werde das Fahrzeug nach Möglichkeit geborgen. In anderen Städten hätte Bolt ermittelt, dass meist nicht die eigentlichen Nutzer der Roller die Geräte ins Wasser schmeißen, sondern Passanten, die an den Scootern zufällig vorbei kämen. Denn ihre Kunden müssten per Foto dokumentieren, dass sie den Roller ordnungsgemäß abgestellt hätten. Die Einschätzung, dass es vor allem Zufallstäter und nicht registrierte Mieter sind, die Roller in den Rhein schmeißen, teilen auch andere Anbieter.

„Wir sehen aktuell keine Signale von Scootern, die aus dem Rhein kommen und haben bis jetzt auch keine sonstigen Hinweise aus der Bevölkerung erhalten“, erklärt das Unternehmen Voi. Wie andere Verleiher auch, hat Voi Abstellverbotszonen auf Brücken und in Ufernähe eingerichtet. Sollte dennoch einer seiner Roller im Rhein landen, würden Mitarbeiter ihn bergen. In München kooperiere Voi mit der Wasserwacht Isarrettung, in Köln sei man jedoch erst seit einem Monat aktiv, hier gebe es noch keine derartige Zusammenarbeit. Andere E-Scooter-Verleiher haben sich auf Anfrage nicht zu dem Thema geäußert.

Naturschützer äußern sich besorgt

Der Naturschutzverband BUND äußert sich besorgt über die Roller und deren offenbar große Anzahl im Rhein. „Wenn sie länger im Wasser liegen, können aus den Batterien Lithium und Kobalt austreten“, sagt Helmut Röscheisen von der BUND-Kreisgruppe Köln. Gefährlich werde es zudem, wenn die Roller mit den korrodierten Batterien bei Niedrigwasser wieder an die Oberfläche kommen. „Wenn das Lithium mit Luft in Kontakt kommt, können die Batterien explodieren“, warnt Röscheisen. Klar sei deshalb, dass die Verleiher ihre Scooter schnellstmöglich bergen müssten. Dafür müssten diese einen gemeinsamen Fond schaffen, in den sie regelmäßig einzahlten, um die dauerhafte Bergung aller E-Roller zu finanzieren, fordert Röscheisen.

Für die Schiffe auf dem Rhein seien die Scooter-Wracks indes kein Problem, auch nicht, wenn sie sie berührten. „Ein E-Roller wird kein Schiff an der Fahrt hindern. Wir stellen hier keine Beeinträchtigungen fest“, erklärt Florian Krekel von der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. „Über die Menge der Roller, die im Rhein liegen soll, bin ich aber schon erstaunt“, sagt Krekel.  

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