Kleine AusstellungJede Woche wechselt die Kunst an einem Garagentor in Köln-Ehrenfeld

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Caspar Reuter, Klaus Schäfer und Jörn Keseberg (v.l.) haben den Kunstkasten 2020 ins Leben gerufen.

Köln-Ehrenfeld – Der April des Jahres 2020: Die Corona-Pandemie steht gerade erst an ihrem Anfang, aber dennoch – oder gerade deswegen – ist die Verunsicherung unter den Menschen groß. Die Supermärkte erfahren einen Ansturm biblischen Ausmaßes, besonders Nudeln und Toilettenpapier sind heiß begehrt, die Regale wie leergefegt: „Da habe ich erst so richtig gemerkt, was los ist“, erzählt Künstler Klaus Schäfer, „die Leute waren total durch den Wind und da dachte ich, dass man sie irgendwie erden und für Ablenkung sorgen müsste.“

Zusammen mit seinen Künstlerkollegen Jörn Keseberg und Caspar Reuter entwickelte Schäfer dann die Idee des Kunstkastens Simrockstraße.

Die drei funktionierten einen Schaukasten am Garagentor von Kesebergs Atelier zur Kunstgalerie um, die den Passanten das Betrachten der Werke an der frischen Luft ermöglicht. Inzwischen ist die Gruppe um die drei Gründer des Kunstkastens auf acht Künstlerinnen und Künstler angewachsen, die ihre Arbeiten im wöchentlichen Wechsel in der Simrockstraße 32 präsentieren.

Jeden Sonntag ein neues Werk in Kölner Simrockstraße

Jeden Sonntag wird ein neues Werk gezeigt, ihnen allen liegt dabei stets die Auseinandersetzung mit der Pandemie zugrunde: „Das spannende ist, dass man das Geschehen so immer aus verschiedenen Perspektiven gezeigt bekommt. Jeder aus dem Team hat einen anderen Stil und einen anderen Blick auf die Situation“, erklärt Klaus Schäfer. Die Künstler stammen dabei aus den unterschiedlichsten Bereichen, wie der Street-Art, der klassischen Malerei oder der Comic-Kunst. Dadurch, dass auch Gastkünstler ihre Werke im Kasten präsentieren können, wird die Abwechslung noch einmal erhöht.

Schaukasten in Köln als Tagebuch des Virus

Gleichzeitig erfüllt der Kunstkasten auch einen dokumentarischen Zweck: Durch den Wechsel im Wochenrhythmus können stets auch aktuelle Geschehnisse und Ereignisse aufgegriffen werden. Im Laufe seiner knapp zweijährigen Laufzeit hat der Kunstkasten so das gesamte Pandemie-Geschehen abgedeckt - von den surreal anmutenden Anfängen und den Lockdowns über die Maskenaffären bis hin zu den jüngsten Mutationen des Virus: „Man kann den Kasten daher auch als eine Art Tagebuch betrachten“, sagt Caspar Reuter, „man kann den Werken teilweise ansehen, wie sich das Geschehen auf die gesellschaftliche Grundstimmung und das eigene Arbeiten als Künstler ausgewirkt hat.“

Besucher kommen regelmäßig in die Simrockstraße

Als die drei mit ihrem Projekt starteten, waren es natürlich erst einmal die Menschen aus der Nachbarschaft, die auf den Kunstkasten aufmerksam wurden: „Die Leute im Viertel kennen den Kasten, einige schauen regelmäßig vorbei, ob es etwas Neues gibt“, so Jörn Keseberg. Mittlerweile aber hat sich das Projekt herumgesprochen und ist auch Menschen außerhalb der Simrockstraße ein Begriff.

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Zudem hat sich die zweijährige Ausdauer der Künstlergruppe auch insoweit ausgezahlt, dass dem Kasten nun Fördergelder der Bezirksvertretung Ehrenfeld zugesprochen wurden. Diese wollen die mitwirkenden Künstler nutzen, um das Projekt auf eine neue Ebene zu heben. Neben einer Website, auf der die gezeigten Werke auch online präsentiert werden, haben die Künstler so auch den eigentlichen Kasten um einen weiteren ergänzt, der durch den Türspion des Garagentors eingesehen werden kann. In diesem können nun auch dreidimensionale Arbeiten gezeigt werden, etwa kleine Skulpturen oder Dioramen. 

Als nächstes wollen die Künstler aus der Simrockstraße ein Best-of im Rahmen der Kunstroute Ehrenfeld im Mai präsentieren. Bis dahin können die Menschen aus dem Veedel weiterhin jeden Sonntag ein neues Werk im Kunstkasten entdecken - risikofrei und Corona-konform an der frischen Luft.

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